Mumm-Ra - These things move in threes
Columbia / Red Ink / Rough Trade
VÖ: 25.05.2007
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Return of the nerds
Die Fahrt zur nächsten Star-Trek-Convention ist gebucht, inklusive rotgefärbtem Enterprise-Flotten-Outfit mit Captain-Picard-Glatzenaufsatz. Nach kompilizierter Quersummenrechnung, durch Pi geteilt, mit dem Prozentsatz des Fettgehalts eines Emmentalers in Trockenheit multipliziert, erhält die doppelt eingeschweißte Comicbuchsammlung für dieses Mal die nötige Struktur im Bücherschrank. Stolz breitet sich aus, als der sechstausendste Beitrag im Internetforum für Kinderhörspiele markiert steht und sich hunderte von Namenlosen mit Smilie-Parade und virtuellen Liebkosungen an der unbezähmbaren Fingerfertigkeit des Feiernden erfreuen. Die ausartenden Aggressionen eines überaus empfindsamen Freundes der Schallplatte, der gerade einen leichten Fingerabdruck auf seiner 200 Euro teuren Rolling Stones-Erstpressung hinterlassen hat, sind kaum zu bändigen.
Eine Schauermär? Ein Trauerspiel? Nein, wahre Nerds gibt es wie Sand am Meer. Entweder man gehört dazu oder man hat ein schönes Leben. Mumm-Ra, die Dorftrottel aus dem britischen Küstenstädtchen Bexhill-on-Sea, scheinen - vertraut man den Lautmalereien ihres Arbeitgebers - so etwas wie die Gurus der Tölpel zu sein. Die menschgewordenen Eierkopfkönige, die weltfremden Dummdödel, die niemand mochte und die nie cool waren. Nicht, dass der Rezensent ein treudoofe Tomate wäre, aber der Grundsatz eines angehenden Musikjournalisten in der trendmarkierenden, Zeitzeichen setzenden Redaktion von Plattentests.de lautet nun einmal, Promotion und Werbung vollends Glauben zu schenken und diese, sei sie noch so einseitig formuliert, niemals zu hinterfragen. Spinnt man den Gedanken des Außenseiterdaseins weiter, muss man sich Sorgen machen um Mumm-Ra. Reicht man solchen Menschen nämlich den kontaktaufnehmenden kleinen Finger, schnappen sie gleich nach der ganzen Hand. Wenn sie da mal nicht an die falschen Leute geraten.
So leider geschehen im Falle von "These things move in threes", dem Debüt von Mumm-Ra. Der Produzent war es, der Bösewicht, der die unschuldigen Absichten der sechs jungen Recken zu seinen schändlichen Zwecken missbrauchte. Seine Missetaten in Kürze: Zusätzliche orchestrale Untermalung bei vollends ausgelasteten und meterhohen Gitarrenwänden, die ein gesundes Maß längst überschritten haben ("Sick deal"). Dazu der seltsam verpoppte Synthieüberschuss, der die zarten Anfänge von "Starlight" unsanft zur Strecke bringt. Der Versuch, Hit an Hit zu setzen, verhindert einen musikalischen Königsweg und konzeptionelle Dichte. Amerikanisierte Emo-tionalität reibt sich glücklos an Union-Jack-Vielfalt, Jangle-Pop stolpert in akkordarme Primitivität.
Doch Obacht, das Eigenengagement der Subjektivisten von Mumm-Ra ist nicht unterzukriegen und verdient sich letztlich doch noch feine Perlen. So gehört im vielschichtigen Pophimmel vom selbstproduzierten "She's got you high" oder der Libertines-Adaption "Song B", die sich von Umschwung zu Umschwung immer weiter von ihrer begnadeten Inspiration loseist. Euphorisierende Ansätze und begeisternswerte Spuren - sie sind in einer Vielzahl zu hören und verklingen in einer massenstromschielenden Fabrikation, in einer grobschlächtigen Fertigstellung. Es ist ein wahres Ärgernis, sie untergehen zu sehen. Mit zerknitterten Comicheften, zerkratzten Schallplatten und einem saftentleerten Phaser.
Highlights
- She's got you high
- Song B
Tracklist
- Now or never
- Out of the question
- These things move in threes
- She's got you high
- Song B
- Sick Deal
- Light up this room
- Starlight
- This is easy
- What would Steve do?
- Down down down
Gesamtspielzeit: 44:21 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Immermusik Postings: 828 Registriert seit 04.11.2021 |
2024-03-13 17:54:26 Uhr
Da fehlt ein Mumm. Story of my life ;-) |
Gomes21 Postings: 5160 Registriert seit 20.06.2013 |
2024-03-13 17:47:48 Uhr
Die hab ich ja ewig nicht mehr gehört! Wird mal aufgefrischt |
Immermusik Postings: 828 Registriert seit 04.11.2021 |
2024-03-13 17:46:25 Uhr
Hach das waren goldene Haldern Pop Jahre. Dann hatten -Ra noch einen Hit dank 500 days of summer. Jetzt gibt‘s ein Lebenszeichen https://youtu.be/U5d9Steqm-g?si=gd2el7cnOuFW51ff |
Comeback! |
2013-03-08 20:43:18 Uhr
http://www.mumm-ra.net/ |
Dän |
2007-05-31 14:52:40 Uhr
Für mich sind das The Kooks mit besseren Songs. Der Snow-Patrol-Einschlag kommt aber auch manchmal durch. 7/10 wären's auch von mir gewesen. |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
The Kooks; The Electric Soft Parade; The Rifles; The Maccabees; Haven; South; The Holloways; Good Shoes; Phantom Planet; Ocean Colour Scene; Embrace; The Smiths; Dead! Dead! Dead!; I Am Kloot; Maximo Park; Reef; The Stranglers; The Pigeon Detectives; Ash; Doves; The View; The Sunshine Underground; Hot Club De Paris; The Futureheads; British Sea Power; The Charlatans UK; The Long Blondes; The Boo Radleys; Snow Patrol; New Order; XTC; Shed Seven; Heavy Stereo; The Bluetones
Bestellen bei Amazon
Threads im Plattentests.de-Forum
- Mumm-Ra - These things move in threes (30 Beiträge / Letzter am 13.03.2024 - 17:54 Uhr)