The Academy Is... - Santi
Fueled By Ramen / Atlantic / Warner
VÖ: 25.05.2007
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Will it play in Peoria?
Sengende Hitze über einem Meer von Maisfeldern, Pick-Up-Trucks, die von Tornados in die Stratosphäre getragen werden, Horden von Latzhosenträgern, die auf ihrem allmorgendlichen Toilettengang mit einer schlaftrunkenen Handbewegung auch schon wieder Bush gewählt haben. Hier vorne lockt der Duft frischgebackenen Heidelbeerkuchens Nachbars Lumpi zum Fensterbrett. Und dort hinten rasen ein dicklicher und ein stotternder Prä-Pubertierender auf ihrem Fahrrad vor einem buckligen Kerlchen im Clownskostüm davon - "Hi-Yo Silver! AWAYYY!"
So kennt man ihn, den amerikanischen Mittleren Westen und seine Peripherie. Als ein weit gereistes Klischee, das sich zuweilen gar bis ganz an den Nordrand des Pazifik und an die Grenze zu Kanada verlagern kann. Und als mächtigen Stereotyp. Denn auch die erste und zweite Emowelle würzten die Kornkammern der USA nur zu gerne mit den Tränen ihrer verzagten Jugend. So macht es auch für The Academy Is... Sinn, zu betonen, dass sie aus einer Vorstadt kommen. In Spuckweite zu Chicago haben sie auf ihrem zweiten Album dem Lärm der Großstadt zwar nur wenig entgegenzusetzen. Sie geben sich aber doch erfreulich viel Mühe, dem Klischee zugleich zu entkommen und auf ihm zu satteln.
Die Mittel von "Santi" heißen Übertreibung und Eindämmung in handlichen Portionen. Großen Anteil hat Sänger William Beckett, der die von vorn herein nicht eben prosaischen Emorock-Attitüden von "Sameblood" oder "Neighbors" ungeniert in Bonos stets weit geöffnete Arme treibt, um Schulterkuscheln und Leberhakeln gleichzeitig zu praktizieren. Da nun ohnehin in Herzschlagnähe, nimmt sich "Seed" gleich mal den Basslauf von "New years day" zur Brust und krempelt ihn von runtergekocht auf Autsch-Finger-verbrannt zu Riesen-Sauerei-auf-der-Herdplatte. "Everything we had" spielt Gummitwist mit einer dieser lakonischen Death-Cab-For-Cutie-Balladen, lässt sie aber auch ziemlich bedröppelt am Rande stehen, wenn sich der Song doch noch gänzlich in die eigenen Streicherhüpffiguren verliert. Die rhythmische Auflösung von "You might have noticed" findet ihren Weg zwischen mehreren harmonischen Stolpersteinen, der recht affektiert die Hüften schwingende Disco-Punk von "LAX to O'Hare" oder "Bulls in Brooklyn" will dann allerdings doch etwas zu viel. "Sleeping with giants (Lifetime)" bietet da schon mehr begrüßenswerten Größenwahn, um das Stampfen der Strophen mit Trippelschritten auf eine powerballadeske Matschwanderung zu führen.
"In the most unexpected places / I see changes", singt Beckett zum Schluss eine hochdramatische Zeile, die man durchaus auf die Herkunft von The Academy Is... münzen darf. Denn "Santi" schafft es in der Tat, das musikalische Bild des mittleren Westens in die Mehrdimensionalität zu sprengen. Derart ambitioniert hat selten jemand die Klischeefelder nicht nur gedüngt, sondern auch zu barely legal Genkreuzungen sprießen lassen. This will play, und zwar bestimmt nicht nur in Peoria.
Highlights
- Sleeping with giants (Lifetime)
- Everything we had
- Seed
Tracklist
- Same blood
- LAX to O'Hare
- We've got a big mess on our hands
- Sleeping with giants (Lifetime)
- Everything we had
- Bulls in Brooklyn
- Neighbors
- Seed
- Chop chop
- You might have noticed
- Unexpected places
Gesamtspielzeit: 39:36 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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zote |
2007-06-08 17:34:05 Uhr
Gibt es hier niemanden der die Platte so klasse findet wie ich? Obwohl ich am Anfang ziemlich enttäuscht war, läuft die bei mir nur noch rauf und runter.Da folgt eine Powerpophymne die Nächste.Zum Beispiel "Chop Chop" geht mir nicht mehr aus den Kopf. |
Armin |
2007-05-20 12:10:00 Uhr
THE ACADEMY IS ... - Santi CD, VÖ 25.05.2007 Schon 2005 brachte eine Band aus den Vorstädten Chicagos die US-Alternative-Presse in Verzückung: THE ACADAMY IS... verschmolzen auf ihrem ersten Longplayer Almost Here Melodie und Power zu einer Einheit und füllten die Lücke zwischen U2 und Weezer. Das Ganze erschien beim derzeitigen Referenzlabel für das Besondere, Fueled By Ramen (Panic! At The Disco et al.), und erfüllte die jungen Rockfans mit Entzücken. Fast zwei Jahre und einige Tausend Kilometer Touring später, setzen sie ihren Weg fort und zudem zum Sprung nach Europa an - im Gepäck, ihr brandneues Album mit dem Titel Santi, ein lebhaftes und melodisches Monument in Sachen Rock mit Pop-Attitüde. Produziert von Butch Walker, den man vom hervorragenden Soundwork für Hot Hot Heat, All American Rejects und Bands ähnlicher Energie kennt, haben William Beckett und Kollegen mit Santi einen Meilenstein vorgelegt. Denn konnte sich Almost Here noch nicht so recht entscheiden, ob es nun Punk, Emo oder vielleicht doch Neo-Speed-Pop sein wollte, haben THE ACADEMY IS... nun ihren definitiv eigenen Weg gefunden. Ihre Hooks, die Arrangements und auf den Punkt gebrachten Riffs, aber auch die weit ausholenden Gesangslinien rufen förmlich nach einem Stadion und einer Menge, die die Refrains bereitwillig mitsingt. Denn die Songs auf Santi sind allesamt Hymnen, die zum Mitfeiern und kollektiver Bewegung rufen. So etwa Weve Got A Big Mess On Our Hands, die erste Single, die einen mitreißenden Stampfrhythmus und einen traumhaft großspurigen Singalong-Refrain besitzt. Trotzdem alles andere als simpel, sondern ganz im Gegenteil durchdacht, klug und mit Liebe zum Detail arrangiert, kann der Song als herausragendes Beispiel für das ganze Album stehen. Unverwechselbar wird das ganze dann durch William Becketts Stimme und die hookigen Lyrics. Rau aber vielfältig dürfte der Zweitling THE ACADEMY IS ... so zu den großen Hoffnungen der nahen Rock-Zukunft zählen. |
zote |
2007-04-02 18:34:01 Uhr
Also "We've Got A Big Mess On Our Hands" ist schon mal nen wirklich guter Song der Spass macht. |
Armin |
2007-03-17 21:35:42 Uhr
The Academy Is - Santi (Album VÖ 25.05)Schon 2005 brachte eine Band aus den Vorstädten Chicagos die US-Alternative-Presse in Verzückung: THE ACADAMY IS... verschmolzen auf ihrem ersten Longplayer Almost Here Melodie und Power zu einer Einheit und füllten die Lücke zwischen U2 und Weezer. Das Ganze erschien beim derzeitigen Referenzlabel für das Besondere, Fueled By Ramen (Panic! At The Disco et al.), und erfüllte die jungen Rockfans mit Entzücken. Fast zwei Jahre und einige Tausend Kilometer Touring später, setzen sie ihren Weg fort und zudem zum Sprung nach Europa an - im Gepäck, ihr brandneues Album mit dem Titel Santi, ein lebhaftes und melodisches Monument in Sachen Rock mit Pop-Attitüde. Trailer: http://musicmail.wmg.com/resp/c2.php?WMGP/286514026/14315159/T/N/V/http://streamos.atlrec.com/download/atlantic/theacademyis/video/big_mess_4minutcd_copy.mp4 Tour 29.03.2007 Grünspan / Hamburg |
Matt |
2007-03-16 17:53:28 Uhr
Weiß jemand über den Status der Vorbands bei den jeweiligen Konzerten in Hamburg Bescheid? Ich habe gelesen, das "The Academy Is" "One Fine Day" aus Hamburg das Amt für die Vorband vergeben haben...Vielleicht hat jemand mehr Informationen zu den Konzerten... Danke im voraus, Matt |
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Referenzen
Fall Out Boy; Panic! At The Disco; Spitalfield; The Panic Division; The Audition; The Starting Line; Midtown; Hey Mercedes; My Chemical Romance; Taking Back Sunday; Motion City Soundtrack; Yellowcard; The All-American Rejects; Weezer; U2; The Cure; Death Cab For Cutie; Sunny Day Real Estate; The Get Up Kids; The Promise Ring; All Systems Go!; Jimmy Eat World; Piebald; Saves The Day; Jets To Brazil; The Juliana Theory; Sense Field; Radio 4; The Rapture; Life Without Buildings; Hot Chip
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- The Academy Is... - Santi (6 Beiträge / Letzter am 08.06.2007 - 17:34 Uhr)