Royseven - The art of insincerity

Island / Universal
VÖ: 18.05.2007
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Kunstrasen
Fußball und Musik sind sich ziemlich ähnlich, Nick Hornby wird's bestätigen: Das Runde muss nun mal ins Eckige, egal ob es sich dabei um ein Tor oder einen CD-Player handelt. Bekanntlich ist auch das nächste Album immer das schwierigste, und Personalveränderungen gehen nicht selten schief, never change a winning team und so. Ganz zu schweigen von der Bedeutung des Linienrichters. Am wichtigsten ist aber natürlich: Die Fans sind der zwölfte Mann. Manchmal auch der siebte - wie bei Royseven, die aus diesem guten Grund die Sieben stolz an den Titel ihres ersten fertigen Songs geheftet und das Ganze dann zum Bandnamen erklärt haben.
Wer siegen will, muss aber nicht nur clevere Ideen haben, sondern vor allem Tore schießen - insbesondere Front-Roy Paul Walsh zeigt auf dem Weg in den gegnerischen Strafraum vollen Einsatz: Er verscherbelte mal eben Auto und Eigenheim, um ohne Kontosorgen ausschließlich seiner Rockband vorstehen zu können und zu Zeilen wie "Somewhere you're sleeping / And cotton clings to your skin / Where I should be / But words and love / Were not enough to have you here with me" sein Herz bluten zu lassen. Ganz fragil und kopfstimmig zu Beginn, pünktlich zum Refrain dann aber stets vollständig stadionisiert und großzügig pathosbekleistert. Es hat schließlich nicht umsonst die Hälfte der Band eine Gitarre um den Hals hängen.
Die Taktik scheint aufzugehen: "The art of insincerity" dribbelte unaufhaltsam in die irischen Album-Charts und bescherte den Dublinern kürzlich einen "Meteor Ireland Music Award" in der Kategorie "The Hope for 2007". Dabei tragen Royseven strenggenommen manchmal bloß die verschwitzten Trikots von JJ72, Snow Patrol, Keane oder auch Muse auf, deren Live-Soundbeauftragter Marc Carolan übrigens am Spielfeldrand Kommandos gab - was man vor allem dem unruhig zappelnden "In your bedroom" und dem bombastisch aufgeplusterten "Crash" anhört. Bitte ins Merkheft notieren und rot unterstreichen: Auch Abstaubertore sind Tore. Und im Fall der Beziehungs-Schlappe "Aberdeen" sogar wunderschön.
Eines muss man den Iren wirklich lassen: Sie haben Refrains, so groß wie Fußballfelder, und gehen würdevoll und furchtlos in die Zweikämpfe mit Dur, Moll und der ganzen Herzscheiße. Zu fernöstlichen Gitarren und Bongo-Percussion werden Pläne für die "Revenge in blue" geschmiedet; "February" klagt dem Piano sein Liebesleid, während verständnisvolle Streicher sorgfältig die Scherben zusammenkehren - damit Paul Walsh in "I'm revived" wieder auf dem Boden der Tatsachen um sein Leben singen kann. Denn das kann er verdammt gut. Überhaupt: Wer einen kuscheligen Piano-Rausschmeißer "Send me to hell" nennt, muss einfach ein sympathischer Kerl sein. Und auch wenn es sicher schon spannendere Partien gab, hat man bei Royseven doch auf jeden Fall vom Feeling her ein gutes Gefühl.
Highlights
- Aberdeen
- I'm revived
- Send me to hell
Tracklist
- Older
- Happy ever afters
- Crash
- Roy
- Aberdeen
- February
- I'm revived
- I laughed alone
- In your bedroom
- Revenge in blue
- Send me to hell
Gesamtspielzeit: 47:59 min.
Referenzen
JJ72; Snow Patrol; Morning Runner; Keane; Thirteen Senses; Muse; Vega 4; Embrace; Starsailor; The Frames; Coldplay; Damien Dempsey; Reamonn; Roman Fischer; Manic Street Preachers; Lowgold; The Crash; James Blunt; Delaware; Duke Special; Haven; Andreas Johnson; The Dears; Eskobar; Belasco; Washington; The Tears; South; Mew; Youth Group; Feeder; Doves; Saybia; Kashmir; Nada Surf; Idlewild; The Doors; Jeff Buckley
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- Royseven - The art of insincerety (7 Beiträge / Letzter am 26.04.2007 - 01:03 Uhr)