Jud - The perfect life
Nois-O-Lution / TIS / Warner
VÖ: 26.03.2001
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Dauerregen in der Wüste
Die Gitarren blasen die trockene, heiße Luft der kalifornischen Wüste aus den Boxen, während der Song selbst Assoziationen an regnerische Novembernachmittage in tristen - möglicherweise englischen - Vorstädten weckt. Es fällt schwer, den Sound von Jud zu beschreiben; vor allem, weil man sich bei allen Bildern in Widersprüche verstrickt. Stücke beginnen als ganz gewöhnliche (und immens gut gemachte) Stoner- oder Noise-Rock-Songs, um sich später zu gewaltigen und bedrohlichen Gewitterfronten zu verdichten. Versteckte Entladung nicht ausgeschlossen.
Juds "The perfect life" ist der fast perfekte Trip in seltsame Gefilde: Trocken-heiße Regentage, bittersüße Symphonien für den Stoner, reinigende Schlammbäder und natürlich nach vorn treibende Melancholie. All diese scheinbaren Widersprüche vereinigen sich zu einem großen Ganzen. Lediglich eine - eigentlich sehr schöne - Spaßnummer über die Ratschläge der Mutter zur Partnerwahl ("Don't fuck the skinny girls, my mama said") wirkt etwas deplaziert und wäre als versteckter Track wohl besser aufgehoben gewesen. Den Gesamteindruck des Album kann besagtes "Skinny girl" aber kaum schmälern.
Dennoch ist diese Platte keine Liebe auf den ersten Blick, weder für den Neuling im Jud-Universum, noch für den alten Space-Traveller, der schon "Chasing California" oder "Innermission" lieben gelernt hat. Beiden aber sei gesagt: Dieses Album will eure ganze Aufmerksamkeit. Schenkt sie ihr, sie ist es wert. "The perfect life" läßt sich nicht einfach mal so nebenbei hören, zumindest nicht zu Beginn. Zu verstörend, zu heftig kommt diese Platte über euch und die Anstrengung vertreibt den Genuß. Ganz anders wird es aber, wenn man sich auf das Album einläßt, sich die Texte zur Hand nimmt und nichts tut, außer einfach die Ohren zu spitzen.
Der erfahrene Jud-Hörer mag vom luftig leichten Cover und vom optimistischen Titel irritiert sein. Tatsächlich ist "The perfect life" etwas heller geraten und so kann man die wunderschönen Melodien, die die Songs versteckt halten, besser erkennen. Der Neuling sei gewarnt: Juds "The perfect life" macht süchtig und kann die Konzentrationsfähigkeit stark einschränken. Songs nehmen Dich gefangen, obwohl sie offen bleiben. Gitarrenwände sind so breit und so mächtig, daß Du die vielen Türen nicht mehr siehst. Dann gibt es kein Entkommen mehr: Die Droge Jud hat Dich in ihren Klauen und läßt Dich nicht mehr los. Aber mach Dir keine Sorgen: Selbst in hohen Dosen genossen, gibt Dir diese Droge nichts außer dem puren Rausch.
Highlights
- Breeze in the morning
- Nothing new
- Down and out
- Knowhere
Tracklist
- Trancemission
- Flake
- Fast & slow
- Breeze in the morning
- Lovesong
- Nothing new
- The perfect life
- As long as the sun is out
- The more I love you
- Killing time
- Down and out
- Skinny girl
- Feed the tigers
- Knowhere
Gesamtspielzeit: 49:25 min.
Referenzen
The Fullbliss; David Judson Clemmons; Desert Sessions; Mad Season; Kyuss; Carrera; Blackmail; Scumbucket; Harmful; Ulme; Tito & Tarantula; Earthlings?; Nebula; Unida; Slo-Burn; Alta May; Queens Of The Stone Age; AC Acoustics; Jonas; The Doors; The The; The Cure; Echobrain; Temple Of The Dog; Bush
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