Holly Golightly & The Brokeoffs - You can't buy a gun when you're crying
Damaged Goods / Cargo
VÖ: 30.03.2007
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Steppenwölfin
Eines müssen wir der Dame mit dem wohlklingenden Namen schon lassen. Die gleichnamige Protagonistin in "Breakfast at Tiffanys" mag durch Audrey Hepburn unsterblich geworden sein. Doch nur die Musikerin Holly Golightly vertritt ihre Liebe zu den Sixties mit vollkommener Authentizität. War ihre frühere Band Thee Headcoatees noch dem Garagen-Sound zugetan, sind ihre Solopfade, die sie seit ihrem 1995 erschienenen Debüt "The good things" beschreitet, eine Nische für sich.
Nach ihrem schlüpfrigen Jack-White-Duett "It's true that we love one another" auf dem The-White-Stripes-Album "Elephant" wünschte sich jeder Holly Golightly zur großen Schwester. Die könnte einem doch Geschichten erzählen. Vollends aus der Fassung brachte sie Kollege Oliver Ding, als sie auf "Slowly but surely" den Verlust der Jungfräulichkeit thematisierte. Ist ja auch ein betörender Gedanke. Fräulein Golithly, im Petticoat, auf dem Rücksitz eines VW-Käfer. Immer wieder stößt die Britin ihr Türchen in die Vergangenheit auf, lässt das innere Auge über schmierige Elvis-Tollen und gewienerte Cabrios schweifen. Ganz nebenbei entwirft sie dabei das Sittenbild einer Generation, welche mittlerweile als stark ergraut bezeichnet werden kann. Bei all dem Nostalgie-Gesäusel kann es einen schon verwirren, dass Holly Golithly eine Myspace-Seite ihr Eigen nennt.
Helles Blechdosengeschepper und schiefe Blues-Töne reißen auf "You can't buy a gun when you're crying" mit ihren Zacken die ersten Löcher in den Zeitstrahl. Es ist schwer zu glauben, dass diese verrauchten Songs während der New Yorker Silvesternacht 2006/2007 und nicht mit Koyoten zusammen in der einsamen Prärie aufgenommen wurden. "You can't buy a gun when you are crying" ist Blues in seiner ursprünglichsten, analogen Form. Diese Platte lässt Folk klingen, als hätte die Victor Talking Machine Company ihren ersten Victrola-Phonographen gerade auf den Markt geschmissen.
Aus einer schmutzigen Truhe, vergraben bei der alten Eiche am Ende der Straße, kramt Holly Golithly ihren Asbach-Country. Mit einem dunklen Knarren und ordentlich Muff kommen Hufeisen, Sattelzeug und verstaubte Instrumente zum Vorschein. Staubige Viehwagen schieben sich müde der untergehenden Sonne entgegen, und Holly Golithly zupft mit dunkler Seele und heller Stimme den Wildwest-Soundtrack. Nein! Dieses klobige Ding wurde nicht in den Sixties hier vergraben. Auch wenn wir den Petticoat vermissen: Dieser reduzierte Schwarz-Weiss Sound steht ihr auch ganz gut.
Highlights
- Devil do
- Jesus don't love me
Tracklist
- Devil do
- Just around the bend
- Everything you touch
- Medicine water
- You cant buy a gun
- Crow jane
- So long
- Time to go
- Black heart
- Clean in two
- Jesus don't love me
- I let my daddy do that
- Whoopie ti yi yo
- Devil don't
Gesamtspielzeit: 40:17 min.
Referenzen
Neko Case; Peggy Lee; Nancy Sinatra; Tammy Wynette; Loretta Lynn; Patsy Cline; Dusty Springfield; Cilla Black; Emmylou Harris; Gloria Jones; The Ronnettes; Lee Hazelwood; Elvis Presley; The Beatles; Kirsty MacColl; Sam Brown; Feist; Juliana Hatfield; Penelope Houston; Nina Nastasia; Lisa Germano; April March; Carla Torgerson; The Walkabouts; Sons And Daughters; The Greenhornes; Thee Headcoatees; Billy Childish; Voice Of The Beehive; The White Stripes; The Divinyls; The Bangles; The Go-Gos; The Muffs; The New Pornographers; The Fiery Furnaces