Ian Astbury - SpiritLightSpeed
Beggars Banquet
VÖ: 03.07.2000
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Tücken der Technik
Ian Astbury - allein die Nennung dieses Namens sorgt bei manch einem immer noch für Gänsehaut. Mit seiner Band The Cult hat er wie kaum ein anderer den Rocksound der Achtziger geprägt. Aus diesem Grunde war auch die Enttäuschung groß, als die Band, die uns mit Hits wie "She sells sanctuary" und "Fire woman" beglückte, ihre Auflösung bekannt gab. Doch ihre Stimme verstummte nicht. Astbury zog mit einer eigenen Band namens Holy Barbarians umher und spielte eine minimal elektronischere Variante des gefühlvollen Waverock-Sounds, für den seine Stammband stets bekannt war. Kultig war dies jedoch nicht und bald schon legte er die Barbaren ad acta.
Seitdem arbeitete Astbury vehement an seinem "Solodebüt", das jetzt mit ganzjähriger Verspätung endlich das Licht der Welt erblicken darf. Mit dem eigenen Namen ist man gleich viel freier, dachte sich Astbury wohl und konnte endlich seine Vorlieben, zu denen eben nicht nur Led Zeppelin, Iggy Pop, MC5 und The Velvet Underground, sondern auch Knöpfchendreher wie The Orb, Garbage oder die Beastie Boys gehören, ausleben. "Life travels faster than sound" singt er in "It's over". Dementsprechend gehäuft träufeln Beats, Loops und Effekte auf den Hörer ein. Auf dem Mist von Produzent Chris Goss (Masters Of Reality, Kyuss) ist dies wohl nur bedingt gewachsen.
Dabei ist der Einstieg in "SpiritLightSpeed" noch als durchaus gelungen anzusehen. "Back on Earth" erinnert mit seinem düsteren Pianointro und dem einsetzenden dreckigen Basslauf durchaus an die stärkeren Momente von The Cult in den Neunzigern. Der eigentlich recht dreiste Klau bei "Sympathy for the devil" ändert nichts daran, daß der Song ein echter Mitreißer ist. Hier arbeiten Drumcomputer und Röhrenverstärker noch Hand in Hand. Auch die schräggelegten Gitarrenspuren des "Hi time amplifier" und das druckvolle Riff von "It's over" rufen zum Mitwippen auf. "Tonight (Illuminated)" oder "Tyger" gemahnen dann plötzlich eher an das jüngere Schaffen von Depeche Mode.
Solange der beseelte Gesang Astburys mit starken Melodien aufwarten kann, bleibt das Album auf der Gewinnerstraße. Leider entpuppt diese sich schon bald als Sackgasse einer nur aufgesetzt wirkenden Spiritualität. Irgendwann beginnt man damit, den Cultschen Druck und vor allem Billy Duffys Riffs zu vermissen. Diese hatten wenigstens durchgängig die Hand im Schritt. Selbst das Recycling von "The witch" hat statt Mattenschütteln nur Haargel im Angebot. Da wartet man als Fan doch lieber auf das neue Werk von The Cult. Neben der Wiederveröffentlichung der Singleskollektion "Pure Cult 1984 - 1995" erwarten uns nämlich voraussichtlich Ende des Jahres sowohl einen neue Platte als auch eine Tour im neuen Lineup. Hoffentlich packt Astbury dann wieder das aus, was der Titel dieser Scheibe nur verspricht: "SpiritLightSpeed".
Highlights
- Back on Earth
- It's over
Tracklist
- Back on Earth
- Hi time amplifer
- Devil's mouth
- Tonight (Illuminated)
- Metaphysical pistol
- The witch (Slt. return)
- It's over
- El Che (Wild Like A Horse)
- Tyger
- Shambala
Gesamtspielzeit: 52:16 min.
Referenzen
The Cult; Coloursound; Cilla Black; Primal Scream; David Bowie; Garland Jeffreys; The Afghan Whigs; Bon Jovi; U2; Simple Minds; Depeche Mode; Vivid