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Brett Anderson - Brett Anderson

Brett Anderson- Brett Anderson

V2 / Rough Trade
VÖ: 23.03.2007

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Lonely Planet

Manchmal ist das Leben wie eine ungeteerte Sackgasse. Brett Anderson weiß das nur allzu gut: "Nothing ever goes right / Nothing really flows in my life", lamentiert er direkt im Eingangsbereich seines ersten Soloversuches in der Post-Suede-Ära. Seufzende Streicher, die ihre Saiten irgendwo zwischen feingeistigem Drama und passionierter Melancholie-Gala aufgezogen haben, nicken verständnisvoll und bieten Anderson auf Albumlänge eine starke Schulter. Dass er neben Joanna Newsom, den Shins und Bloc Party auch gerne Mozart, Händel und Bach hört, glaubt man sofort. "Scorpio rising" bringt eine gespenstisch spirituelle E-Gitarre ins Spiel, die unverblümt ihren Zweitjob als Orakeluntermalung verrät. Bei dieser Gelegenheit kann man sich ja mal bei der Astrologin erkundigen, was die Sterne Brett Anderson im Jahr vier nach Suede zu sagen haben.

"Liebe: Sie fühlen sich häufig einsam und mit der Zähmung ihrer eigenen Emotionen überfordert. Gehen Sie wieder mehr unter Menschen. Aber Vorsicht: In hedonistischen Abenteuern werden Sie keine Erlösung finden." Nein, Brett Anderson hatte noch nie das Gemüt eines Harlekins. Und gepflegtes Selbstmitleid ist schließlich eine legitime Währung, wenn man für etwas bezahlen muss, was man gar nicht bestellt hat; wenn die Liebe den Löffel abgibt und die Hoffnung genüsslich ins Messer laufen lässt. "Love is dead" gerät trotz Regenwolken zu einem der schönsten Lebenszeichen seit der Testamentseröffnung von Suede. Wenn Anderson - wie bei "Intimacy" - die pochende Percussion ungelenk in Frischhaltefolie einpackt und "Using sex like an antidote to the pain" oder "Your love's like an overdose" singt, dann ist das allerdings kein Selbstmitleid mehr. Auch kein Hedonismus. Sondern die blanke Verzweiflung.

"Gesundheit: Treten Sie kürzer und nehmen Sie sich mal wieder Zeit für sich selbst." Anderson scheint einen Pakt mit der Entschleunigung geschlossen haben: "One lazy morning" wiegt sich im gemächlichen Rhythmus des Müßiggangs, das Klavier setzt den Kaffee auf und gibt noch einen Löffel Kakao hinzu; die Violinen sticken wie im Schlaf ein florales Motiv auf die Tischdecke, und plötzlich steht auch noch ein Chor im Türrahmen. Doch "To the winter" legt das Herz des Gastgebers gnadenlos ins Gefrierfach, während die Handschuhe das wohltemperierte Wurlitzer erkunden und "The more we possess the less we own of ourselves" im Walzertakt Konsumkritik übt.

"Beruf: Ihre Geschäfte laufen solide, aber ein langjähriger Weggefährte fehlt in federführender Position. Wenn Sie immer nur in mittlerer Geschwindigkeit arbeiten, wird es Ihnen nicht gelingen, das Ziel vor Ihren Konkurrenten zu erreichen." Natürlich vermisst man Bernard Butler und seine Gitarre. Aber das alleine als Auslöser dafür, sich eine Wiedergeburt von Suede oder wenigstens von The Tears zu wünschen? Wäre wirklich zu einfach. Der Grund ist ein ganz anderer: Brett Anderson watet von einer Midtempo-Kontemplation in die nächste und überlässt dabei die tragende Rolle lieber einem Streicherheer, statt sich um den notwendigen Strukturwandel zu bemühen. Trotzdem hat sein Solo-Debüt nicht den schlechtesten Aszendenten und durchaus eine Handvoll Nettigkeiten parat. Die Astrologin prophezeit noch Großes für die Zukunft. Hoffentlich stehen die Sterne gut.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • Love is dead
  • To the winter

Tracklist

  1. Love is dead
  2. One lazy morning
  3. Dust and rain
  4. Intimacy
  5. To the winter
  6. Scorpio rising
  7. The infinite kiss
  8. Colour of the night
  9. The more we possess the less we own of ourselves
  10. Ebony
  11. Song for my father

Gesamtspielzeit: 38:31 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
klpemu
2007-11-03 19:27:52 Uhr
Am 12.12.2007, 21:00 Uhr, im Konzerthaus Dortmund:
Brett Anderson – unplugged

Wer Brett Anderson sagt, sagt auch »Suede«, Britpop, »The Tears«. Brett Anderson ist einer der »Schwergewichte« der Britpop-Szene. Mit seiner Band »Suede« machte er in den 90er Jahren auf der Insel und auch weltweit Furore. Vom Musikmagazin »Melody Maker« als beste Band Großbritanniens bezeichnet, warf »Suede« fünf Top-Ten-Alben auf den Markt und galt als eine der einflussreichsten Bands der vergangenen zehn Jahre.

Nach der Auflösung von »Suede« 2004 begann Brett Anderson, an seinem Solo-Album zu arbeiten. Im März 2007 war es endlich soweit. Brett Anderson zeigt sich auf dieser Scheibe überraschend anders: intim, persönlich und angereichert mit ätherischen Streicherklängen – wie geschaffen für »pop_unplugged« im KONZERTHAUS DORTMUND!
gerd
2007-05-07 10:40:55 Uhr
Das Konzert in London wird mitgeschnitten und kann als Doppel-CD bestellt werden. 1500 Exemplare werden gemacht.

http://www.myspace.com/brettandersonofficial
Gisela28
2007-04-25 00:00:46 Uhr
Uiuiui; Bei den Deutschland-Gigs ist Neil Codling am Keyboard dabei. Mit Mat und Brett also halbwegs eine Suede-Reunion ;-)
feLix
2007-04-24 12:46:10 Uhr
War richtig gut. Die Songs kommen live ganz anders rüber. Vielleicht hätte er es auch so mal auf dem Album versuchen sollen...
feLix
2007-04-18 13:33:36 Uhr
Bin Sonntag in Köln am Start :-)
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