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Fujiya & Miyagi - Transparent things

Fujiya & Miyagi- Transparent things

Groenland / Cargo
VÖ: 16.03.2007

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Kraut & Rüben

Peter Thornley ist ein Brite, wie er im Buche steht. Er frönt gerne in feuchtfröhlicher Runde dem beliebten Zahlenspiel Bingo, das dortzulande auch die Jüngeren zu begeistern weiß. Er kippt sich gerne Essig auf die Pommes und verzichtet auch nicht auf andere kulinarischen Verbrechen, deren Verzehr von Queen und Parlament weiterhin legalisiert bleiben. Typisch halt. Aber Thornley hütet ein dunkles Geheimnis: Hinter seinem britischen Alltagsleben stecken asiatisches Feuer und fernöstliche Boshaftigkeit, die nur darauf bedacht sind, Knochen und Gebeine splittern zu sehen. Es ist schon etwas Zeit vergangen, seitdem Thornsley mit seinem maskierten Alter Ego Kendo Nagasaki die Wrestling-Welt in Angst und Schrecken versetzte. Inzwischen wird er aber wohl nur noch den weichen Sessel hüten, mit ständigem Lauschangriff auf das Tagesprogramm der BBC.

Nichtsdestotrotz hat der Mann auch heute noch seine glühenden Verehrer. Drei von ihnen, David Best, Steve Lewis und Matt Hainsby aus Brighton, trafen und fanden sich in ihrer erbarmungslosen Ergebenheit für den berühmtesten Wrestler Großbritanniens der Siebziger und Achtziger. Aber auch ihre musikalische Vorlieben wuchsen bestens zu einem wilden Einheitsbrei zusammen. Krautrock, 2Step, HipHop, Dub - das passt schon. Und da sie ihrem alten, fäusteschwingenden Meister die Ehre erweisen wollten, benannten sie sich sinnfrei und spaßeshalber Fujiya & Miyagi. Ein Schallplattenspieler & der Lehrmeister von Karate Kid. Nun gut, auch ein Name.

"Transparent things" ist nach dem unbeachtet gebliebenen Debüt "Electro karaoke in the negative style" von 2003 ihr zweiter Longplayer. Gestärkt mit allerlei Lob durch die angelsächsische Presse folgt nun die Verschmelzung jener drei erfolgreichen Zehn-Inch-Singles, die in den letzten zwei Jahre erschienen sind. Im Zuge dieser Neuveröffentlichung wurde "Transparent things" mit drei weiteren Songs ausstaffiert, um Ansprüchen für ein ganzes Album gerecht zu werden. Gleich der erste Song "Ankle injuries" zeigt dabei, dass Fujiya & Miyagi nicht umsonst auf Herbert Grönemeyers buntem Label gelandet sind. Groenland kümmert sich bekanntlich sehr engagiert um den Nachlass und die weitere Vermarktung der deutschen Monotonie-Heroen von Neu!. Auf "Transparent things" werden nun aber aber keine spirituellen Bande geknüpft, wie es sich des Öfteren im Krautrock der Siebziger zugetragen hat. Funkige Breakbeats und energische Discobässe, verbunden mit antiker IDM, verbieten jegliche religiöse Neigungen und verweisen mit Nachdruck auf die nächstgelegene Tanzfläche. Nur der minimalistische Rhythmus bleibt erhalten. Zusätzlich impliziert Sänger Lewis mit seinem losen, dehnbaren Mundwerk und kreativen Rhymes auf "Collarbone" und "Photocopier" den britischen HipHop.

Trotz herausragender Singles mit ebenbürtiger Kehrseite, fehlt "Transparant things" letztlich ein wenig der Feinschliff und die erforderlichen Übergänge, die ein Album zu einem geschlossenen Kunstwerk machen. Gerade die neu eingemischten Tracks wollen nicht wirklich mit den Alteingesessenen harmonieren. So schlägt "Sucker punch" mit ausgefransten Dancepunkanleihen heftige Kerben in den treibenden Fluss. Der melodiöse Titelsong ist längst einen Schritt weiter als der Rest und selbst die wunderbar introvertierte Schlußminiatur "Cylinders" weiß sich nicht recht einzugliedern. Übrig bleibt eine Weiterentwicklung tanzbarer, englischer Electronica, die in ihrem holprigen Weg von Einzelstation zu Einzelstation noch zu viel Unsicherheit ausstrahlt. Mit einem etwas größeren Dreh am Produktionsregler sollte die Glocke zur nächsten Runde ganz klar in Richtung Fujiya & Miyagi erschallen.

(Markus Wollmann)

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Highlights

  • Photocopier
  • Transparent things
  • Cylinders

Tracklist

  1. Ankle injuries
  2. Collarbone
  3. Photocopier
  4. Conductor 71
  5. Transparent things
  6. Sucker punch
  7. In one ear & out the other
  8. Cassettesingle
  9. Cylinders

Gesamtspielzeit: 36:21 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
markus w.
2008-11-14 12:21:17 Uhr
@Soup Dragon
Es wird keine Rezi geben, da das Album, wie Harald schon angemerkt hat, leider nicht mit dem Debüt mithalten kann - und somit leider auch nicht mit anderen Alben, die zum Zeitpunkt der F&M-VÖ erschienen sind und als wichtiger erachtet wurden. Der Opener ist aber, da hast Du vollkommen recht, richtig, richtig großartig. Leider geht's danach überraschenderweise bergab und hält sich auf Albumlänge auf einem mäßigen Niveau. Sehr schade.
"Transparent Things" würde heute übrigens einen Punkt mehr von mir bekommen.
SpuddBencer
2008-11-14 12:16:21 Uhr
ja, das sehe ich leider auch so. enttäuschendes album, obwohl sie mir live dieses jahr doch noch sehr gut gefallen haben...
Harald
2008-11-14 12:11:42 Uhr
Ich war dafür nicht eingeteilt, daher weiß ich auch nicht, woran's gescheitert ist. Kann nur für mich sagen, dass mir "Lightbulbs" über weite Strecken weniger gefällt als das sehr gute Debüt. Die sind irgendwie stehen geblieben, ohne dabei die Qualität wiederholen zu können.
Harald
2008-11-14 12:07:59 Uhr
Ich war dafür nicht eingeteilt, daher weiß ich auch nicht, woran's gescheitert ist. Kann nur für mich sagen, dass mir "Lightbulbs" über weite Strecken weniger gefällt als das sehr gute Debüt. Die sind irgendwie stehen geblieben, ohne dabei die Qualität wiederholen zu können.
Soup Dragon
2008-11-14 11:18:27 Uhr
Warum gibt es eigentlich keine Rezi und noch nicht mal einen Thread zur Neuen, "Lightbulbs". Also mindestens der Opener ist groß, ob der Rest da so ganz mithalten kann, weiß ich noch nicht.
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