Air - Pocket symphony
Labels / EMI
VÖ: 02.03.2007
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Dream Team
Ein wenig etwas von einem Anachronismus hatten Air schon immer an sich. Nein, nicht unbedingt Air selbst. Vielmehr war es die Musik, die Nikolas Godin und Jean-Benoit Dunckel so gemacht haben. Zum einen lag der Appeal ihrer Kompositionen schon immer in ihrer Einfachheit begründet. Im zumindest scheinbaren Laissez-Fair ihrer Herangehensweise. Die häufig zu derart schönen Kitschigem und Käsigem führt, dass man sie alleine dafür ganz unbedingt knuddeln muss. Das eigentlich Anachronistische an der Sache ist, dass das Duo mit seiner warmen Analogelektronik Popgeschichten am Start hat, die zwar schon zeitlos, dann doch meist eher wie (im positiven Sinne) von gestern klingt. Musik, die so sehr auf ihrer ureigenen Zeitskala und losgelöst von allem um sie herum stattfindet, dass sie am Ende schon wieder hochmodern ist. Auf ihre Art eben. Das alles wird sich jetzt mit "Pocket symphony" kein Bisschen ändern.
Für dieses Studioalbum haben Air: sich mit Jarvis Cocker und Neil Hannon (The Divine Comedy) illustre Menschen auf die Gästeliste gepackt. Mit Nigel Godrich einen ebenso eindrucksvollen Menschen als Produzenten auf den Sessel gesetzt. Mit Koto (eine Art Zither) und Shamisen (eine Art Zupfinstrument) klassische Instrumente aus dem fernen Osten dazugepackt. Der Schwere, die sie auf "10.000 Hz legend" vollends vereinnahnmt hat und die auch auf "Talkie walkie" ihren Platz hatte, Lebewohl gesagt. Die Pforte zu den Sternen wieder ein Stück weit aufgestossen. Dann sind sie abgehoben, haben die künstliche Schwerkraft ausgeschaltet, sich treiben lassen. Und all die Mädchen für ein paar Wochen in den Keller gesperrt, über die sie immer so charmant singen. Diese Franzosen.
Wer jetzt verzückt "Moon safari" schreit, liegt also zumindest nicht völlig daneben. Dennoch. Dennoch ist es das auch wieder nicht. Ein guter Teil von dem, was auf dieser Platte passiert, ist auch wieder rein instrumental. Weitestgehend kalorienfrei. Und zerbrechlich. "Lost message" blubbert auf Klavier, Retro-Moogs und 70s-Wummerbässen vor sich dahin. Pornofilmmusik, so transparent, dass man sie nie richtig zu greifen bekommt. Bis sie einem dann schlussendlich entschwindet. Das ganz am Ende stehende "Night sight" wabert vier Minuten in seinem Rhodes-induzierten Ambient-Sound. Und der von Godrich programmierte Drum-Computer des "Mayfar song" pocht und pocht und pocht, währenddessen Dunckel über Tasten und Synthies streichelt.
Wer Air kennt, kennt auch den Grund, warum ihre Musik nicht der langweilige Hippie-Mist für bekiffte Hippies ist, als der sich das hier lesen mag. Die Melodien sind's. Die hat's alle auch auf "Pocket symphony". Und die werden auch zu "Photograph" wieder alle zum Seufzen bringen. Der Unterschied ist der, dass hier Minimalismus vorherrscht. Ausgedrückt unter anderem durch eine Vorgehensweise, die aus dem von Cocker gesungenen "One hell of a party" eher etwas für die Edel-Lounge macht statt Musik fürs Frühstücksradio. Ähnlich mellow, aber eben unaufdringlich ist "Somewhere between waking and sleeping" ausgefallen, die Kollaboration mit Neil Hannon.
Es ist eben so: Eher selten rücken Godrich und Air die ohne Zweifel ganz entzückenden Melodien so sehr in den Vordergrund, dass darunter alles andere leiden muss. Die ausgefuchsten, zugleich aber recht reduzierten Arrangements zum Beispiel. Die Stimmung, die ein Stück transportieren soll. Was allerdings heisst: "Cherry blossom girl" und "Ce matin-là" sind auf "Pocket symphony" nicht zu finden. "All I need" sowieso nicht. Ja, man könnte fast sagen, Air verweigern sich ein bisschen dem traditionellen Popformat. Leben auf "Pocket symphony" damit mehr für den kostbaren Augenblick als für eine billige Hookline. Ob gewollt, oder nicht: Das steht ihnen sehr gut.
Highlights
- One hell of a party
- Photograph
Tracklist
- Space maker
- Once upon a time
- One hell of a party
- Napalm love
- Mayfair song
- Left bank
- Photograph
- Mer du Japon
- Lost message
- Somewhere between waking and sleeping
- Redhead girl
- Night sight
Gesamtspielzeit: 48:00 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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monguelfino clandestino |
2007-03-03 20:25:13 Uhr
heute gehört und für sehr lahm befunden. aber immerhin soll es ja seltene gelegenheiten im leben geben, in denen genau solche musik gefragt ist. |
Gutmensch |
2007-03-03 16:44:26 Uhr
Gerade gehört. Kommt leider nicht an ihr Meisterwerk "10 000Hz. Legend" heran. Trotzdem nicht so schlecht wie es von einigen gemacht wird. Anspieltipp ist das imho sehr gute "Photograph". Alles in allem kommt das Album nicht über die 7/10 hinaus. |
Dan |
2007-03-03 15:53:14 Uhr
mir leider nicht wirklich... 4/10 |
peechee |
2007-03-03 14:52:29 Uhr
mir gefällt es sehr, genau das was ich erwartet habe. |
Dan |
2007-03-02 19:13:00 Uhr
7/10??? viel zu hoch... habe gedacht, die Platte hätte auch mehr zu bieten - leider Fehlanzeige... |
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Referenzen
Zero 7; Mylo; Bent; Stereolab; Phoenix; Bertrand Burgalat; Darkel; Röyksopp; Mojave 3; Sébastian Tellier; Morcheeba; Daft Punk; Kevin Shields; Serge Gainsbourg; The Avalanches; Nightmares On Wax; Thievery Corporation; Massive Attack; Portishead; The High Llamas; Brian Eno; Pink Floyd; The Postal Service; Finn.; Spruce; Werle & Stankowski; Dntel; Lamb; Goldfrapp; Broadcast; Björk; Moby; M83; Boards Of Canada; Kreidler; Tarwater
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