Bobby Conn - King for a day
Thrill Jockey / Rough Trade
VÖ: 16.02.2007
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Conn air
Bobby Conn hätte Professor werden sollen. Für Islamwissenschaften, VWL oder Mediävistik, ganz egal. Hauptsache, er wäre Professor geworden. Er hat diese nicht mehr nur unterschwellig exzentrische Ausstrahlung. Er hat den Kopf, er hat die Klatsche. Er hat auch als mutmaßlich einziger Mensch überhaupt Ahnung von dem, was er da gerade tut, welcher Absurdität er hinterherforscht. Er ist aber nicht Professor geworden, sondern - Entertainer. Der erste und letzte seiner Art, seit über zehn Jahren, seit fünf Alben und einer Liveplatte. In gewisser Weise und zuhause in Chicago, da ist Conn längst legendär. Vor den Toren seiner Stadt aber bleibt er weiterhin unverstanden. Die große, unlösbare Variable in der Gleichung einer ganzen Musikszene.
Aus Rezensentensicht ist derweil auch "King for a day" wiederum Aufzählmusik. Jene Sorte Album, die man am leichtesten dadurch beschreibt, all die vielen Stilübungen zu benennen, in denen sich Conn immer so herzlich ergeht. Prog-Rock ist diesmal in rauen Mengen dabei, tricksende Ein-Mann-Mars-Volta-Nummern, die losgelöst neben Vintage-Soul, -Funk, Klavierstücken und leicht angebrannten Popsongs stehen. Die Violine von Conns Ehefrau ist häufig das einzig auszumachende Leadinstrument, großzügig umrundet mit Käserockgitarren, kraftmeiernden Drums und einem lateinischen Chor, der am Nachtschalter des Acht-Minuten-Openers "Vanitas" sitzt. Erst am Ende dieses Songs geht die Sonne auf, Vögel zwitschern und alles ergibt keinen Sinn.
Die klassischen Fingernagelfragen - wo kommt das her, wo soll es hin - könnte man sich hier also stellen, würde damit aber viel Zeit verlieren, die besser in Spaßmacher wie das leichtlebende "When the money's gone" investiert wäre. Jeder Künstler der es schafft, den Mittelpunkt eines gleichseitigen Dreiecks zwischen Prince, Elton John und Frank Zappa zu finden, kann nicht von Grund auf falsch liegen. Wer seine letzte Auszeit nimmt, um ein kurzes Sektenführer-Hörspiel vorzutragen, die Jahrzehnte durchmischt wie ein Kartenspiel, seinen Refrains vor lauterer Aufmunterung die Schultern wund klopft und das eigene Ego mit einer gepfefferten Glam-Gala zu Grabe trägt, ist auf ewig unser Mann. Selbst wenn er ganz andere Luft atmet als wir. "King for a day"? Fool for a lifetime.
Highlights
- When the money's gone
- Love let me down
- Things
Tracklist
- Vanitas
- When the money's gone
- King fir a day
- A glimpse of paradise
- Love let me down
- Sinking ship
- Twenty-one
- Punch the sky!
- Anybody
- (I'm through with) My ego
- Mr. Lucky
- Things
Gesamtspielzeit: 52:00 min.
Referenzen
Conducent; Ween; Beck; Jim O'Rourke; Frank Zappa; Captain Beefheart; Prince; Jimi Tenor; Richard Harris; Of Montreal; Islands; Deerhoof; Camper Van Beethoven; Sam Prekop; The Gris Gris; Greg Ashley; David Bowie; Iggy Pop; Elton John; Love; Tortoise; The Sea And Cake; Trans Am; Curtis Mayfield; Barry Adamson; Sly & The Family Stone; Reggie And The Full Effect; Moistboyz; The Flaming Lips; Yo La Tengo; The Mars Volta