David Judson Clemmons & The Fullbliss - Yes sir

Village Slut / Al!ve
VÖ: 26.01.2007
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Lichtstreifen
Die Reisen, auf die David Judson Clemmons seine Hörer bislang mitgenommen hat, waren nie für die Hochglanzprospekte großer Tourismusveranstalter geeignet. Egal, ob er mit Jud auf "The perfect life" zur Unwetterbeobachtung in der Wüste unterwegs war oder solo mit "Life in the kingdom of agreement" das klaustrophobische Potenzial großer Räume ausgelotet hat: Für All-inclusive-Cluburlauber oder die Liebhaber sanfter Wandertouren in Frühlingslandschaften war das nichts. Jetzt legt Clemmons, begleitet vom Jud-Nachfolger The Fullbliss, ein Album vor, auf dem er sich vornehmlich mit dem Tod seines Vaters auseinandersetzt. Und zur großen Überraschung des geneigten Musikfreundes, der daraufhin mit den tiefsten Abgründen und physisch spürbarer Dunkelheit rechnet, ist "Yes sir" das wohl bisher sonnigste Werk eines Getriebenen geworden.
Halbakkustisch, leicht und mit mildem Countryeinschlag eröffnet der Titeltrack das Album. Ein leichter Hauch von Melancholie, der an einen Sonnenuntergang nach einem warmen und erfüllten Tag erinnert, durchweht die erste gute Viertelstunde. Fünf Songs voller Gelassenheit, die Ruhe und eine abgeklärte Heiterkeit ausstrahlen, während der Sänger mal dankbar in Erinnerungen schwelgt, mal mit ruhiger Stimme Gift und Galle gegen die Regierung seines Landes verspritzt.
Dann plötzlich taucht wie aus dem nichts "Red hot soul" auf. Das ist genau die Art dunkler Perle, die man von Anfang erwartete. In der vorangegangenen Ruhe hat Clemmons ohrenscheinlich genug Kraft getankt, um jetzt die Dämonen und Geister aus seinem Inneren auszutreiben. Danach findet "Yes sir" nicht mehr ganz zu der anfänglichen Ruhe zurück. Die zweite Albumhälfte ist elektrizifierter, rauher, aber immer noch von hoffnungsvoller und ausgeglichener Stimmung geprägt.
Zu dieser Stimmung passt die intime Wohnzimmerproduktion von "Yes sir" bestens. Ohne großen Firlefanz, bisweilen sogar fast nackt kuscheln sich die Songs in gemütliche Sessel. Fast glaubt man sogar, das Prasseln eines Kaminfeuers zu hören. Man fühlt sich als Zuhörer willkommen. Die Geschichten, die der Gastgeber erzählt, schütteln den Gast noch immer. Doch dieses mal sind des wohlige Schauer, die den Rücken hinunterlaufen.
Highlights
- Someday
- Red hot soul
- Shine
- Trumpets
Tracklist
- Yes sir
- The Miranda song
- Someday
- Silicone city
- Our houses
- Red hot soul
- The cowboy song
- Shine
- Trumpets
- Cynical world
- The sweet
Gesamtspielzeit: 37:39 min.
Referenzen
Matt Boroff; Neil Young; Rich Hopkins & Luminarios; Marc Lanegan; Giant Sand; The Silos; Green On Red; Chris Cacavas; Steve Wynn; The Soft Boys; Dream Syndicate; Robyn Hitchcock; Granfaloon Bus; PJDS; Temple Of The Dog; Mad Season; Days Of The New; The Fullbliss; Jud; Queens Of The Stone Age; Echobrain; Desaparecidos; Dinosaur Jr.; Scumbucket; Belasco; Firewater; Botanica; The Pogues; Sixteen Horsepower; Woven Hand; Friends Of Dean Martinez; Bright Eyes