The Cinematics - A strange education

TVT / Edel
VÖ: 02.03.2007
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Lehrjahre sind keine Herrenjahre
Vorband zu sein ist Fluch und Segen zugleich. Die Spielzeit ist begrenzt, Lückenbüßer-Songs müssen nicht zwingend gespielt werden, und die Leute im Club sind in den seltensten Fällen wegen der Vorband anwesend. Die Erwartungshaltung der Masse bewegt sich irgendwo zwischen "Hauptsache, die spielen nicht zu lange" und "Bitte nicht zu laut, ich will noch flirten". Natürlich gibt es ab und an Kombinationen, bei denen die Entscheidung schwerfällt, ob einem jetzt die Vorband oder der Headliner wichtiger ist. Aktuelles Beispiel ist der Vorbandstatus von Biffy Clyro bei der anstehenden Bloc-Party-Tour. Doch das sind Ausnahmen. Interessant wird es immer dann, wenn der Nicht-Vorband-Fan an der Theke steht, während sich eine Melodie den Weg durch die Instrumente und die Boxen über den rauchgeschwängerten Clubhimmel in das Musikgen bahnt, und er sich mit offenem Mund Richtung Bühne drehen muss. Mehr als einmal ist dies bei den Supportshows der Cinematics geschehen.
Der Titel ihres Debütalbums, "A strange education", spiegelt den Weg der vier Schotten in den letzten Jahren gut wider. The Cinematics kommen aus Inverness, einer Kleinstadt in den Highlands. Wer in Inverness aufwächst, hat als junger Mensch nur zwei Möglichkeiten: Entweder man übernimmt den Bauernhof oder die Metzgerei der Eltern oder hört sich durch die Plattensammlung der älteren Geschwister und zählt die Tage bis zur Volljährigkeit, um endlich da raus zu kommen. Nach entsprechend erfolgreicher Kleinstadtflucht trafen sich die Vier in Glasgow wieder und gründeten The Cinematics.
"A strange education" fasziniert durch eine ungeheure Vielfalt. Energetisch und ausufernd, druckvoll und frisch zielen die Fender-Gitarren mit voller Absicht auf die Tanzbeine. Scott Rinnings Stimme schraubt sich dabei mit hoher Kunst über den melodieverliebten Sound. Mal ungestüm, dann wieder gebändigt, prescht er mit seinen Mitstreitern durch die britische Musikszene der letzten 30 Jahre.
The Cinematics rocken in bester Manchester-Manier und bedienen sich dabei schamlos am britischen Musikschatz. Jede Band, die ansatzweise nach The Cure oder Joy Division klingt, wird ohnehin reflexartig in die übervolle New-Wave-Schublade gequetscht. Bei "Race to the city" standen die Glasgower Nachbarn von Franz Ferdinand Pate, und "Keep forgetting" wird als dreister Interpol-Diebstahl entlarvt. Doch ist dieser Beschiss so überzeugend und das funkelnde Gitarrencrescendo gegen Ende so berauschend, dass man die Vorbilder beinahe vergisst. Den besten Song haben sie sich jedoch bis zum Ende aufgespart. Bei "Asleep at the wheel" lassen sie einen kleinen Bastard von Rocksong entstehen, der eine Sogwirkung hat wie sonst nur schwarze Löcher. Die Zeit als Vorband könnte sich dank "A strange education" gen Ende neigen.
Highlights
- Break
- Keep forgetting
- Asleep at the wheel
Tracklist
- Race to the city
- Break
- A strange education
- Human
- Chase
- Rise & fall
- Sunday sun
- Keep forgetting
- Ready now
- Maybe someday
- Alright
- Asleep at the wheel
Gesamtspielzeit: 52:57 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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asd |
2010-01-07 09:22:46 Uhr
so eine musik will halt seit drei jahren niemand mehr hören. und mal ehrlich: sooo besonders sind die nicht. schön aber, dass sich jemand dafür begeistern kann. |
musie |
2010-01-07 09:05:05 Uhr
hab mir gestern die love&terror ..besorgt, und die ist ja richtig gut!! zwei lieder sind sogar fantastisch nach zwei hördurchgängen. ich hab das gefühl, die wurden zu unrecht nicht beachtet. |
qwertz |
2010-01-06 19:37:55 Uhr
Live unterhaltsam. Auf Tonträgern durchschnittlich und bis auf 2-3 Hits nicht aus dem Einheitsbrei herausstechend. |
hellojoe |
2010-01-06 14:47:32 Uhr
Und ob die richtig gut sind!Hab sie mir vor ein paar Wochen erst in Augsburg angeschaut, war absolut sehenswert.. nur leider haben außer mir nur ca. 21 Personen den Weg dorthin gefunden.. |
musie |
2010-01-06 14:09:40 Uhr
die sind gar nicht so schlecht. die sind ja richtig gut!! |
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Referenzen
Joy Division; Interpol; Editors; The Departure; The Cure; She Wants Revenge; Film School; Howling Bells; Franz Ferdinand; Campsite; We Are Scientists; White Rose Movement; Paradise Boys; The Bravery; Frausdots; The Rakes; Placebo; My Vitriol; Echo & The Bunnymen; Idlewild; The Stills; stellastarr*; The Veils; Mansun; Elbow; Bauhaus; Television; The Chameleons; Pink Turns Blue; Settlefish; Kitchens Of Distinction; The Convent; Red Lorry Yellow Lorry; The Faint; Glacier; I Love You But I've Chosen Darkness
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- The Cinematics - A strange education (28 Beiträge / Letzter am 07.01.2010 - 09:22 Uhr)