K-OS - Atlantis: Hymns for disco

EMI
VÖ: 23.02.2007
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Einer für alles
Und da ist er wieder: Kheaven Brereton, der Verkünder des "Knowledge of self" und einer der letzten Aufrechten und Mohikaner im schmutzig glänzenden HipHop-Gewerbe. Wobei ja allein schon der Terminus HipHop so ganz korrekt nicht ist. Denn den hat er nun wohl endgültig hinter sich gelassen. Die einen wird es freuen, andere stören, aber was sich klar sagen lässt: "Atlantis: Hymns for disco" ist die bisher beste Veröffentlichung, die unter dem Namen K-OS lief. Und da "Joyful rebellion" ja schon ziemlich klasse war, höre man besser gleich doppelt so genau hin. Okay, es sei geschenkt, dass die "Introsuckshun" tatsächlich noch nach Bling-Bling klingt, aber man lese sich mal einfach nochmal diesen Songtitel durch und verstehe von alleine. Nochmal wird der Hörer nicht mit Hoes, Flows und Moneytoez belästigt, versprochen.
"Elektrik heat - The seekwill", der zweite Track und eigentliche Opener, macht klar, wohin es geht. Nicht nur, dass das gewaltiger Pop ist, der gute Chancen hätte, sich monatelang in den Charts festzusetzen, nein, das ist auch noch feinster Soul in altmeisterlicher Tradition. Sei es Marvin Gaye oder Aretha Franklin, Brereton hat genau hingehört, als alles Notwendige gesagt wurde. Nicht nur, dass er ein unglaublich starkes und angenehmes Organ hat, er hat auch noch das Feeling, das Generationen von schwarzen Musikern einander weitervererbt haben und das gerade im Textilgewerbe à la Jay-Z und Snoop Dogg endgültig zu verschwinden scheint. Um so erstaunlicher wirkt es also, dass jemand wie K-OS seiner Hörerschaft einen Song wie "Flypaper" zumutet. Das ist nun wahrlich nichts zum Bootyshaken, sondern waschechter Festival-Stoff. Haut der einfach so mir nichts, Dir nichts einen Rocksong raus. So richtig mit Riff und alles. Klar noch irgendwie soulig, aber dadurch nicht minder spektakulär. Wollen schwarze Kids so etwas hören? Es ist schwer zu hoffen, denn was K-OS betreibt, ist nicht nur musikalische Aufklärungsarbeit, sondern bei alledem auch noch wirklich anspruchsvoll.
Wenn er die Mundharmonika rausholt und sich damit vor Dylan verbeugt oder im Sinne des ominösen "Grey album" von DJ Dangermouse anfängt, Beatles-Harmonien zu streuen, dann ist das bemerkenswert und weit weg von jeglichem Mainstream. Man könnte jetzt natürlich sagen, dass das, was K-OS hier macht, doch irgendwie schon vor gar nicht allzu langer Zeit Gnarls Barkley gemacht haben. Okay, durchaus berechtigte Frage, die sich aber eigentlich so nicht stellt, denn K-OS ist mittlerweile bei Album Nr. 3 angelangt und durchaus knalliger, abwechslungsreicher und erfrischender als die amerikanischen Kollegen. Vergleiche mit André 3000 und ähnlichen Artists der US-Szene fallen mittlerweile auch komplett weg. Oder hat einer von denen schon einmal Wave mit Soul gemischt, so wie bei K-OS in "Born tu run" geschehen? Nein? Na also.
"Atlantis: Hymns for disco" ist das Richtige für all die weißen Indiekids, die bislang nur heimlich zu Outkast oder den Fugees gegroovt haben. Man weiß ja, Stil und Etikette und so. Und dann kommt ein kanadischer Rapper daher, der eigentlich Rocker ist und noch viel mehr. Er mischt zusammen, was man so nicht erwatet hat, aber tatsächlich bestens funktioniert. Vielleicht meint er ja genau das mit dem Albumtitel. Irgendwo auf einem fernen und geheimnisvollen Kontinent, der vielleicht Atlantis heißt, tanzen Seitelscheitel und Baggypants Seite an Seite. Nur Phantasie? Abwarten.
Highlights
- Elektrik heat - The seekwill
- FlyPaper
- Mirror in the sky
- Catdiesel
Tracklist
- Introsuckshun
- Elektrik heat - The seekwill
- The rain
- Flypaper
- Equalizer
- Sunday morning
- Mirror in the sky
- Born tu run
- Valhalla
- Catdiesel
- Black ice - Hymn for disco
- Aquacityboy
- Highway 7
- Ballad of Noah
Gesamtspielzeit: 55:44 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Armin |
2007-04-26 19:46:38 Uhr
K-OS| Exklusive Einzelshow in Berlin Der kanadische HipHop Genius k-os kommt zwei Jahre nach seinen letzten Shows endlich wieder nach Deutschland, um bei einer exklusiven Einzelshow in Berlin sein im Februar veröffentlichtes und abermals musikalisch grandioses Album "Atlantis - Hymns for Disco" vorzustellen. Und wer k-os schon mal live erlebt hat, zählt ihn zu den besten HipHop-Liveperformern, die er jemals erlebt hat... K-OS 23.05. Berlin - 103 Club Tickets ab 15 Euro im VVK http://www.k-osmusic.com | http://www.myspace.com/kos Record Company: Labels Germany | http://www.labelmusic.de |
Anonymus |
2007-04-03 22:29:14 Uhr
flypaper is auf jeden fall einer der eingängigsten songs der cd"mirror in the sky" ist aufs erste hören weniger auffällig, aber ist meiner meinung noch mal klar besser |
JimCunningham |
2007-04-01 21:16:15 Uhr
Flypaper ist ein übersong! |
Anonymus |
2007-03-31 15:48:24 Uhr
bis jetzt seit hören, insgesamt 6 wechselnde lieblingsongs gefunden |
Third Eye Surfer |
2007-03-31 04:17:09 Uhr
Hab mich dazu entschieden, dass Joyful Rebellion besser ist. Atlantis weilt bei mir momentan auf einer guten 7/10. |
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Referenzen
Wyclef Jean; Gnarls Barkley; DJ Dangermouse; The Fugees; Pras; Lauryn Hill; Jason Downs; Everlast; Marvin Gaye; The Roots; Common; Mos Def; Talib Kweli; A Tribe Called Quest; Q-Tip; Arrested Development; Isaac Hayes; Speech; Outkast; De La Soul; Blackalicious; Del Tha Funkee Homosapien; N.E.R.D.; Kanye West; Gorillaz; Aretha Franklin; Gloria Gaynor; Nas; Black Eyed Peas; Will.I.Am; Missy Elliott; KRS-One; Roots Manuva; Uncle Kracker; Bob Marley; Bob Dylan; TV On The Radio
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