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Werle & Stankowski - Listen to Werle & Stankowski

Werle & Stankowski- Listen to Werle & Stankowski

Virgin / EMI
VÖ: 23.02.2007

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Zusammen einsam

Wer etwas über Dialektik lernen will, kann zu Hegel oder Marx greifen oder sich gleich tief in die Geschichte der Philosophie vergraben. Am Ende wird er ein gutes Stück Wirklichkeit abgetragen haben, vielleicht ein wenig klüger oder zumindest um viele Finessen reicher sein. Oder er kann einfach zum Plattenhändler gehen, nach Werle & Stankowski fragen und seine Ohren benutzen, um Anschauung zu gewinnen, was fast schon wieder dialektisch ist, aber eben nur fast. Wenn Dialektik darin besteht, dass man das Eine nimmt, es mit dem Anderen konfrontiert und am Ende durch den Widerspruch zu einem Aufgehobenen gelangt, so macht nämlich niemand den beiden Kölnern Simon Werle und Johannes Stankowski etwas vor. Diese laufen aus ganz verschiedenen Richtungen los: Singer/Songwriter-Folk auf der einen, Elektro-Frickler auf der anderen Seite. Oder - wie es die MySpace-Seite der Band in gar nicht so völliger Selbstüberschätzung - formuliert: "Bob Dylan feat. Notwist after a short trip to Kingston and a phonecall from Aphex Twin". Was nicht passt, wird hier nicht passend gemacht (das wäre undialektisch), sondern es wird einander gegenübergestellt. Und siehe da: Es knufft, es pufft, es ziert sich kurz, doch schon ist es im Gehörgang verschmolzen und gehört fortan so fest zusammen wie Marmelade auf das Käsebrot. Unwissende mögen die Nase rümpfen. Der Kenner jedoch genießt nicht nur, er redet sogar darüber.

Die Dialektik des Duos geht also auf, und sie überzeugte sogar so sehr, dass das Debüt der Band, "Your show", gleich in zweiter Auflage produziert werden musste. Immer mehr und immer glücklichere Gesichter strahlten den Zweien in den Hallen und Clubs der Republik entgegen, und so nahm die Weltgeschichte ihren korrekten - natürlich dialektischen - Verlauf: Ein großer Plattenkonzern erkannte, dass man hier nicht Hund und Katze zusammensperrte, sondern eher Yin und Yang zusammenfanden. Der große gemeinsame Nenner für all jene, die sich gerne mal in ganz einfacher Musik verlieren und für das Schwelgen in Songs nicht immer eine ganze Armada an Streichern und anderer Begleitung wünschen. So kommt dieser Tage nun also "Listen to Werle & Stankowski" in die Läden, und der diskreten Aufforderung im Titel sollte man zunächst einmal einfach Folge leisten.

Was man dann als erstes entdeckt, ist, dass Werle & Stankowski ihr einstmals minimalistisches Konzept des Laptop-Folk gewaltig weiterentwickelt haben. Wo früher eine dünne Linie von Song sich in einem rudimentär gezeichneten Flussbett schlängelte und vieles der Imagination des Hörers überlassen war, steht nun ein ausgewachsenes Album mit voller Kulisse und einem ganzen Haufen Maskenbildner für jeden einzelnen Song. Das virtuelle Lagerfeuer ist zur hell erleuchteten Bühne geworden. Synthesizer, Gitarre und Gesang sind immer noch die bewegenden Elemente, doch das große Ganze der Songs nimmt sich nun ernst und ist nicht nur Andeutung für das, was es mal werden könnte. Die neue Erwachsenheit beweist zum einen, dass all jene Recht hatten, die in Werle & Stankowski schon immer mehr gehört haben als die kleinen Spieler, die eher zufällig mal den richtigen Ton trafen. Die Synthesen gehen auf, die Melodien haben etwas so Einfaches wie Eingängiges, und der Gesamteindruck ist derart stimmig und selbstverständlich, dass niemand mehr auf die Idee käme, die Konsequenz dieser Musik in Frage zu stellen. Doch - und das ist dann wohl wieder Dialektik - im eindeutig Werden geht das Besondere schon wieder verloren. Es wird Zeit für neue Antithesen. Und genau die hat der warme Wohlklang von "Listen to Werle & Stankowski" leider nicht zu bieten.

(Thorsten Thiel)

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Highlights

  • Lost in love
  • In this world

Tracklist

  1. Lady Grey
  2. Dance
  3. Lost in love
  4. Today
  5. After all
  6. Holiday
  7. My mask
  8. In this world
  9. C'est la vie
  10. Don't make it to hard
  11. Beautiful heart

Gesamtspielzeit: 41:29 min.

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