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Herman Dune - Giant

Herman Dune- Giant

Source / Labels / Virgin / EMI
VÖ: 23.02.2007

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

David und Goliath

"What is stereophonic sound?" David-Ivar Herman Düne hat sein anarchisches Malbuch auf Telekolleg-Spielwiese getrimmt und erläutert der werten Hörerschaft im "Giant"-Artwork mit einigen beherzten Bleistiftstrichen das Stereo-Prinzip. Ist ja auch schließlich ein Novum im Klang-Kosmos der französisch-schwedischen Wahlverwandten. An ihrem charmanten Dilettanten-Sound hat die Modernisierungsmaßnahme aber glücklicherweise rein gar nichts geändert: Die Töne holpern und stolpern noch immer, als choreographierten sie die Obstflucht aus einer umgefallenen Einkaufstüte auf mangelhaft geteertem Bergab-Kurs. Und trotzdem: Alles greift elegant ineinander - selbst die kleinen Widerhaken, die auf dem Harmonien-Highway spontan die Spur wechseln oder einem Saxophon kichernd Schmirgelpapier in den Blechblütenkelch stopfen.

"Giant" ist das verflixte siebte Album, an dem eigentlich nur eine Sache verflixt ist: André Herman Dune hat nach den Aufnahmen endgültig seine Koffer gepackt und ein One-Way-Ticket in Richtung Solo-Karriere gelöst. So sehr man diese Entscheidung auch bedauern mag, es macht an dieser Stelle weitaus mehr Sinn, das propere Erbe unter die Lupe zu nehmen: sechzehn traditionsgemäß live aufgenommene Stücke, veredelt von einem engelsgleichen Grazien-Chor, auffällig gelenkiger Percussion und einem dezent karamellisierten Bläser-Ensemble. Und dann sind da natürlich noch die fantastischen zahnlosen Gitarren, die so unverwechselbar nach Flohmarktkauf und Sperrmüllfund klingen.

Was für das Vorgängeralbum "Not on top" die gleichnamige, kokette Loser-Hymne war, ist das herzige Frischverliebten-Lamento "I wish I could see you soon" für das neue Studiowerk. Nämlich nicht nur die erste Singleauskopplung, sondern auch der große Standout-Track; das Stück, für das sich alleine schon der Plattenkauf lohnt. "I had no plans to meet you, baby / I had a million things to do, baby / But you hit my heart with a harpoon / I wish that I could see you soon." Wie David-Ivar in verzweifelter Verzückung Gänseblümchen epiliert, sich den kleinen Hoffnungsschimmer mit Zuckerwatte abschminkt und gegen goldigen Gefühls-Gigantismus austauscht, das ist schon allerliebst.

In "Bristol" imitieren kurzatmige Querflöten flackernde Straßenlaternen, während André Herman Düne schimmelreitergleich durch düstere Ukulelen-Alleen galoppiert. Überhaupt sind Herman Dune (inzwischen offiziell mit "u" statt "ü") äußerst reisefreudig: "No master" perkussioniert sich in karibisches Baströckchenflair, "Take him back to New York City" umspült die Ostküste mit kuschelweichen Bläsern, und das cowboybehütete "Your name / My game" schlurft durch die staubtrockene Prärie. "I left the flat / Cause it felt like home", lautet die vielsagende erste Zeile von "Glory of old", einem der letzten Songs, die André für Herman Dune geschrieben hat. Und auch wenn "Giant" nicht ganz die Größe von "Not on top" erreicht - Herman Dune haben Format. Fast wie Giganten.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • I wish that I could see you soon
  • Bristol
  • Take him back to New York City
  • Glory of old

Tracklist

  1. I wish that I could see you soon
  2. Nickel chrome
  3. 1-2-3 / Apple tree
  4. Bristol
  5. Pure hearts
  6. No master
  7. Take him back to New York City
  8. Baby Bigger
  9. This summer
  10. Your name / My game
  11. By the light of the moon
  12. When the water gets cold and freezes on the lake
  13. Giant
  14. I'd rather walk than run
  15. Glory of old
  16. Mrs. Bigger

Gesamtspielzeit: 55:20 min.

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