Explosions In The Sky - All of a sudden I miss everyone
Bella Union / Cooperative / V2 / Rough Trade
VÖ: 16.02.2007
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Aufräumarbeiten
Es wurden schon genug Worte über lautmalerische Bandnamen verloren. Auch die anhaltende Abwesenheit von Godspeed You! Black Emperor ist oft genug beklagt worden. Längst versuchen zahlreiche Bands, die klaffende Lücke mit majestätischen Klängen und überbordenden Melodiebögen zu füllen. Auch Explosions In The Sky untermauern nun schon seit acht Jahren - und zuletzt 2003 mit "The Earth is not a cold dead place" - ihre Auslegung des Begriffs Postrock mit besonders handfesten Argumenten.
Eines dieser Argumente steht auch auf dem neuen Album im Mittelpunkt: Hoffnung. Das Kreiseln und Wogen der Melodien hat wenig mit Trübsinn zu tun. Schon der morbide Vorgänger vermittelte letztlich eine positive Botschaft. Und selbst wenn "All of a sudden I miss everyone" Verletzungen und Verluste thematisiert, steckt in all den durchatmenden und aufbrausenden Momenten zwischendurch die unwidersprochene Kraft des Wohlklangs. Für mehr Zuversicht in einer von Nackenschlägen und Schicksalsschlägen gebeutelten Welt.
Unter der Regie von John Congleton (The Paper Chase, The Mountain Goats, The Roots) ging der Vierer aus Austin dafür sogar ein wenig in die Breite. Stahlsaiten klingen wie Glockenspiele. Kleine Gitarrenfiguren kündigen große Riffs an. Und statt immer nur beherzten Tritten aufs Verzerrerpedal sorgt auch schon mal ein gelegentliches Klavier für Aufhorchen. Leider begegnen sich einige der Instrumentalschichten als gefühlte Fremdkörper. Was das Schlagzeug an schepperndem Nachdruck zu viel hat, hat der betuliche Bass manchmal zu wenig. Der lautmalerischen Stärke dieser sechs Wortlosigkeiten tut dies aber keinen Abbruch.
"The birth and death of the day" eröffnet das vierte Album der Texaner mit markiger Verzerrung. Wie die gleißenden Strahlen der Sonne zieht Gitarrenlärm auf und spiegelt die Ambivalenz des Lebens: Auf der einen Seite verbrennt die Sonne unbarmherzig den kargen Boden, auf der anderen spendet sie jene Energie, die Leben und Wachstum überhaupt erst ermöglicht. Scheppernde Crescendi und tirilierende Zweiunddreißigstel türmen sich auf, vermengen Moll und Dur mit großen Gesten und machen gleich den Opener zum bewegendsten Moment von "All of a sudden I miss everyone". "Catastrophe and the cure" formuliert die hier so maßgebliche Sicht auf die unausweichliche Tragödie des Lebens sogar explizit im Titel: In der Katastrophe steckt bereits ihre Heilung. Keine Zeit für Resignation. Es muss einfach aufwärts gehen. Die Noten gehen euphorisch voran.
Highlights
- The birth and death of the day
- Catastrophe and the cure
- So long, lonesome
Tracklist
- The birth and death of the day
- Welcome, ghosts
- It's natural to be afraid
- What do you go home to?
- Catastrophe and the cure
- So long, lonesome
Gesamtspielzeit: 43:34 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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hideout Postings: 1856 Registriert seit 07.06.2019 |
2019-08-05 00:08:25 Uhr
1.The birth and death of the day 10/102.Welcome, ghosts 8/10 3.It's natural to be afraid 8/10 4.What do you go home to? 6/10 5.Catastrophe and the cure 9/10 6.So long, lonesome 7/10 Ein klein wenig schwächer als die Vorgänger, allerdings auf immer noch hohem Niveau. Der Opener ist hier das Highlight: 270 Sekunden Spannungsaufbau, um dann in einer immer noch weiter anwachsenden Explosion seinen Höhepunkt zu finden. 8/10 |
Kaputtbarer |
2011-04-22 14:31:42 Uhr
Mir gefielen die beiden Vorgänger auch wesentlich besser.Ich weiß nicht, vielleicht liegt es am Pianoeinsatz, vielleicht, weil ich das Reduzierte auf "The Earth is not..." so feselnd fand. Das neue Alben klingt dann insgesamt wieder mehr nach meinem Geschmack, wenn auch wieder einmal schwächer als Nr. 2+3., was aber zu erwarten war. |
caballero |
2011-04-22 14:15:43 Uhr
also ich scheine ein ganz anderes album zu hören,als die meisten hier.das ist über der ganzen länge nur,darf ich das schreiben,langweilig. das plätschert so hin,wo sind die tollen songs mit den tollen passagen: die angeblichen highlights wie the birth and death of the day catatrophe and the cure welcome ghost it's natural to be afraid sind in meine ohren ohne esprit, ganz zu schweigen von den kürzeren songs. umso überraschter bin ich von der neuen take care take care take care,genau wie damals als die neue red sparowes "the fear is..." rauskam,war/bin ich positiv überrascht. postcard from 1952 let me back in be comfortable,creatures und human qualities gefallen! 7/10 trembling hands und last known surroundings,naja 5/10, immer noch besser als all of a sudden...! |
Joe Black |
2010-01-26 13:34:36 Uhr
höre ich mir witzigerweise auch grade an... |
toolshed |
2010-01-26 03:49:29 Uhr
Ein Album so schön wie ein klirrend kalter, sonniger Wintermorgen. (9/10) |
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Referenzen
Mono; Kinski; Godspeed You! Black Emperor; A Silver Mt. Zion; Sigur Rós; Ostinato; Tarantula A.D.; Set Fire To Flames; Mogwai; Slint; Galaxie 500; June Of 44; Juno; Fin Fang Foom; Do Make Say Think; Exhaust; Dirty Three; Rachel's; Giardini Di Mirò; God Is An Astronaut; Shipping News; Aereogramme; Savoy Grand; Archive; Dredg; Pink Floyd; Spacemen 3; My Bloody Valentine; Film School; Isis; Red Sparowes; Pelican; From Monument To Masses; 65daysofstatic; Bauhaus; Joy Division; The Cure; The God Machine
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