Deerhunter - Cryptograms

Kranky / Southern / Cargo
VÖ: 16.02.2007
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Schwerelos
Wenn Karen O von den Yeah Yeah Yeahs einer anderen Band bescheinigt, dass deren Konzerte einer religiösen Erfahrung nahe kämen, sind das vorneweg schon mal keine schlechten Karten. Die Ehre wurde Deerhunter aus Atlanta zuteil, die mit "Cryptograms" nun ihr zweites Album vorlegen. Was die Band hierauf in knapp 50 Minuten abfeiert, ist eine psychedelische Tour De Force, die einen erst mal ziemlich kalt erwischt, wenn man sich auf die vergleichsweise eingängigeren Stücke eingeschossen hatte, die es im Vorfeld zu hören gab. Ein Blick auf das ebenso psychedelisch anmutende Albumcover spricht in diesem Fall Bände. Auf "Cryptograms" drehen Deerhunter ab und dabei scheinbar die Zeit zurück zu jenen Tagen, in denen Pink Floyd noch mit dem im letzten Jahr verstorbenen Syd Barrett an ihren Bandechos rumschraubten. Dass dieses grandios-hypnotische Album dann auch noch so frisch und authentisch wirkt, kann nur bedeuten, dass die gute Karen O einen fabelhaften Riecher zu haben scheint.
Dabei ist "Cryptograms" streng genommen eine Art Doppel-EP. Die beiden Hälften des Albums entstammen aus zwei jeweils eintägigen Sessions, in denen sich die Band einerseits hypnotisch und überwiegend instrumental, sowie andererseits leichtfüßig und acid-poppig zeigt. Nach einem kurzen Intro läutet Bradford Cox' verzerrte Stimme das Titelstück ein, welches sich dank hypnotischem Groove und allerhand Retro-Elektronika zu einem treibenden Drone aufbäumt. Dass daraufhin mit "White ink" erstmal lupenreiner Ambient-Noise folgt, mutet zwar an wie kommerzieller Selbstmord, macht aber umso mehr deutlich, wohin die Reise geht. Das krachige "Lake somerset" holt einen dann in null Komma nix wieder aus den unendlichen Weiten zurück, die Deerhunter eben noch angepeilt haben. Nach dem überaus tanzbaren "Octet" und dem kurzen Outro "Red ink" kehrt Cox' Stimme auf "Spring hall convert" wieder aus dem Orbit zurück. Der entrückte Schönklang, mit dem Deerhunter auf "Strange lights" verzaubern, ist charakteristisch für die zweite Hälfte des Albums. Das Raumschiff ist gelandet.
In seiner Gänze betrachtet ist "Cryptograms" eines dieser wahren Liebhaber-Alben, die man nicht mal eben so zwischen Tür und Angel auflegt. Ähnlich wie ihre Kollegen von den Liars verlassen Deerhunter die Dauerschräglage auch in ihren eingängigsten Momenten nicht. Zu verkopft oder gar verstaubt anhand des ganzen Sixties-Flairs wirken Deerhunter dabei nie, sondern höchstens so dauerstoned, dass es einen nicht wundern würde, wenn das CD-Cover mit bewusstseinserweiternden Substanzen beträufelt wäre. Braucht es aber nicht, denn die Stücke auf "Cryptograms" reichen völlig aus, um abzuheben.
Highlights
- Cryptograms
- Octet
- Spring hall convert
- Strange lights
Tracklist
- Intro
- Cryptograms
- White ink
- Lake somerset
- Providence
- Octet
- Red ink
- Spring hall convert
- Strange lights
- Hazel St
- Tape hiss orchid
- Heatherwood
Gesamtspielzeit: 48:24 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
dr_zoolo |
2010-05-07 11:17:13 Uhr
nothing ever happened ist mM nach der beste song von deerhunter, der absolute übersong. hätte mir mehr songs in der richtung gewünscht, wobei die anderen übrigen doch mehr als anständig sind. |
Heulender Vogel |
2010-05-07 11:12:19 Uhr
Ich kenne nur 'Nothing Ever Happened'. Ist das eher typisch oder untypisch für die Band, und was darf ich von DEERHUNTER sonst noch erwarten?click |
logan |
2010-05-07 02:23:56 Uhr
Ich kenne nur 'Nothing Ever Happened'. Ist das eher typisch oder untypisch für die Band, und was darf ich von DEERHUNTER sonst noch erwarten? |
toolshed |
2009-09-02 05:45:54 Uhr
So großartig! |
JimCunningham |
2009-03-21 12:06:22 Uhr
KILLER! |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Liars; The Jesus And Mary Chain; Black Rebel Motorcycle Club; Spacemen 3; Spiritualized; The Velvet Underground; Sonic Youth; Neu!; Brian Eno; The Fall; Syd Barret; Pink Floyd; The Beatles; Mercury Rev; My Bloody Valentine; Pavement; The Flaming Lips; Out Hud; Black Dice; Animal Collective; Gang Gang Dance; The Arcade Fire; Interpol; Joy Division; Mouse On Mars; Radiohead
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv


Threads im Plattentests.de-Forum
- Deerhunter - Halcyon digest (304 Beiträge / Letzter am 23.01.2023 - 22:19 Uhr)
- Deerhunter - Why hasn't everything already disappeared? (83 Beiträge / Letzter am 01.11.2019 - 19:18 Uhr)
- Deerhunter - Microcastle / Weird era cont. (137 Beiträge / Letzter am 02.08.2018 - 09:48 Uhr)
- Deerhunter - Fading frontier (142 Beiträge / Letzter am 15.01.2016 - 17:40 Uhr)
- Deerhunter - Fluorescent grey EP (4 Beiträge / Letzter am 27.07.2015 - 16:35 Uhr)
- Deerhunter - Turn it up faggot (5 Beiträge / Letzter am 04.04.2015 - 19:21 Uhr)
- Deerhunter Live 2013 (3 Beiträge / Letzter am 19.09.2013 - 16:53 Uhr)
- Deerhunter - Monomania (189 Beiträge / Letzter am 22.08.2013 - 11:41 Uhr)
- Deerhunter - Cryptograms (48 Beiträge / Letzter am 07.05.2010 - 11:17 Uhr)