The Wreckers - Stand still - look pretty
Maverick / Inkubator / Soulfood
VÖ: 16.02.2007
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
Cowboyträume
Erinnert sich noch jemand an die Bushwreckers? Nein? Das waren zwei Halbaffen in Strampelkostümen, die vor langer Zeit in der World Wrestling Federation die Lachmuskeln strapazierten. Ab und zu gab es noch was auf die Fresse, doch Gehirnzellen konnten dort sowieso nicht mehr vernichtet werden. Neuerdings werden die beiden Kiefermäuler für Anti-Bush-Merchandise Artikel benutzt. Ist doch logisch: George W. Bush den Garaus zu machen und die aktuelle amerikanische Regierung einem Abrissunternehmen zu überantworten, ist ja mittlerweile ein eigener Absatzmarkt geworden. Mit Musik hat dies natürlich nichts zu tun, doch der Bandname The Wreckers lädt nun mal zu hanebüchenen Vergleichen ein. Am besten spricht man es mit Schaum vor dem Mund "The Wräckärs" aus, und schweißüberströmte Rocker mit Schubkarre und Spaten springen auf die imaginierte Bühne. Nun gut, der Rezensent reißt mit einem Stöhnen die Musikpost auf und - Plumps! Tata! - The Wreckers, die neue Country-Pop-Supergroup mit Michelle Branch und Jessica Harp, die einen auch gleich mit lasziv geöffneten Mündern vom Cover anglotzen.
"Stand still - look pretty" heißt das Debüt der beiden Nymphen. Wie bitte? Rumstehen und gut aussehen! Befinden wir uns etwa in Paris Hiltons Penthouse oder bei "Texas sucht die Erdölkönigin"? Im Mutterland des Country ist das Album schon seit ein paar Monaten verfügbar, jetzt soll es die einsamen Cowboyherzen in Good Old Germany becircen. Ein kurzer Blick auf Amazon.com macht es deutlich: The Wreckers sind ein heißes Hufeisen, die mittlerweile auf jeder Möchtegern-Bonanza-Ranch hoch und runter gespielt werden. Der Hauptgrund für die Veröffentlichung in Deutschland wird die schnuckelige Schönheit Michelle Branch gewesen sein. Immerhin ist sie hierzulande durch ihre zwei Alben "The spirit room" und "Hotel paper" kein unbeschriebenes Blatt mehr. Ihre poppigen Hymnen waren genau das richtige für diejenigen, denen Avril Lavigne zu rockig ist. Ihr aktuelles Projekt kann man getrost unter dem Genre des kommerzorientierten Countrypop verbuchen.
Balladen kuscheln hier mit Countrytexten, und Herzschmerz trifft Straßenstaub. Gitarre, Banjo, Mandoline und die Countryfiddle plätschern harmlos und nichtssagend dahin. Auf dem Album finden die beiden nicht nach Hause, obwohl ihre Mama es ihnen doch gesagt hat ("Way back home"), die Kerle verstehen sie sowieso nie, und deshalb brennen sie in "Crazy people" mit einem whiskeyverliebten Typen aus Carolina durch. Selbst das Gekicher der beiden am Ende der Platte kann einem dabei nicht mehr als ein schmerzverzerrtes Grinsen abringen. Schmerzverzerrt, weil "Stand still - look pretty" zum Gähnen langweilig ist. Das Grinsen, weil die Platte endlich vorbei ist.
Highlights
- Leave the pieces
Tracklist
- Leave the pieces
- Way back home
- The good kind
- Tennessee
- My, oh my
- Stand still, look pretty
- Cigarettes
- Hard to love you
- Lay me down
- One more girl
- Rain
- Crazy people
Gesamtspielzeit: 44:38 min.
Referenzen
Michelle Branch; Jessica Harp; Shelby Lynne; Shania Twain; The Corrs; Dixie Chicks; Freakwater; Indigo Girls; Joan Osbourne; Kasey Chambers; Natalie Imbruglia; Jennifer Love Hewitt; Sixpence None The Richer; Sheryl Crow; Vanessa Carlton; Jewel; Dido; Stacie Orrico; Tracey Chapman; Shawn Colvin; Penelope Houston; Stevie Nicks; Faith Hill; Ashley Jay; LeAnn Rimes