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Trans Am - Sex change

Trans Am- Sex change

Thrill Jockey / Rough Trade
VÖ: 16.02.2007

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Zauberlehrlinge

Trans Am haben in den letzten Jahren stets viel versucht, blieben immer aber auch die Schuster mit den Leisten. Ob das Mehr an Computerfunk zu "Future world", Prog und Gegniedel auf "The red line", gespielte Kopflosigkeit zu "T.A." oder aber musikalische Slogans auf "Liberation": Stets war es der ureigene Trans-Am-Sound, der all den Konzepten wieder das Fell über die Ohren zog. Unverkennbar blieben sie, und irgendwann wurde das selbstgeschaffene Klanguniversum beinahe zu ihrem Kerker. Was kann man da machen? Und was soll man noch erwarten? Trans Am bleiben erst einmal locker und präsentieren mit "Sex change" das wohl knackigste Best-Of-Konzept, das es geben kann. Die alten musikalischen Gesten erstrahlen zu funkelnagelneuen Songs, keine Peinlichkeit oder Heldentat wird ausgelassen, man lässt grinsend die Hosen runter. "4,738 regrets" kommen dabei heraus. Und ergeben 2578 Sekunden Großartigkeit.

In der Tat funktioniert das Album wie ein selbstreferentielles Stakkato, das allerdings nicht nur kopiert, sondern auch neu anordnet. So kürzt "Obscene strategies" die alte Vorliebe für Kraftwerk-Frequenzen beinahe auf die frühen Daft Punk. Zu ähnlicher Grundstimmung denunziert sich "Exit management solution" durch ein Harold-Faltermeier-Keyboard selbst und wirft sich nach gut einer Minute wieder zurück auf den Müllhaufen der Musikgeschichte. Keine Zeit dafür, schließlich steht für "Climbing up the ladder (Part III and IV)" bereits wieder der Vocoder in den Startlöchern und macht das Rennen zu gefriergetrocknetem Funk und Ghostbusters-Synthies. "Conspiracy of the gods" knurrt die eigene Frühphase mit Bass, Gitarre und verhalltem Schlagzeugkrawall an. "Tesco v. Sainsbury's" erinnert sich, dass man zu kohlegefilterten Trashmetal-Akkorden auch prima mit dem Autoschlüssel übers Keyboard kratzen konnte. Schließlich blinzeln "Shining path" und "Triangular pyramid" in ihre wohl produktivste Phase herüber, die von den beiden Überplatten "Surrender to the night" und "The surveillance" geprägt wurde.

Ist "Shining path" ein mit Gitarrenlängsseiten und schockgefrosteten Drums zugeparkter Stampfer im Sinne von "Armed response" oder "Stereo situation", so stülpt "Triangular pyramid" die Verlaufskurve des wunderbar hymnischen "Motr" gleich mehrmals um und über sich selbst. Das aseptisch und clean gehaltene Anfangsriff wird einfach irgendwann rausgedreht und in der nächsten Sekunde auf die Vielsaiter eingehauen. Das entrückt Sphärische übernimmt ein digital an den Haaren herbei gezogener Chorgesang, dann quietschen die Gitarren und trudeln irgendwann aus. Übrig bleibt schließlich der pure Bass- und Schlagzeugsound, der dem Song in eine nach diesem Gepolter nie für möglich gehaltene Melancholie entwischt. Das ist wahrlich grandios erzählt und kompromisslos gerockt.

So waren Trans Am seit je nicht nur aufmerksame Klangtüftler und -erfinder, die sich irgendwann einmal ihre ganz eigene Welt geschaffen haben. Sie waren stets auch große Dramatiker und hervorragende Songschreiber. Auf "Sex change" vertreiben sie die bösen Geister, indem sie die eigene Band- und Soundgeschichte anrufen. Eine Selbstaustreibung und -versicherung die es braucht, um weitermachen zu können. Man fühlt und sieht es ihnen nur zu gerne nach. Denn wenn sie selbst nicht mehr von sich erwarten, als sie selbst zu sein, dann sind sie doch allemal am besten.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Conspiracy of the gods
  • 4,738 regrets
  • Shining path
  • Triangular pyramid

Tracklist

  1. First words
  2. North east rising sun
  3. Obscene strategies
  4. Conspiracy of the gods
  5. Exit management solution
  6. Climbing up the ladder (Parts III and IV)
  7. 4,738 regrets
  8. Reprieve
  9. Tesco v. Sainsbury's
  10. Shining path
  11. Triangular pyramid

Gesamtspielzeit: 43:21 min.

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