Green Concorde - Ten cities
Pop-U-Loud / Rough Trade
VÖ: 26.01.2007
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Stadtisten
Green Concorde sind eine ziemlich verwirrende Kapelle. Sie heißen wie ein High-Speed-Jet, der mittlerweile nicht mehr in Betrieb ist und früher London und Paris anflog. Die beiden Städte, die maßgeblich zur Gründung von Green Concorde verantwortlich sind. In die französische Hauptstadt floh die Schwester des Sängers Morten, und er durfte ihre Gitarre behalten. Und in die englische Metropole zog der Vorgänger von genau diesem Morten, bevor er selbst zur Band stoßen durfte. Huch, wie verwirrend. Aber man sieht schon, das Urbane spielt eine gewisse Rolle im Sound von Green Concorde. Wen wundert da noch der Titel "Ten cities"? Und wie ein Album über Städte klingt, das führen Green Concorde vor. Dabei wirkt die Band permanent so, als wüsste sie auf diesem Städtetrip nicht mehr weiter. Müde, rastlos, ungekämmt. Der Volksmund nennt so etwas vermutlich Wave, und gewiss sind bestimmte Ähnlichkeiten zu Freunden und Verwandten aus dieser Sparte nicht zu leugnen.
Der Unterschied liegt allerdings im Detail, denn bleiben Green Concorde meistens ähnlich untanzbar wie der Lärm, der zu einem dringt, wenn man in der Nähe einer Schnellstraße das Fenster aufmacht. Prägnante Beats und zackige Riffs fehlen ganz, stattdessen macht Sänger Morten seine Stimme in jedem Song zum Mittelpunkt. Irgendwo zwischen zu hoch, zu kratzig und zu schrill wird etwa in "The anthem to which we fall", dem besten Song des Albums, die ganze Seele aus dem Leib krakeelt. Und dann nochmal ordentlich hinterhergetreten. Hart ist das keineswegs, Post-Irgendwas vielleicht schon eher. "If you had to choose / What would you choose not to lose?" Green Concorde machen manchmal dort weiter, wo Interpol aufhören oder Placebo sich nichts mehr trauen und klingen dabei dennoch zu unentschlossen.
Die Sorgen, als eine weitere europäische Indie-New-Wave-Band, nur eben aus Dänemark, abgestempelt zu werden, in allen Ehren, aber keiner hätte sich über eine gesunde Mischung beschwert. "Ten cities" muss daheim gehört werden, alleine natürlich, oder bei der Nachtfahrt durch eine Stadt, in der alle nur Statisten sind. Aber wirklich viel mitzusingen, oder mitzupfeifen gibt es nicht. Die Landsmänner von Kashmir loben Green Concorde, wie auch die dänische Musikpresse, in höchsten Tönen. Die korrekte Bezeichnung für "Ten cities" ist vermutlich "Musikermusik".
Live funktionieren Green Concorde mutmaßlich besser als per Play-Taste. "We set sail by the way we feel" muss ein herrliches Rumgeschubse geben, das wohlgemerkt wenig mit Tanzen zu tun hat. Und im Refrain recken alle den rechten Zeigefinger in die Luft. Es ist dunkel, verraucht, eng und stickig. Um einen herum viele Leute, deren Gesichter man vielleicht schon mal gesehen hat. Oder zum ersten Mal sieht, aber sich ganz sicher nicht merken wird. So ist es doch. Man wird sich nicht erinnern, wenn man dann Monate später jemanden in der Bahn oder der Innenstadt in die Augen schaut, ganz kurz nur. Aber vielleicht wird man rein zufällig auf die Idee kommen, Green Concorde zu hören. Deren Eindruck bleibt.
Highlights
- The anthem to which we fall
- We set sail by the way we feel
- Ten cities of Green Concorde
Tracklist
- This time
- The anthem towhich we fall
- We set sail by the way we feel
- Detroit
- Rooster
- Toxic symphony
- Fireside
- Ten cities of Green Concorde
- Angel food
- Catch and turn
Gesamtspielzeit: 42:12 min.
Referenzen
Interpol; Joy Division; Bauhaus; The Organ; The National; Editors; She Wants Revenge; Snowden; United; The Departure; Echo & The Bunnymen; The Psychedelic Furs; Placebo; Idlewild; My Vitriol; Black Rebel Motorcycle Club; The Stills; Siouxsie & The Banshees; The Cure; The Church; The Mission; Simple Minds; Public Image Limited; Film School; The Longcut; Union Of Knives; Kashmir; Six.By Seven; Mission Of Burma; Wire