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Alasdair Roberts - The amber gatherers

Alasdair Roberts- The amber gatherers

Drag City / Rough Trade
VÖ: 26.01.2007

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Death can dance

Du liebe Existenz, was schleichst Du um unser Haus herum, was klopfst Du in den trübsten Stunden an die Fenster, füllst unser Herz mit schwarzen Gedanken und begleitest uns auf Schritt und Tritt den endlichen Lebensweg entlang? Gerne würden wir Dich abschütteln und auf ewig im kühlen Regen stehen lassen - Dir und dem blöden alten Sensenmann nicht mal in Bruchteilen zeigen, dass der Respekt vor Euch dann doch irgendwann seine traurige Bestätigung finden wird. Ein Ende also mit dem unnützen Lamentieren, ein Ende mit dem beklemmten Beklagen, ein Ende mit dieser tristen Gewissheit, dass schlussendlich doch alles für die Katz ist. Mutig richten wir uns auf und blicken unserem dunklen Richter in die Augen. Und wenn wir nicht mehr weiter wissen, greifen wir gezielt zu jenem Soundtrack, den wir uns schon vor langer Zeit auf die Noch-zu-erledigen-Liste unserer letzten Reise gesetzt haben. So einfach lassen wir uns das Leben nicht aushauchen.

Vor genau zwei Jahren tauchte das dritte Soloalbum "No earthly man" des schottischen Songwriters Alasdair Roberts auf und vollführte einen bittersüßen Tanz mit Tod und Endlichkeit. Hierzulande stumm geblieben, vollzog dieses Meisterwerk in etlichen anderen Ländern eine schwermütige Verneigung vor dem Ende aller Tage. Mit Hilfe von Produzent Will Oldham huldigte es dem Wandeln auf Erden in stiller Behutsamkeit und altertümlicher folkloristischer Magie. Nicht schwarzgehüllt, nicht verzweifelt, sondern strahlend über alle Maßen. Im Raum steht nun die Frage, ob Roberts mit seinem Neuling "The amber gatherers" einen ebenbürtigen Nachfolger aus seiner Feder springen lassen kann. Eine Antwort auf diese hoffende Fragestellung müssen wir schuldig bleiben, denn der raffinierte Traditionalist versucht sich erst gar nicht an einer gleichförmigen Großtat. Die Epik des Vorgängers wurde in den Schrank gesperrt. Die Gastmusiker von 2005 wurden alle wieder nach Hause geschickt, und nur die ewigen Mitstreiter seiner früheren Band Appendix Out und seiner Solotage stehen als spartanisches Aufgebot zur Verfügung. Und so folgt er beständig seinem eigenen Gesetz, dass mit weniger Mitteln mehr zu sagen ist, als mit einem ganzen Sammelsurium an Nichtigkeiten.

"Riddle me this" reiht sich anfangs bedenkenlos in Roberts' Diskografie ein, denn auch der Beginn von "The amber gatherers" brilliert mit melancholisch-schottischem Folk und dem messerspitzendünnen Schuss einer neuzeitlichen Songwriterkunst. Doch was Roberts' weltweite Wegbegleiter vielleicht aus dem Konzept bringen könnte, ist der Fakt, dass sich nach kurzer Zeit freudestrahlende Drums einschleichen, die den Startschuss geben für eine selbstbewusstere Haltung. Ein Mehr an liebreizenden Wohlklang, als wir es bisher von ihm gewohnt waren. Aber Roberts wäre nicht Roberts, wenn er in stupider Einfachheit die Sonne anknipsen würde.

"The amber gatherers" läuft zu keinem Zeitpunkt Gefahr, bei übergrellen Farben den eigenen akustischen Weg aus den Augen zu verlieren. "I had a kiss of the kings hand" und "The cruel war" besingen balladesk und mit dichterischer Eleganz Legenden und Sagen aus längst vergangener Zeit und lassen nur mit Mühe darauf schließen, dass es sich um gegenwärtiges Songwriting handelt. "Where twines the path" und "Firewater" verzaubern durch einen komödiantischen Sangesreigen, der moderner Popmusik längst verloren zu sein schien. "The amber gatherers" lässt den Tod schmoren, und die Geschichten vergessen die Trostlosigkeit. Roberts kreiert in seiner melodiösen Reduktion ein Meisterstück voller positiver Kraft, das sich in Ganzheit auf den Dunstkreis seiner schottischen Herkunft stützt. Selbst der Sensenmann hält für den kurzen Moment inne. Und lächelt auf.

(Markus Wollmann)

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Highlights

  • Where twines the path
  • I had a kiss of the king's hand
  • River Rhine
  • The calfless cow

Tracklist

  1. Riddle me this
  2. Where twines the path
  3. Waxwing
  4. I had a kiss of the king's hand
  5. The cruel war
  6. Let me lie and bleed awhile
  7. Firewater
  8. River Rhine
  9. A have a charm
  10. The old men of the shells
  11. The calfless cow

Gesamtspielzeit: 41:29 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
markus w.
2007-02-24 12:08:42 Uhr
Danke auch für die Tipps, udw. Werde mich nach Silly Wizard umhören.
Und was den Bonnie betrifft: Bei dem ist (leider) zur Zeit Hopfen und Malz verloren. Ich warte seit "Master & Everyone" auf einen ebenbürtigen Nachfolger.
markus w.
2007-02-24 12:05:51 Uhr
Mist, irgendwie bekomme ich zur Zeit nichts mit. Ali supportet Joanna Newswon again? Und wir Kölner stehen mal wieder mit leeren Händen da? Schade, schade.

Weiß auch nicht, ob ich überhaupt hingehen soll. Habe sie vor zweieinhalb Jahren im Gebäude9 (Köln) gesehen - solo mit Harfe - und das war so einnehmend und fantastisch, dass ich mir keine interne Konkurrenz schaffen möchte. :)
kingsuede
2007-02-24 11:38:09 Uhr
Zusatz: in Köln nicht als Support auftritt.
kingsuede
2007-02-24 11:37:25 Uhr
@udw: Das Konzertdoppel ist bei mir leider nicht möglich, da Alasdair Roberts nicht als Support von Joanna auftritt. Schade.
udw
2007-02-24 10:51:36 Uhr
@ Markus W.

schließe mich Deiner Einschätzung ausnahmslos an. No earthly man ist gleichzeitig erschütternd und begeisternd. Und für mich unglaublich zu sehen, dass selbst Bonnie 'Prince' Billy mit seiner Interpretation von Molly Bawn nicht an Alasdairs Version herankommt.
In dem Zusammenhang ist natürlich auch die Band Silly Wizard zu empfehlen, die 1976 und 78 auf ihren Alben jeweils Versionen von The Twa Brothers und Carlisle Wall (aka The Cruel Mother) eingespielt haben.
Ach ja, und: unbedingt das Konzertdoppel Joanna Newsom / Alasdair Roberts ansehen. Hat sich letztes Mal schon gelohnt, wird sich wieder lohnen!!!!!
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