Glow - Every single day
Supersonic / BMG
VÖ: 26.03.2001
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Brett vorm Kopf
Ein Lied ging um die Welt, und mit ihm zwei bedeutungsschwangere Songzeilen: "This Mr. Brown just doesn't look as if he's rich / Cause all the money he earns goes directly in the bank". Der Hit zum Holpern hieß "Mr. Brown" und das passende Album "Superclass". Zusammen mit "Lords of the boards" von den Guano Apes bewies das Düsselforfer Trio Glow damit eindrucksvoll, daß man inzwischen lange nicht mehr die englische Sprache beherrschen muß, um mit englischsprachiger Musik erfolgreich zu sein.
Das Grinsen, das ich noch vom Genuß des ersten Glow-Albums auf dem Gesicht habe, steigert sich zu einem schallenden Gelächter, als ich das Booklet zum zweiten Album "Every single day" aufschlage. Denn gleich der Album-Opener "Beautiful morning" wartet zum Auftakt mit einem lyrischen Leckerbissen auf: "Du, du, du, du, du... The alarm clock rings - suddenly I'm shocked / Did I oversleep today?" Ein wenig verwundert es schon, daß das Papier, auf dem solche Zeilen gedruckt sind, nicht längst dunkelrot angelaufen ist.
Musikalisch sind Glow zwar nicht minder simpel gestrickt, wissen aber damit durchaus zu entzücken. Aus dem prall gefüllten Schatzkästchen der Vergangenheit plündern Glow allerlei Schmuckstücke von ABBA-Melodiebögen bis zu Beatles-Harmonien und verpassen ihnen einen zeitgemäßen Schliff. Die ohrwurmverdächtige erste Single "President of Boarderland" paßt zur ARD-Snowboard-Serie "Powder park" wie die Faust aufs Auge. Das feine Gespür für die unwiderstehliche Melodie, das bereits beim Vorgänger auffiel, findet sich auch auf "Every single day" wieder. Doch wie man beim Wachsen eines Snowboards vorsichtig mit der Dosierung des Flutschmittelchen sein sollte, übertreiben es Glow auch beim Songschreiben oft mit der Melodieverliebtheit und fahren bei der Suche nach dem ultivativen Schubidu geradewegs gegen den nächsten Baum.
Selbst die wenigen respektablen Melodien kommen nur für den Hörer zur Geltung, der es schafft, sein Ohr gänzlich vor den textlichen Tiefflügen zu verschließen. Für Zeilen wie "He reels across the street / In his hand a sticky weed / Ah did he drink too much? / Ah did he drug too much?" würde selbst Sandra Nasic vor Scham im Boden versinken, während man die Lyrics zu "Let's rock" und "Julie goes out" besser nie dem literarischen Quartett vorlegen sollte. Es würde weinend aus der Sendung rennen und in der Fremdenlegion anheuern. Um dies zu verhindern hilft nur noch Flehen: Bitte, liebe Bandmitglieder von Glow! Bitte! Bitte veröffentlicht Euer nächstes Album als reine Instrumental-Platte oder verlaßt die Bretter, die die Welt bedeuten. Und wenn ich Euch mit dem Wörterbuch erschlagen muß!
Highlights
- President of Boarderland
- Footsteps in the snow
Tracklist
- Beautiful morning
- President of Boarderland
- Footsteps in the snow
- Celebrate youth
- Miss you today
- Betty Ford
- Orange guitar amp
- Let's rock
- Julie goes out
- Every single day
- Repeat
Gesamtspielzeit: 45:16 min.
Referenzen
Alternative Allstars; Liquido; Naked Lunch; Lovebugs; SR-71; Blink-182; Bananafishbones; Casey's Orbit; Wheatus; Chewy; Coach; Readymade; Myballoon; The Beatles; The Beach Boys; ABBA; Miles; The Boo Radleys; The Wannadies