Carla Bruni - No promises

Naïve / Ministry Of Sound / Edel
VÖ: 12.01.2007
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Anders ausgedrückt
Und wieder einmal steht es an, das Hoch auf die Globalisierung: Nicht nur, dass sie heutzutage morgens einen Burger, mittags 'ne Pizza und abends den Döner ermöglicht. Nein nein, auch die Musik wurde in Zeiten von Klezmer und Osteuropafolk schon lange davon erfasst. Gestern noch Italien, heute Frankreich und morgen bereits ab über den großen Teich in die Staaten.
So beispielsweise der Werdegang des Ex-Models Carla Bruni. Nach ihren französisch gehauchten Chansons auf "Quelqu'un m'a dit" singt die gebürtige Italienerin nun bezaubernde, zweifelnde Gedichte englischsprachiger Poeten wie Emily Dickinson oder William Butler Yeats: "You, so warm, may once have been / Warmer towards another one / I, so cold, may once have seen / Sunlight, once have felt the sun." Musikalisch findet sich Kontinuität: Weiche, reduzierte Balladen, die in ihrer Schwermut leichtfüßig heranschleichen, samtig einmümmeln, teils aber auch an Kitschgrenzen kratzen wie "Ballads at thirty-five".
Zudem ging mit der Sprache leider auch etwas von der geschmeidigen Laszivität des Vorgängers verloren. Carla Brunis Raunen, ja oft fast nur ein feiner Atemzug, wird zwar weiterhin eine Vielzahl von Männerohren in seinen Bann ziehen. Aber allenthalben blitzt nun amerikanische Musiktradition auf. Teils tragen Mundharmonikatöne voran, Westernklänge ziehen verträumt vorbei und "I felt my life with my both hands" wird gar von einer bluesigen Gitarre eröffnet. Rötliche Farmabende also statt der nächtlichen Champs-Elysées.
Man darf ja nun gespannt sein, wohin die musikalische Weltreise Madame Bruni in Zukunft führen wird. Vielleicht ja in deutsche Lande? Deftige Blasmusi zu Zeilen des Ostfriesen Otto? Der alte Holzmichl' unterlegt mit dröhnenden Rammstein-Gitarren? Oder vielleicht ja doch Heinrich Heines Loreley begleitet von Beethovens mächtiger Neunter? Aber ob all dies dann genauso sanft Wachküssen könnte wie die gewisperte Melancholie des Schlusstracks "At last the secret is out"? Nee, Carla, lass mal besser.
Highlights
- Those dancing days are gone
- Promises like pie-crust
- At last the secret is out
Tracklist
- Those dancing days are gone
- Before the world was made
- Lady weeping at the crossroads
- I felt my life with my both hands
- Promises like pie-crust
- Autumn
- If you were coming in the fall
- I went to heaven
- Afternoon
- Ballade at thirty-five
- At last the secret is out
Gesamtspielzeit: 34:47 min.
Referenzen
Katie Melua; Norah Jones; The Little Willies; Jesse Harris; Amos Lee; Martha Wainwright; Eva Cassidy; Rickie Lee Jones; Suzanne Vega; Jane Birkin; Françoiz Breut; Coralie Clément; Camille; Françoise Hardy; Diana Krall; Silje Nergaard; Milla Jovovich; Sophie Zelmani; Heather Nova; Natalie Merchant; Paula Cole; Azure Ray; Joni Mitchell
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