Briskeby - Jeans for Onassis

Mercury / Universal
VÖ: 26.03.2001
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Hosen runter!
Die erste Gelegenheit, bei der die Klänge von Briskeby hierzulande zu hören waren, war die Tournee von A-Ha. Die norwegischen Pop-Urgesteine hatten sich ihre Landsleute als Vorgruppe ausgesucht. Im Gegensatz zu den ebenfalls spielenden Reamonn und den manchmal etwas konzentrationsschwachen A-Ha rockten Briskeby und vor allem Frontfrau Lise Karlsnes richtig ab und hatten viele neue Freunde gefunden. Entsprechend gespannt konnte man auf die deutsche Veröffentlichung ihres Albums "Jeans for Onassis" sein, das in Norwegen schon mehrfach Gold abgeräumt hat. Doch was live richtig rockte, wurde auf dem Album mit uninspirierten Synthesizerklängen zugeschüttet.
Zwar kann "Jeans for Onassis" stellenweise wirklich gefallen, aber es klingt weitestgehend belanglos. Die rockigeren Nummern wie "The asphalt beach", "Berlin" oder "Hey Harvey" werden durch die Überdosis Synthies auf Tanzbarkeit gedrillt, was ihnen den dezent ruppigen Charme raubt. Bei den ruhigeren Stücken wie "Keep it to yourself", "Loveenterprise" oder "Stars in their eyes" hingegen werden die Synthies eher sparsam eingesetzt, was sie auch deutlich sympathischer macht. Unter zarten Akustikgitarren geht auch Fräulein Karlsnes' entzückende Stimme nicht so unter. Offenbar wollte sich Produzent Espen Berg leider nicht auf die natürlichen Qualitäten der Band verlassen und werkelte im selben Studio, in dem einst ABBA der Discosound überkam, so lange herum, bis das Album überproduziert war. Hier ein Geblubber, da ein Gezische, und bei "Electro Boy" fühlt man sich dann endgültig mehr in einem billigen Science-Fiction-Film denn auf einer Rockplatte.
Von einem möglichen Wahn getrieben, daß alles norwegische, das auf den Weltmarkt soll, Pop sein muß, schliff man den Rock, der der Band live so guttat, aus dem Album, bis es sich durchschnittlich, chartstauglich und damit auch um so austauschbarer anhörte. Dabei merkt man den meisten Songs an, daß sie wirklich sehr gut hätten werden können, denn Zeilen wie "This is the soundtrack / Let the movie begin" versprühen schon eine gewisse Magie. Im jetztigen Zustand könnte "Jeans for Onassis" höchstens noch das perfekte Album zum Autofahren, Lesen oder Bügeln sein. "Verschenktes Potential" ist eine harte Bezeichnung, aber sie trifft sicherlich zu. Erfolg mag der sympathischen jungen Band trotz allem auch hierzulande zu gönnen sein und - was viel wichtiger ist - einen feinfühligeren Produzenten für das nächste Album.
Highlights
- The asphalt beach
- Keep it to yourself
- Stars in their eyes
Tracklist
- The asphalt beach
- Wide awake
- Electro boy
- Keep it to yourself
- Propaganda
- Berlin
- Loveenterprise
- Hey Harvey
- Cellophane eyes
- Envy
- Stars in their eyes
- The asphalt beach (Reprise)
Gesamtspielzeit: 47:02 min.
Referenzen
Fruit; Lemonbabies; Texas; Blondie; That Dog; Dan; Bandits; Core 22; The Bangles; The Corrs; Republica; Motorsheep; The Cardigans; Commercial Breakup; Rainbirds; Roxette; Hopscotch; Shawn Mullins