Big Sir - Und die Scheiße ändert sich immer

Gold Standard Laboratries / Cargo
VÖ: 01.12.2006
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Nomen est omen
Riskanter Titel, wenn man bedenkt, daß die Platte ja auch im deutschsprachigen Raum verkauft wird. Ob etwas mit so einem Titel zu gebrauchen ist? Gemach, gemach. Big Sir, das ist ein Projekt von Juan Alderete, seines Zeichens Bassist bei The Mars Volta und Lisa Papineau, die bisher als Solistin in Erscheinung trat und solch illustren Arbeitgebern wie Air und M83 ihr Stimme lieh. Kennengelernt haben sie sich in einem früheren Projekt namens PET. Und jetzt nun das: Big Sir. Selbstverständlich ist klar, dass nichts klar ist. Frei nach dem Motto: Wie Sie sehen, sehen Sie nichts. Wie Big Sir klingen könnte, das ist erstmal komplett der eigenen Fantasie überlassen, aus den gegeben Informationen läßt sich jedenfalls nur schwer etwas Sinnstiftendes konstruieren. Und selbst wenn man das Album hört, werden die Fragezeichen nicht weniger.
Es beginnt mit "Blutrausch (Smooth interlude)", und das sogar recht vielversprechend. Was da direkt am Anfang in die Ohrmuscheln klettert ist ein feiner Mix aus einer extrem zarten Priese jazziger Südsee-Klänge, einer Idee Lounge und zum Schluß noch einem Hauch Softrock. Ach ja, auch ein wenig Soul hat sich da noch versteckt. Jedenfalls ist beim Opener der Songtitel nicht wirklich Programm. Auch der Rest bleibt ähnlich ruhig und gemütlich. Allerdings ist das Debüt unter dem Titel "Big Sir" nicht wirklich so richtig verdaulich, wie es einem der Opener glauben macht. Oder wie man es vielleicht gerne hätte. Stets ein bißchen atonal, neben der Spur und schief, fügen sich Papineaus Gesang und die üppige Instrumentierung nur selten so richtig zusammen. Nein, leicht wird es einem ganz sicher nicht gemacht.
Und dennoch mogeln sich ab und an Momente klaren Wohlgefühls in die Songs. Zum Beispiel wenn Papineau in "Hey, soldier" zur Höchstform aufläuft und gemeinsam mit einer Violine, dem Beat und einem Akkordeon den Sonnenuntergang anheult. "Saticoy St." wiederum ist ein klarer Fall für die Geheimtipp-Bar aus der irgendeinem aktuellen Szene-Magazin. Muß ganz gut aussehen, wenn die ganzen schönen Frauen mit ihren Zigaretten leicht anfangen sich zu bewegen. Vielleicht präsentieren einige, was sie unter den Pullovern oder den Jacken tragen. Sex ist in der Luft. Völlig ohne Lyrics kommt dieser Track aus. Sein Nachfolger skizziert dann in etwa den Rest des Abends. Bei ihm oder bei ihr. Beginnt recht wild, aggressiv, schnell und geladen, Baß und Saxophon gegeneinander, miteinander. Und dann ist wieder Lisa dran, sachte mit Glockenspiel singt sie gegen sich selbst an. Das ist erotische Musik, keine Frage.
Aber kann man das auch bei Tageslicht hören? Eher schwierig. Zu gemütlich kommen Big Sir daher, wollen manchmal zu viel und führen die wirklich guten Momente nicht aus. Zu instrumental um TripHop zu sein, zu samplelastig um als Rockband durchzugehen, können sich Big Sir selber zu oft nur schwer entscheiden wo sie hingehören und wie ihre Musik zu klingen hat. Deshalb kommt sich das Duo häufig selbst in die Quere und pappt einfach mal beides unter einem Tracktitel aneinander. Daß das nicht gut gehen kann, ist klar. Und anstrengend wird es auch. Manchmal würde man sich nämlich tatsächlich ein wenig Emotion oder Bezug zu dem wünschen, was Papineau da eigentlich singt. Aber vielleicht interpretieren wir das auch komplett falsch, und beim nächsten Mal Hören klingt das alles anders. Ganz bestimmt sogar.
Highlights
- Blutrausch (smooth interlude)
- I lie down
Tracklist
- Blutrausch (Smooth interlude)
- Rejoice the rig
- Freeways of my mind
- Song bong blue
- Hey, soldier
- Saticoy St.
- 'Cause that's shit just too evil (and she's just a gangsta bitch)
- Get off the b
- Saxophone
- Pelo de elote
- I lied down
- Hammer on pull off
- Eastside westside blue
- Speedy's rejoinder
Gesamtspielzeit: 53:07 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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bitteanklopfen |
2007-01-06 13:36:04 Uhr
Warum denn? Die Rezi ist doch in Ordnung. Diese Musik zu beschreiben ist ohnehin sehr schwer, aber sie schafft es, das Wirre zu beschreiben und das sich etwas zu viel mischt. Ich finde man hätte mit gutem Gewissen 7 Punkte oder mehr geben können, das auf der Myspace- Seite riecht einmal nach einer 8. |
sonic |
2007-01-06 02:54:34 Uhr
punkte gehen ja voll und ganz in ordnung(wenn überhaupt, mit tendenz eher nach unten) aber dafür selten schlechte und nichtssagende rezi. die hatten big sir wirklich nicht verdient:-) |
Armin |
2006-11-28 21:16:09 Uhr
BIG SIR - Und Die Scheiße Ändert Sich Immer (GSL)VÖ: 01.12.2006 Die Hauptfiguren hinter BIG SIR sind Juan Alderete de la Pena (Bassist von THE MARS VOLTA) und die, nicht zuletzt durch AIR und M83 bekannte Sängerin Lisa Papineau. In ihrer gemeinsamen Zeit bei PET stellten sie ihre Liebe zur flüssigen Seite des Rock'n'Roll fest und BIG SIR wurde aus der Taufe gehoben. Auf "Und Die Scheiße Ändert Sich Immer" gibt es wieder eine schräge Mischung aus Pop und Jazz Grooves mit freundlicher Unterstützung von Money Mark (BEASTIE BOYS), dem Multiinstrumentalisten Adrian Terrazas Gonzales (THE MARS VOLTA), Jonathan Hischke (HELLA) am Bass und vereinzelter Produktion von Mickey P. (PEACHES, BECK). |
alfred |
2006-11-15 23:33:19 Uhr
kling scheiße, nicht nur der titel. |
Bär |
2006-11-15 23:28:13 Uhr
Ich wills hören. |
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Referenzen
Air; M83; Portishead; Laika; Koop; Massive Attack; Slowly We Bleed; Susie Van Der Meer; Woodbine; Super700; Iso68; Lali Puna; Ms. John Soda; Lamb; The Gathering; Björk; Under Byen; Stina Nordenstam; Gustav; Devics; Denali; A Girl Called Eddy; Airlock; Addie Birk; Goldfrapp; Hidalgo; Stereolab; Broadcast; Her Space Holiday; Ensemble; Matmos; Islands; The Books
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- Big Sir - Und die Scheiße ändert sich immer (7 Beiträge / Letzter am 06.01.2007 - 13:36 Uhr)