Ron Sexsmith - Rarities
Ronboy / Linus / ZYX
VÖ: 29.09.2006
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Publikumsjoker
"I find myself in the middle of something / When I thought I was going nowhere fast / This is how it all begins" - keiner der anderen fünfzehn Songs könnte diese Raritäten-Compilation so treffend und würdig eröffnen wie "On a whim". Ron Sexsmith mag ein nostalgietrunkener Melancholiker sein, ein Grübelkauz, ein Meister des Stirnfalten-Origami, aber nie, nie, nie läßt er den Hörer mit einem bitteren Nachgeschmack zurück. Immer ist da wenigstens die Andeutung eines hoffnungsschimmernden Silberstreifs am gefühlsgewittrigen Horizont. Entweder aus Worten geschnitzt oder in Musik aquarelliert und stets auf eine angenehm unaufdringliche Art und Weise berührend. Keine Ahnung, wie er das immer hinbekommt.
Lange drei Jahre hat es gedauert, bis "Rarities" nun auch endlich hierzulande veröffentlicht wurde - was gleichzeitig erklärt, warum der berücksichtigte Zeitraum dieser Sammlung nur von 1995 bis 2003 reicht. Mit Ausnahme des Auftaktes "On a whim", einem Stück aus dem Jahr 2003, ist die Compilation übersichtlich in zwei Hälften aufgeteilt: Erst kommen die Songs aus dem letzten Jahrhundert, dann jene aus der Post-Millennium-Ära. Jeweils acht Titel, gerecht portioniert also. Darunter: zwei Cover-Versionen. Zum einen eine entzückende Aufnahme des Harry-Nilsson-Klassikers "Good old desk", mit dezentem John-Lennon-Hall, nicht zu überspürender Fußwipp-Animation und niedlich altmodischen Chor-Accessoires. Zum anderen wäre da eine beinahe experimentelle Version von "I don't like Mondays", die entweder im Weltraum oder unter Wasser aufgenommen wurde. Keine Ahnung, wie Martin Terefe das hinbekommen hat.
Neben den beiden Fremdkompositionen, zahlreichen B-Seiten und Album-Session-Überbleibseln, hat es auch ein Live-Song auf "Rarities" geschafft: "Words we never use", aufgenommen in Melbourne - einer von Sexsmith' Lieblings-Tourstationen, wie er in den Linernotes verrät. Der Fan-Favorit "Almost always", ein Non-Album-Track aus dem Jahr 1996, wurde ebenfalls berücksichtigt und erweist sich als ungewohnter Ausflug in Achtziger-Jahre-Late-Night-Atmosphäre. Böse Finger würden an dieser Stelle das Wort "schwülstig" tippen. Eigentlich wartet man nur noch auf den Einsatz eines frisch geölten Saxofons, und eigentlich kann ein Picknick auf so einem Kitschminenfeld kaum gut gehen. Bei Ron Sexsmith aber seltsamerweise schon. Keine Ahnung, wie er das immer hinbekommt.
Daß Paul McCartney den Kanadier zum Jammen in sein damals noch trautes Heim einlud, nur um ihn mal persönlich kennenzulernen: ein alter Hut. Auch daß Chris Martin zu den großen Verehrern von Sexsmiths Musik zählt, ist nicht Neues. Wohl aber die Nur-Klavier-und-Streicher-Urversion von "Gold in them hills", jenem mit dem Coldplay-Sänger aufgenommenen Duett-Kleinod, das man bisher nur in der aufgemotzten Remix-Fassung kannte. Allein schon hierfür lohnt der Erwerb von "Rarities". Keins der sechzehn Stücke ist auch nur ansatzweise Ausschußware. Ganz im Gegenteil: Warum es das liebevoll countryeske "Tears behind the shades" nicht auf "Whereabouts" (1999) schaffte, bleibt ein Rätsel. Wie Ron Sexsmith selbst auch.
Highlights
- On a whim
- Good old desk
- Tears behind the shades
- Gold in them hills
Tracklist
- On a whim
- Almost always
- Good old desk
- You were there
- Same old eyes
- Tears behind the shades
- Blade of grass
- Too late
- Words we never use
- I don't like Mondays
- Before we ever met
- A kiss for luck
- All the cherished things
- You cross my mind
- Gold in them hills
- Someway, somehow
Gesamtspielzeit: 50:51 min.
Referenzen
Elvis Costello; Harry Nilsson; Paul McCartney; The Beatles; Ray Davies; The Kinks; Teitur; Nick Lowe; Jackson Browne; Traveling Wilburys ; The Band; Neil Young; Joe Jackson; Wilco; Ian Broudie; Ryan Adams; Josh Ritter; James Yorkston; Joe Henry; Michael Penn; Jack Johnson; Daniel Lanois; Pete Yorn; Ben Lee; David Gray; Willy Porter; David Poe; John Lennon; Tim Hutton; Bright Eyes; Feist; The Decemberists; Bob Dylan; Julian Dawson; John Hiatt; Steve Earle; Elliott Smith; Damien Rice; Howie Beck; Sondre Lerche; Nicolai Dunger; Badly Drawn Boy; Travis; Coldplay
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