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Robert Pollard - Normal happiness

Robert Pollard- Normal happiness

Must Destroy / PIAS / Rough Trade
VÖ: 17.11.2006

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Die ewige Jugend

Wer glaubt, Robert Pollard schalte nach dem Ende der Institution Guided By Voices einen erheblichen Gang zurück oder beende womöglich über kurz oder lang seine Karriere, muß sich in die Schranken gewiesen sehen. 2006 war ein überaus produktives Jahr für den fast 50-jährigen Amerikaner, dessen drei spontan ins Leben gerufene Nebenprojekte (Keene Brothers, Psycho & The Birds und The Takeovers) zwar nur eine kleine Statistenrolle erhielten und das allein über dem großen Teich. Aber Pollards liebste Spielwiese liegt nun einmal im Untergrund, im Hintergrund, in der oberflächlich betrachteten Bedeutungslosigkeit. So war das auch, nachdem Mitte der Neunziger das Guided-By-Voices-Album "Bee thousand" ohne wirkliche Ambitionen den Thron der neu entdeckten LoFi-Lebenseinstellung mit lebensnaher Tagträumerei bestieg und den ehemaligen Grundschullehrer mit einem Schlag über sein Wohnzimmer hinaus bekannt machte. Ein beständiger Rückzug.

Wer also zählen kann, der strecke die Finger der vollen und geballten Faust und registriere, &daß "Normal happiness" für dieses Jahr Album Nummer 5 ist, inklusive des überlangen Vorgängers "From a compound eye". Wem bei diesen Ausmaßen eigentlich unweigerlich folgende Abnutzungserscheinungen in den Sinn kommen, kennt den guten Robert allerdings schlecht. Es kam zwar nicht selten zu spontaner Atemnot, zu Herzrasen oder gar zum Kollaps, wenn man naiverweise im gutsortierten Plattenladen die zahllosen Veröffentlichungen aus Pollards Karriere zu ordnen versuchte. Doch auch hier gilt eiserne Beständigkeit, und man muß immer wieder überrascht feststellen, daß keiner dieser wertvollen Tonträger einem wirklich böse Worte entlocken konnte. Bitte aber nun keine Sorgenfalten: Niemand hat vor, den enormen Output aufzuzählen. Das überlassen wir lieber "Wetten, dass..?" und beschränken uns auf das aktuelle Zeug.

Im Grunde genommen hat sich der Erdenball mit "Normal happiness" nicht außerordentlich gedreht. Die schmutzigen Prog-Anleihen und die flatternde Neo-Psychadelica des Vorgängers wurden wie so oft in seiner Schaffensphase für das neue Material eingestampft. Um mit "Normal happiness" zurückzukehren zum schnellen, schrammeligen und mit Hooklines fein gespickten Indiepoprock, der sicher in den bekannten Heimathafen einläuft. Mit einer Songlänge von durchschnittlich zwei Minuten schaut Pollard mehr als einmal in den schönen, wenn auch standardisierten Guided-By-Voices-Spiegel, so daß es letztlich schwerfällt, wesentliche Unterschiede zwischen Damals und Heute auszumachen.

Belassen wir es aber doch einfach dabei und grämen uns nicht. Versetzen wir uns mit dem luftigen "Supernatural car lover" und "Rhoda Rhoda" für den kurzen Minuten in Ekstase. Grinsen wir breit mit "Gasoline ragtime", daß doch allzu deutlich im Dunstkreis von The Police (ja, wirklich!) steckt. Hören wir Pollard dabei zu, wir er mit den Jahren seinem Vorbild Pete Townshend doch irgendwie mehr und mehr entgegen kommt. Enttäuschen wird er uns damit keineswegs. Und auch der Wunsch, daß er mit ruhigem Gewissen sehr wohl zwanzig Platten pro Jahr auf den Markt bringen kann, wird mit "Normal happpiness" nicht gebrochen. In der powerpoppigen Kürze liegt die genießbare Würzen, und Pollard zeigt es uns in kleinstem Rahmen aufs allerdeutlichste. Ohne Ambitionen, dem Rockzirkus noch einmal etwas zu beweisen. Und mit "Normal happiness" im Ohr warten wir gebannt auf das nächste Abenteuer aus seiner Feder.

(Markus Wollmann)

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Highlights

  • Supernatural car lover
  • Rhoda Rhoda
  • Give up the grape

Tracklist

  1. Accidental Texas who
  2. Whispering whip
  3. Supernatural car lover
  4. Boxing about
  5. Serious bird woman (You turn me on)
  6. Get a faceful
  7. Towers and landslides
  8. I feel gone again
  9. Gasoline ragtime
  10. Rhoda Rhoda
  11. Give up the grape
  12. Pegasus glue factory
  13. Top of my game
  14. Tomorrow will not be another day
  15. Join the eagles
  16. Full sun (Dig the slowness)

Gesamtspielzeit: 34:26 min.

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