Saul Williams - Amethyst rock star

American / Columbia / Sony
VÖ: 26.02.2001
Unsere Bewertung: 9/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Zerrissene Existenz
"Zwei Seelen schlagen, ach, in meiner Brust", hieß es bei Faust. Lange ist's her. So lange, daß in der heutigen, von schnellen Schnitten und flinken Mouseclicks dominierten Gesellschaft schon deutlich mehr daherkommen muß, um Eindruck zu hinterlassen. Auftritt Saul Williams, seines Zeichens Künstler, Filmemacher und neuerdings "Amethyst rock star". In Williams' Brust schlägt fast ein halbes Dutzend Seelen, die sich alle lautstark Gehör verschaffen. Da ist der HipHopper und der Beat-Poet, der dreckige Bluesrocker und der verfrickelte Loop-Bastler, der flammenwerfende Prophet und der beißende Zyniker. Und in all ihnen steckt mehr Soul, als in allem, was sich heutzutage erdreistet, sich Rhythm And Blues zu nennen, zusammen.
Wer als Hörer nun glaubt, sich auf elitäre Kunstkacke einstellen zu müssen, kann das Toilettenpapier wieder wegstellen. Wer glaubt, auf vordergründige Reime und abgeschmackte Beats zu treffen, setzt sich am besten zurück in die Schulbank. Wer glaubt, die Streicher dienten nur zur Einlullung des geneigten Publikums, wacht wohl erst in der Notaufnahme wieder auf. Was hier an Dreck und Druck auf den Hörer einprasselt, schreit nach drei simplen Buchstaben: Wow. Wer sonst stellt sich schon mit Allen Ginsberg, Miles Davis, William Shakespeare, Jimi Hendrix, Martin Luther King, Bob Marley, Nostradamus und Tupac Shakur in eine Reihe und hat damit auch noch recht? Wer sonst hat den Mut, gegen alles, was Staub ansetzt und Konvention geschimpft wird, zu rebellieren? Wer sonst beschränkt seine Rebellion nicht darauf, bloß zu stänkern, sondern zeigt mittels eines famosen Gegenentwurfes den Weg in die Zukunft?
Samples von Faith No More und Rage Against The Machine bereiten feinsten Kreuzüber vor. Streicher, Drums und Feedback-Gitarren laben sich an unfriedlicher Koexistenz, während DJ Krust fette Beats hineinbröselt. Williams wälzt sich wie im Fieber darin hin und her. Seine existenzialistischen Verse dienen dem eigenen Exorzismus. Als Sohn eines Reverends sucht auch er nach dem göttlichen Funken. "I'm the omniamerican born of beats and blood / the concert of the sun unplugged" lautet das Credo und Saul Williams ist der fluchende Prophet, der nicht beten will. Er spuckt das Feuer unheiliger Worte und schreibt damit seine Wahrheit an die Wände. Er bricht Beats und Rhymes wie das Brot in der Messe. "We made this breakbeat just for you / As an offering / Can you feel us now?" Gospel with a breakbeat.
Highlights
- La la la
- Penny for a thought
- Om nia merican
- Coded language
Tracklist
- La la la
- Penny for a thought
- Rodeson
- Tao of now
- Fearless
- Untimely meditations
- Om nia merican
- 1987
- Coded language
- Our father
- Wine
Gesamtspielzeit: 58:26 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Arno Nym |
2010-03-22 12:02:46 Uhr
Ich merke gerade wieder einmal wie unglaublich fesselnd und intensiv dieses Stück Musik ist.Ich freue mich jedenfalls bei jedem Hören, die CD mein Eigen nennen zu können. |
bitteanklopfen |
2006-02-19 00:14:49 Uhr
ach, wenn man ein wenig sucht gibt es eine menge von guten hip hop alben |
bitteanklopfen |
2006-02-18 23:31:14 Uhr
aesop rock- labor days hat mich auch noch begeistert |
cds23 |
2006-02-18 23:27:17 Uhr
@ PatteOm nia merican, Wine, Fearless, Penny for a Thought....eigentlich alles, das zweite Album ist auch genial. |
Patte |
2006-02-18 22:15:11 Uhr
Anspieltipps? (Hab bisher nur die letzte Scheibe) |
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Referenzen
Mos Def; Talib Kweli; Warsawpack; Sage Francis; The Roots; Black Thought; Wu-Tang Clan; KRS-One; Public Enemy; Outkast; Xzibit; Mystikal; Busta Rhymes; R.L. Burnside; Roots Manuva; Tricky; Wyclef Jean; N.E.R.D.; Living Colour; Jimi Hendrix; Rage Against The Machine; Sullen; Supergroove; Death In Vegas; Orbital; DJ Krust; Goldie; Reprazent
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