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Mansun - Legacy - The best of

Mansun- Legacy - The best of

Parlophone / Capitol / EMI
VÖ: 18.09.2006

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Erbausschleicher

Diesseits des Ärmelkanals ist die Zahl derer, die rund um den Jahrtausendwechsel das Phänomen Mansun bewußt erlebt haben, eher bescheiden. Trotz der ausgeprägten Polarisierung im Vereinigten Königreich reichte es den Briten um Paul Draper hierzulande nie für mehr als höfliches Desinteresse. Dabei waren sie in etwa zeitgleich mit dem Durchstarten von The Verve und Travis maßgeblich verantwortlich dafür, die zweite Britpop-Welle loszutreten. Doch nach ihrem stürmischen '96er-Debüt "Attack of the grey lantern" folgte 1998 mit "Six" ein bisweilen episches Querdenken, das herzlich zwischen Süßlichkeit und Ambition vermittelte. Da es aber einen Teil der melodiesüchtigen Zielgruppe nachhaltig überforderte, verpuffte zwei Jahre später auch der schwelgerische Pop von "Little kix" völlig unverdient. Denn auf die allgemeine Mißachtung mit dem raffinierten Ohrwurm "I can only disappoint U" zu antworten, zeigt die Klasse dieser Band.

Und doch waren acht Jahre, drei Alben und vierzehn schicke EPs genug, um rechtzeitig aufzuhören. Mansun wollten nicht als die plakative Marionettenband enden, die das großartige Video zu ihrem größten Hit "Legacy" portraitiert. Und als sie dann kurz vor der Fertigstellung ihres vierten Albums selbst den Schlußstrich zogen, machten sie dermaßen Ernst, daß sie gleich ihr Equipment bei eBay vertickten. Denn eines war klar: "Nobody cares when you're gone." Was das bedeuten soll? Fragt Menswear, Marion oder die Auteurs.

Es waren also mal wieder eher nur die Eingeweihten, die die Anwandlungen von Prog und Glam in Mansuns Pimp-my-Britpop zu schätzen lernten. Ernüchternd an dieser Verkennung ist, daß nur ein paar Jahre später gepflegte Ausuferung, putzige Kostümierungen und typisch britische Harmonieduseligkeit wieder freudige Urständ feiern. Der Mut zum komplizierten Kitsch kam also nur ein paar Jahre zu früh. Oder ein paar Refrains zu euphorisch. Obwohl "Six" ähnlich an der Erwartungshaltung vorbeigeschnitten war wie zum Beispiel ein "Kid A".

Aber auch ohne die schützende Einbettung in derangierte Konzeptalben entwickeln die siebzehn Tracks auf "Legacy - The best of" eine eigentümliche Eigendynamik. Mit den paar Jahren Abstand vielleicht um so mehr. Denn es geht um die Songs. Um diese Songs. Das damals skandalöse "The chad who loved me", die exquisite B-Seite "Closed for business" und vor allem "Wide open space" sind die sehnsüchtigen Hymnen. "Take it easy, chicken", "She makes my nose bleed" oder "Being a girl (Part one)" geben die zappelnden Rocker. Die derangierten "Negative" und "Six" kippen mit diversen Stimmungen herrlich aus den Latschen. Und "Getting your way" und "Slipping away" vom nie fertig gewordenen Viertling deuten an, welche Großartigkeiten die Band noch in der Hinterhand hatte. Nach der umfassenden Raritätenverwertung "Kleptomania" aus dem Vorjahr ist "Legacy - The best of" nun also der endgültige Abschied dieser eindrucksvoll unterschätzten Band. Mit minimalen Abzügen in der B-Note wegen nuancenkappenden Ausdünnungen bei den Single- und Radio-Versionen. Sei's drum. "Nobody cares when you're gone"? I do.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • I can only disappoint U (Single edit)
  • Wide open space
  • Being a girl (Part one) (Edit)
  • Legacy (Radio edit)
  • Slipping away

Tracklist

  1. I can only disappoint U (Single edit)
  2. Wide open space
  3. Stripper vicar
  4. Being a girl (Part one) (Edit)
  5. Negative (Single edit)
  6. Take it easy, chicken
  7. Legacy (Radio edit)
  8. She makes my nose bleed
  9. Closed for business
  10. Six (Single edit)
  11. Getting your way
  12. Electric man (Radio edit)
  13. The chad who loved me
  14. Egg shaped Fred
  15. Slipping away
  16. Fool (Single edit)
  17. Taxlo$$

Gesamtspielzeit: 72:41 min.

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