Depeche Mode - The best of, volume 1

Mute / EMI
VÖ: 10.11.2006
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Devotionalien
Vor fünfundzwanzig Jahren ging der feuchte Traum von Mute-Chef Daniel Miller in Erfüllung. Der Pop aus der Steckdose wurde mit Depeche Mode plötzlich serienreif. Benannt nach einem Modeblättchen und schon im Bandnamen auf Kurzlebigkeit angelegt. Damals konnte jedoch niemand ahnen, wie lang und intensiv die romantische Beziehung der Popkultur mit eben diesen Depeche Mode andauern würde. Am Anfang waren da schließlich nur diese vier niedlichen Bubis mit handlichen Spielzeuginstrumenten. Bläßlicher Pop, zuckrige Melodien und kaum eine Spur von Dunkelheit. Oder hat jemand schon mal versucht, mit "Just can't get enough" die eigene Depression zu ernähren?
Doch es wartete so viel mehr auf Depeche Mode: Berliner Exkursionen und die Entdeckung der Soundbibliothek der Einstürzenden Neubauten. Aufreizende Flirts mit Sadomasochismus und anderen sexuellen Seitenwegen. Nervenzusammenbrüche, Herzstillstände und (in viel späteren Jahren) Diätprogramme. Und mittendrin: die Eroberung der Welt. Durch all die Stärken, die es den Herren Martin Gore, Dave Gahan und Andrew Fletcher - beizeiten von Alan Wilder und Vince Clarke mehr als nur unterstützt - ermöglichten, gleichzeitig abenteuerlustig und unverwechselbar zu bleiben: Gahans bebende Stimme, Gores eigenwillige Melodien und der allzeit schaltkreiselnde Bombast - stets gefangen zwischen bittersüßer Euphorie und beseeltem Untergang.
Die erste offizielle Best-Of-Kopplung von Depeche Mode soll nun all das wiederspiegeln. Die hitgewordene Faszination abarbeiten und dabei den Charakter der Band erläutern. Aber wie soll das funktionieren bei dieser einen mickrigen Silberscheibe, mit der "The best of, volume 1" aufwartet? Vergebene Liebesmüh. Man kommt also nicht umhin, neben der eindrucksvollen Haben-Seite dieser Zusammenstellung auch das Soll zu beachten: kein "Blasphemous rumours", kein "A question of time", kein "Behind the wheel", kein "Stripped". Und daß dem unbedarftem Hörer durch eine selten nachvollziehbare Strukturierung ein guter Teil der halbdunklen Faszination der Briten entgeht, war fast schon vorherzusehen.
Daß aber die beständigsten Überlebenden der Achtziger ihren prototypischen Synthpop trotzdem mit gerade einmal achtzehn Tracks fachgerecht ausstellen können, ist selbstverständlich. Zu solchen Selbstverständlichkeiten zählt dann neben ewigen Hymnen wie "Enjoy the silence", dem händereckenden "Never let me down again" oder dem Elektroblues von "Personal Jesus" auch die popowackelnde neue Leidenssehnsucht "Martyr". Und so shufflet sich "The best of, volume 1" wie ein erfahrener Zufallsgenerator querbeet durch die Jahre. Im Gegensatz zum ähnlich konfusen "Remixes 81···04" könnte man aber auch bei bösesten Absichten kaum etwas falsch machen. Denn selbst das Quäken der allerersten Single "New life" ist unverkennbar Depeche Mode. Und morbide Schwelgereien von "Shake the disease" über "Strangelove" bis hin zu "Suffer well" sowieso.
Für absolute Neueinsteiger wie die Nachgeborenen, die Depeche Mode eventuell gar erst mit "Precious" und "Playing the angel" kennengelernt haben, ist "The best of, volume 1" ein erster Schritt auf dem Weg zur Devotee-Party. Wo man sich dann über zweischneidige Niedlichkeiten wie "See you" von 1982, die weitblickende Globalisierungskritik "Everything counts" von 1983, den scheppernden Nummer-Eins-Erstling "People are people" von 1984, die nervenzehrende Hingabe "I feel you" von 1993 oder die groovende Euphoriebremse "It's no good" von 1997 freuen darf. Die erhellendere Übersicht dürften trotzdem die beiden Singles-Kollektionen "The singles 81-85" und "The singles 86-98" bieten. Dort wird die Entwicklung der Band chronologisch erfahrbar. Auf "The best of, volume 1" reiht sich lediglich Hit an Hit. Für dieses "lediglich" aber würde mancher Kajalelektroniker seinen herzallerliebsten Sequencer eintauschen. Immer und immer wieder.
Highlights
- Personal Jesus
- Enjoy the silence
- Strangelove
- Walking in my shoes
- Never let me down again
Tracklist
- Personal Jesus
- Just can't get enough
- Everything counts
- Enjoy the silence
- Shake the disease
- See you
- It's no good
- Strangelove
- Suffer well
- Dream on
- People are people
- Martyr
- Walking in my shoes
- I feel you
- Precious
- Master and servant
- New life
- Never let me down again
Gesamtspielzeit: 74:55 min.
Referenzen
Dave Gahan; Martin L. Gore; Recoil; Erasure; The Human League; Orchestral Manœuvres In The Dark; De/Vision; Mesh; Camouflage; Wolfsheim; Distain!; And One; Second Decay; Beborn Beton; Nitzer Ebb; Front 242; Apoptygma Berzerk; Covenant; VNV Nation; Neuroticfish; Jaw; Lunastoy; Client; Ladytron; Fischerspooner; Echoboy; Appliance; Tarwater; New Order; Fad Gadget; Tubeway Army; Gary Numan; Boytronic; Soft Cell; Red Flag; Cause And Effect; Iris; Laid Back; Kraftwerk; Underworld; Artist Unknown; Tweaker; Faultline; Dazerdoreal; The Faint; I Am X; Archive; Tangerine Dream; Einstürzende Neubauten; Nine Inch Nails; VAST; Paradise Lost; Ultravox; The Cure; Placebo; The Beta Band
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