Tenhi - Airut: Aamujen
Auerbach / Prophecy / Soulfood
VÖ: 27.10.2006
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Winterschlaf
Donnerwetter! Schon nach acht Monaten wieder eine neue Platte von Tenhi? Nicht ganz. Also ein Rerelease? Auch nicht recht. Zur Erklärung: 2001 erschien mit "Airut: Ciwi" der erste Teil einer Saga. Worum es darin auch immer gehen mag, bleibt dem des Finnischen nicht mächtigen Hörer verschlossen. Der zweite Teil, eben nämlich "Airut: Aamujen" erschien 2004 mitnichten unter dem Banner "Tenhi", sondern im Zuge eines Projekts namens "Harmaa". Schizophrenerweise unterschrieben bald sowohl Tenhi als auch Harmaa beim jetztigen Label (wohlgemerkt, es handelt sich um dieselben Menschen dahinter), und so gefiel es den Herren, "Airut: Aamujen" unter dem eigenen Namen auch mal in Deutschland zu veröffentlichen. Wer bis jetzt immer noch nicht verwirrt ist, dem sei gesagt, daß "Ciwi" und "Aamujen" eigentlich nur Weiterentwicklungen eines Songs des Debütalbums sind. Aha.
Abseits aller Irrungen und meist vergeblicher Erklärungsversuche ist dann aber zunächst einmal festzustellen, daß die Kompositionen mehr noch als auf "Maaäet" auf Klavierbegleitung setzen. Zwischendurch mal sanft brummender Baß, dann dezentes Drumming. In solchen folk-proggigen Momenten ist Sigur Rós nah. Sehr nah. Nur damit Tyko Saarikko mit ultratiefer Stimme seine Melodien herausknarzen kann. Und dabei klingt wie der Weihnachtsmann, der ein weinendes Kleinkind beruhigen will. Songs wie "Seitsensarvi" mit gefühlten 35 BPM sind fast schon hektisch zu nennen. Doch gerade damit gelingt es Tenhi, wieder etwas Atmosphäre zu erzeugen. Hätte man das Piano in einer Konsequenz wie weiland Deine Lakaien eingesetzt, "Airut: Aamujen" wäre wohl unhörbar.
Sperrig genug ist es allemal. Wie schon auf "Maaäet" gilt: Nebenbeihören ist nicht. Autofahrer würden auf der Stelle vor Übermüdung unter den nächsten Laster brettern, und auf dem zu bügelnden Hemd würde das einbrennende Bügeleisen eindrucksvolle Muster zaubern. Selbst die USB-Schnittstelle meldet Timeout beim Überspielen auf den iPod. Aber mal im Ernst: "Airut: Aamujen" ist hart, ganz hart an der Grenze des Zumutbaren. Aber irgendwie nie darüber. Und so ertappt sich der Hörer beim sanften Schwelgen zu "Läheltä". Direkt nach dem kontrapunktisch-disharmonischen "Hiensynty". Solche Musik kann nur aus einem Land kommen, in dem es zu dieser Jahreszeit eigentlich nicht hell wird. Die vertonte Winterdepression. Oder aber die dampfende Kanne Tee, nachdem man sich nach der Haussauna durch den Schnee der finnischen Wälder gewühlt hat. Wie man's nimmt. Jedenfalls nichts dazwischen. Denn Mainstream werden Tenhi sicherlich nicht mehr werden.
Highlights
- Seitsensarvi (Grey shine of June)
- Luopumisen laulu (Eloign)
- Läheltä (A brief passing moment)
Tracklist
- Saapuminen (Emerging)
- Seitsensarvi (Grey shine of June)
- Lävitseni kaikkeen (Thru me and into everything)
- Luopumisen laulu (Eloign)
- Kuvajainen (Apparition)
- Oikea sointi (Lay down a tune)
- Kahluu (Fury revived)
- Hiensynty (Burning)
- Läheltä (A brief passing moment)
Gesamtspielzeit: 52:15 min.
Referenzen
Harmaa; Empyrium; Neun Welten; Dornenreich; Antimatter; Sigur Rós; The White Birch; Höst; Lampshade; Anathema; OSI; Chroma Key; Pink Floyd; Peter Gabriel; Archive; Anekdoten; Klimt 1918; Kashmir; For Stars; Sparklehorse; Sackville; Codeine; Idaho; Rothko; Bohren & Der Club Of Gore; Earth; Mogwai; American Analog Set; Galaxie 500; Larmousse; Ampop; Múm; Björk; Emilíana Torrini; Kaipa; Enya; Dead Can Dance; Fields Of The Nephilim; My Dying Bride
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Plattentests.de-Forum
- Die Ärzte - Seitenhirsch (Box-Set) (84 Beiträge / Letzter am 19.08.2023 - 20:12 Uhr)
- Tenhi (15 Beiträge / Letzter am 08.01.2011 - 17:12 Uhr)
- Tenhi - Maaäet (8 Beiträge / Letzter am 08.09.2008 - 04:03 Uhr)
- Folk Aesthetic Tour 2007 (mit Tenhi und Neun Welten) (3 Beiträge / Letzter am 26.08.2007 - 16:41 Uhr)