Faithless - To all new arrivals

Cheeky / Ariola / Sony BMG
VÖ: 01.12.2006
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Geteiltes Leid
Verkaufszahlen sind am Ende des Tages ausnahmsweise doch mal so etwas wie ein Qualitätsindiz. Oder hat es außer Faithless irgendeine andere Dance-Combo je geschafft, mit einer handlichen Best-Of-Sammlung stattliche anderthalb Millionen Einheiten abzusetzen? "Forever Faithless - The greatest hits" versammelte eine Wagenladung Argumente, warum aus Gebrauchsmusik manchmal eben doch so etwas ähnliches wie Kunst wird. Oder wenigstens kluger Pop.
Faithless für die Discotruppe des denkenden Mannes (oder seiner Frau) zu halten, wäre natürlich trotzdem übertrieben. Selbst wenn Maxi Jazz sein Wick-Blau-Organ auf "To all new arrivals" verstärkt für die Benennung weltumspannender Probleme einsetzt, bleibt sein Werben für mehr Hoffnung und Menschlichkeit auf diesem Planeten doch immer ein wenig naiv. Aber manchmal sind die einfachen Botschaften bekanntlich die wirksamsten.
Zielgruppe des fünften Faithless-Albums sind die Neuankömmlinge. Menschen, die von weit her kamen, wie Jazz' Eltern. Und Menschen, die noch nicht lange auf der Welt sind, wie die Kinder von Rollo und Sister Bliss. Faithless schenken ihnen Verständnis in Form düsterer Schleicher. Sie bieten Zuversicht mit sanften Beats und spenden Kraft durch energetische Grooves. Auch "To all new arrivals" hat diesen fast meditativen Fluß, den man von Faithless kennt. Doch es hat auch einige Belanglosigkeiten, die man bislang getrost überhören konnte.
Die eröffnende Single "Bombs" bietet süßen Soul und oktavierte Bässe, kommt aber über harmloses Kriegslamento nicht hinweg: "So much heaven, so much hell / So much love, so much pain." "Music matters" und "I hope" entspannen sich mit Ibiza-Chillout. "Last this day" ist Dido mit Sirene plus der üblichen Nettigkeit, "Hope & glory" gewinnt dem Migrantendasein positive Seiten ab, und im Titelstück zählt Jazz zu zurückgenommenem Wumms die traurigen Fakten der globalisierten Welt auf. Immer wieder geht's um Kinder, die zwischendurch sogar selbst ins Mikro krähen dürfen. Daß die Beats entsprechend wenig jugendgefährend sind, versteht sich von selbst.
Anderswo - speziell im späteren Albumverlauf - geht trotzdem noch was. Beim sanften Klickern von "A kind of peace" entpuppt sich die herbe Stimme tatsächlich als die der unnachahmlichen Chan Marshall. In "Spiders, crocodiles & kryptonite" krabbelt nach delirierendem Beginn plötzlich derleibhaftige Robert Smith mit seinem "Lullaby" um die Ecke. Mit dezent aufgemotztem Groove und elektronisch verquirlten Spinnenbeinen. Und das afrikanische Temperament von "The man in you" baut zwischen Ragga, Jazz und Afrobeat mal eben ein schepperndes Tears-For-Fears-Sample ein. Es sind also nicht gerade Neuankömmlinge, die diesem Album den Rettungsring reichen. Das ist echte Solidarität: So kann man wenigstens gemeinsam betrübt aus der Wäsche gucken.
Highlights
- Spiders, crocodiles & kryptonite (feat. Robert Smith)
- A kind of peace (feat. Cat Power)
- The man in you
Tracklist
- Bombs (feat. Harry Collier)
- Spiders, crocodiles & kryptonite (feat. Robert Smith)
- Music matters (feat. Cass Fox)
- Nate's tune
- I hope
- Last this day (feat. Dido)
- To all new arrivals (feat. Harry Collier)
- Hope & glory (feat. One Eskimo)
- A kind of peace (feat. Cat Power)
- The man in you
- Emergency
Gesamtspielzeit: 55:23 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Armin |
2007-03-22 20:41:03 Uhr
Hallo zusammen, man kann beim besten Willen nicht behaupten, dass Faithless den Markt mit Veröffentlichungen überschwemmen: Seit ihrem Debütalbum "Reverence" im Jahre 1996 erschienen gerade einmal fünf Alben der Formation, die alleine von ihrem Best-Of-Album "Forever Faithless" (2005) über 1,2 Millionen Exemplare in ihrer britischen Heimat absetzen konnte. Am 1. Dezember 2006 erschien mit "To All New Arrivals" das fünfte und bislang letzte Faithless-Werk, das wie eh und je in der Kernbesetzung Sister Bliss, Maxi Jazz und Rollo entstand. Unterstützt wurden sie bei den Aufnahmen u.a. von hochkarätigen Gastsänger/innen wie Harry Collier, Cure-Sänger Robert Smith, Dido, One Eskimo und Cat Power. Der ersten Single "Bombs" (gesungen von Harry Collier) lassen Faithless nun mit "Music Matters" einen Song als zweite Auskopplung folgen, dem eine langjährige Bekannte ihre Stimme lieh: Cass Fox. Sister Bliss: "Sie ist eine Sängerin, die Faithless bei der Tournee im letzten Jahr unterstützt hat. Es ist schön, mit ihr zu arbeiten. Sie hat eine fantastische Stimme." Neben ihrem Engagement bei Faithless hatte die Londonerin u.a. 2005 ihr Solo-Debütalbum "Come Here" veröffentlicht. Der größte von Cass(andra) Fox gesungene Hit stammt aus dem Jahre 2001: Da erreichte die Single "Touch Me" des portugiesischen Produzenten und Sängers Rui da Silva Platz eins der britischen Single-Charts. "Music Matters" ist nicht nur eine geniale Ambient-Electro-Pop-Nummer - es bringt die Motivation und Philosophie der drei Faithless-Macher auf den Punkt. Sister Bliss: "Wir haben den Song 'Music Matters' für das Album geschrieben, weil wir eine große Leidenschaft für Musik haben. Außerdem hat Musik die Macht, die Gedanken der Menschen zu verändern - vor allem, wenn Leute aufwachsen. Musik war für mich der Soundtrack aller wichtigen Momente in meinem Leben. Das gilt für alle von uns. Wir fühlen alle, dass bestimmte Situationen oder Gefühle in einem Song erklärt werden. Wenn du dich einsam fühlst und das Gefühl hast, dass dich niemand versteht, schafft Musik eine Verbindung. Musik hat also die Macht, etwas zu verändern. Außerdem hat sie für mich persönlich eine tiefe Bedeutung." "For all those who stood up and were counted, For all those for whom money was no motive, For all those for whom music was a message, I want to thank you" (aus dem Song "Music Matters") "Eine Dance-Band, aber ohne Arschgrapscher-Peinlichkeiten. Über alle Maßen erfolgreich, aber niemals plump oder gar zu offensichtlich. Spirituell erhebend, multikulti und -gender, aber ohne jemals Gefahr zu laufen, zum GAP-TV-Spot zu verkommen. Faithless sind alleine qua Existenz ein Wunder. Sie sind ein nationales Kulturgut." (New Musical Express) Tourdaten: 11.04. München (Circus Krone) 14.04. Köln (21. Rocknacht) 15.04. Berlin (Columbiahalle) 16.04. Hamburg (Große Freiheit) Ab dem 30.03. im Handel (EMD): Faithless "Music Matters": VÖ 30.03. (EMD only) |
Armin |
2007-02-22 19:42:34 Uhr
FAITHLESS plus special guests in Kooperation mit Marek Lieberberg Konzertagentur & FKP Scorpio präsentiert von PIRANHA 11.04. München Circus Krone 14.04. Köln Palladium (im Rahmen der 21. Rocknacht) 15.04. Berlin Columbiahalle 16.04. Hamburg Grosse Freiheit |
musie |
2006-11-28 07:31:38 Uhr
ich mag das album. da, wo andere anecken (z.b. depeche mode auf dem grossartigen playing the angel), genau da schmeicheln faithless. vergleiche mit ibiza chill out erachte ich nur bedingt als korrekt, da die musik bei faithless immer im fluss ist. das einzige, was mich an diesem album stört, sind die kinder, welche immer wieder reinkichern. |
Armin |
2006-11-04 13:04:35 Uhr
Faithless - To All New Arrivals Album-VÖ 1.12.06 "To All New Arrivals" ist der Titel des mittlerweile fünften Faithless-Albums und es ist ihr bislang bestes. Alles begann mit dem Titel: Sister Bliss erwartete ihr erstes Kind (es wurde am 10. September geboren, just an dem Tag, als die Arbeiten am Album beendet waren), Rollos zweites Kind hatte gerade (in L.A.) das Licht der Welt erblickt, als die Aufnahmen begannen und Maxi (kinderlos) liebte den Titel sowieso: Seine (jamaikanischen) Eltern waren in den Fünfzigern Neuankömmlinge in Großbritannien gewesen. Neben den New Arrivals, die neu auf dieser Erde sind, sollte man allerdings all jene nicht vergessen, die neu im Buddhismus, in der Welt der Erwachsensen oder-wo-auch-immer sind... Entstanden im Eindruck des unglaublichen Erfolgs des Best-Of-Albums "Forever Faithless" (über 1,2 Millionen verkaufte Exemplare in England) umgibt die Musik auf "To All New Arrivals" ein unverhohlener Stolz. Faithless wissen ganz genau, dass es keine zweite Band wie sie gibt. Aus dem Album gibt es ab dem 3.11. den Titel "Bombs" als Digital Download. |
Armin |
2006-11-03 21:32:07 Uhr
FAITHLESS "To All New Arrivals" ist der Titel des mittlerweile fünften Faithless-Albums und es ist ihr bislang bestes. Alles begann mit dem Titel: Sister Bliss er- wartete ihr erstes Kind (es wurde am 10. September geboren, just an dem Tag, als die Arbeiten am Album beendet waren), Rollos zweites Kind hatte gerade (in L.A.) das Licht der Welt erblickt, als die Aufnahmen begannen und Maxi (kinderlos) liebte den Titel sowieso: Seine (jamaikanischen) El- tern waren in den Fünfzigern Neuankömmlinge in Großbritannien gewesen. Neben den New Arrivals, die neu auf dieser Erde sind, sollte man allerdings all jene nicht vergessen, die neu im Buddhismus, in der Welt der Erwach- sensen oder-wo-auch-immer sind... Entstanden im Eindruck des unglaub- lichen Erfolgs des Best-Of-Albums "Forever Faithless" (über 1,2 Millionen verkaufte Exemplare in England) umgibt die Musik auf "To All New Arrivals" ein unverhohlener Stolz. Faithless wissen ganz genau, dass es keine zwei- te Band wie sie gibt. Einerseits stets melodisch, sprengen Faithless-Songs in punkto Sound von jeher Grenzen. Die Band schreckt vor keinem Experi- ment zurück und bringt stets zum Ausdruck, was sie gerade bewegt. "Dieses Album", sagt Rollo, "war für uns das einfachste seit unserem Debüt 'Reverence'. Wir wissen, dass das, was wir tun relevant ist und dass die Dinge, die wir sagen, es wert sind, gesagt zu werden. Wir fühlen uns nach all dieser Zeit in unserem Medium wohl und beherrschen unser Equipment." (Internet: http://www.faithless.de ; |
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Referenzen
1 Giant Leap; Stereo MCs; Gorillaz; Moby; Skinny; Booka Shade; Trentemøller; Baby D; Rae & Christian; Deep Dish; Kosheen; Bran Van 3000; Audio Bullys; Groove Armada; Fatboy Slim; Coldcut; Tricky; Massive Attack; Gus Gus; Cassius; Les Rhythmes Digitales; Basement Jaxx; Daft Punk; Alpinestars; Fila Brazillia; The Future Sound Of London; Nightmares On Wax; Röyksopp; Bent; Zero 7; Air; Felix; Chicane; Robert Miles; Schiller; Jam & Spoon; Timo Maas; Blank & Jones; Dido; Eurythmics; Des'ree; Salif Keita; King Sunny Ade; Johnny Clegg & Savuka; Fela Kuti
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