Avia Gardner - Mill farm

Intr-version / Cargo
VÖ: 20.10.2006
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Hypnotized
Es hat beinahe den Anschein, als müßte man sich langsam ein paar Sorgen wegen des anhaltenden Acid-Folk-Revivals machen. Ist das vielleicht doch besser organisiert, als man bisher gedacht hatte? Steckt mehr System als angenommen hinter den Dämonenbeschwörungen, Regentänzen und sonstigen Okkultübungen von Espers? Weiß Devendra Banahrt mehr, als er zugibt? Und wie ist eigentlich Isobel Campbell neulich mit ihren "Milkwhite sheets" in die ganze Sache hineingeraten? Das Movement tut sehr geheimniskrämerisch, hüllt sich in Nebelschwaden und vielsagende Andeutungen, eben erst wieder mit sezierten Zeitlupenpsychosen der Six Organs Of Admittance. Und die eigentliche Gefahr: Unter dem Untergrund geht es immer weiter. Gewiefte Alchemisten brauen sich neues Unheil zusammen. Gerade in diesem Moment könnten Avia Gardner ihre Nase in Gott weiß was reinstecken.
Zwei aus Montréal sind das, und was auch immer sie mit uns vorhaben - es funktioniert. "Mill farm" ist ihr zweites Album, dabei zurückgenommener, konzentrierter als das letztjährige Debüt "More than tongue can tell", aber immernoch mit viel wildem Klingklang um die Songs herum gebaut. Die Platte soll in einem unmöblierten Raum entstanden sein, der zugestellt war bis oben hin mit allen möglichen Instrumenten und Computern. Und tatsächlich legt "Mill farm" solche Annahmen nahe, zersetzt seine Lieder mit einschneidenden Celli und tröpfelnden Beats, während die dehnbare Stimme der unwirklichen Jenna Robertson am Horizont mit dem weißen Rauschen irgendeines Geräuschemachers verschwimmt. "Winter's fucking over" ist da noch die eindeutigste Botschaft. Und doch wird es kälter und kälter auf dieser Platte.
"Between our pages" war ja schon sehr zögerlich ins Album gestartet; Robertson flüstert abwesende Singalongs über eine spartanische Gitarrenfigur, drum herum und am Song vorbei klappert das komplette Avia-Gardner-Arsenal. "Stay stationary" ist danach so etwas wie der Sturkopf von "Mill farm", ein trockenes Gitarrentackern zum sanftesten Beat, den diese beiden aus ihren Drummachines rauskitzeln konnten. Für das bewegliche Rascheln rund um "My please" schleppt Sound-Wizzard Mitchell Akiyama sogar ein Klavier ins Musikzimmer seiner Band. Nach zwei Minuten nimmt das Stück trotzdem die erstbeste Abkürzung zum einzigen Quasi-Indietronica-Hit des Albums. Und auch "Please write when you can" fährt zweigleisig, wird von einem zweiten, plötzlich einsetzenden Song zersägt und läßt uns einmal mehr ratlos zurück. Kein Zauberer verrät seine Tricks. Mit Avia Gardner ist das auch nicht anders.
Highlights
- Between our pages
- My please
- Winter's fucking over
- Jars of steam
Tracklist
- Between our pages
- Stay stationary
- My please
- The weight of hours
- Winter's fucking over
- Fearsome and terrible
- Jars of steam
- They're drowning so we're safe
- Please write when you can
- Thinking of you, sometimes aloud
Gesamtspielzeit: 43:04 min.
Referenzen
Animal Collective; Wooden Wand & The Vanishing Voice; Xiu Xiu; Swans; Joan Of Arc; Espers; Pentangle; Akron/Family; The Eighteenth Day Of May; Hood; Bell Orchestre; The Books; Matmos; Azure Ray; Orenda Fink; Maria Taylor; Isobel Campbell; Jenny Wilson; Lali Puna; Björk; Broadcast; Grizzly Bear; Sandy Denny; Fairport Convention; Vetiver; Devendra Banhart; Emiliana Torrini; Stina Nordenstam; Nina Nastasia