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Laxrosa - Laxrosa

Laxrosa- Laxrosa

Sony BMG
VÖ: 03.11.2006

Unsere Bewertung: 3/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Sushi im Schlafrock

Gründungsmythen sind so alt wie die Menschheit selbst. Sie untermauern die Daseinsberechtigung eines Dings, was vor uns steht (meistens kaputt), liegt (oft staubig) oder, wie im gegenwärtigen Fall, aus den Boxen schallt. Sängerin Inka soll nach einem Stereo-Total-Konzert mit ungeheuer viel Selbstbewußtsein die Berliner Frauenband Laxrosa aus der Taufe gehoben haben. Mit nichts in der Hand als Motivation, Ernsthaftigkeit und den Tiefschlägen der Großstadt trotzend setzten die Mädels, zu denen 2005 der einzige Mann und Gitarrist Andy dazu stieß, ihren Traum von einer Band um. Dieser Traum wurde schließlich mit einem Plattenvertrag bei Sony BMG belohnt.

Das Fremdwörterbuch stellt unter dem Begriff "lax" fest, daß etwas nachlässig und ohne feste Grundsätze ist. Lax halt. Was der Rezensent mit Rosa verbindet, bewegt sich zwischen Farbwünschen der Freundin und dem Wunsch, mit Klamotten dieser Farbe freudestrahlend in eine Kreissäge zu springen. Nun gut, die Band heißt nun mal Laxrosa, also lassen wir zähneknirschend das Gedanken-Karussell kreisen. Da wir es mit einer Wortneubildung zu tun haben, die sich auch ohne weiteres für eine neue Berlin-Mitte-Modemarke eignen würde, sind die ersten Assoziationsketten vorhersehbar. Die Generation Praktikum ist schon arm dran, dabei aber trotzdem cool und schick. Hier soll laut Internetseite ein Lebensgefühl vertont werden, welches gedankenverloren und wütend, das Chaos aus Realität und idealisierten Träumen sichtbar macht. Wenn es überhaupt eine Band auf diesem Planeten gibt, die dies kann, dann heißt sie Radiohead. Und wohl eher nicht Laxrosa.

Womit haben wir es zu tun? Nun, es geht um den kollektiven Wunsch der großen Plattenfirmen, aus dem Hauptstadtbonus Profit zu schlagen. Berlin, der Moloch, die Kreativzelle der Bundesrepublik, in der alles irgendwie schicker, stylischer, schräger und individueller ist. Wir Sind Helden machten den Anfang und erzeugten ungewollt Geister, die wir nun nicht mehr loswerden. Dabei sind Laxrosa nicht mal völlig schlecht. Warum aber, warum nur wird man diese Scheuklappen, diesen Kalkülverdacht nicht los? Vielleicht, weil er uns gleich im Albumopener anspringt. Wenn das Annette-Humpe-Cover "Er küsst so gut" Sonderstatus genießen und nicht dem Stil der Band entsprechen soll, warum wurde er bitteschön nicht als Special Track oder ähnliches verwendet?

"Was zu tun ist" hat eine hübsche Melodie, und "Wintermorgen" kann das eine oder andere Katerfrühstück versüßen. Überhaupt hat die erste Plattenhälfte ein paar gute Gitarrenpop-Momente, um dann in der zweiten Hälfte vollständig zu versacken. Das nervtötende "Die Profis" sollte wohl ironisch mit dem Dienstleistungsstandort Deutschland abrechnen, ist dabei aber genauso ätzend wie die Warteschleife der Deutschen Telekom. Mit einigem Kraftaufwand könnte man sich sogar eine gewisse Texttiefe denken, doch beschleicht einem dabei schnell das Gefühl, diese Album bestehe nur aus Oberflächen, aus Chiffren, deren Interpretation man gerne den Feuilletons der Republik überläßt. Wir sind raus.

(Steffen Meyer)

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Highlights

  • Was zu tun ist
  • Wintermorgen

Tracklist

  1. Er küsst so gut
  2. Fernsehen
  3. Was zu tun ist
  4. U-Bahn
  5. Chaos
  6. Was wir wollen
  7. Wintermorgen
  8. Geschichten
  9. Die Profis
  10. Träume sind schäume
  11. Räume
  12. Auf der flucht
  13. Was anderes

Gesamtspielzeit: 50:06 min.

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