Milburn - Well well well
Mercury / Universal
VÖ: 27.10.2006
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Spielekinder
Einem bleibt nichts anderes übrig als stumm dazusitzen und sich zu wundern. Man schüttelt vielleicht sogar den Kopf, eher zum Takt anstatt aus Aversion. Und dann fragt man sich, ob das noch mit rechten Dingen zugehen kann. Ob da noch alle Schrauben fest sitzen und alle Tassen im Schrank stehen. Was das denn nur soll, wie das sein kann und überhaupt. Milburn. Sheffield. Sheffield? Kennt man. Kommen ein paar Bands her, so eine Arbeiterstadt. Aber: Who the fuck are Milburn? Milburn sind jung, britisch und auf dem Weg nach oben. Vor allem stolz darauf, jung, britisch und ganz besonders auf dem Weg nach oben zu sein. Was Milburn noch sind? In etwa das für die Arctic Monkeys, was Sugarplum Fairy für Mando Diao darstellen. Nur mit ohne Blutsverwandtschaft. Wobei ich dafür angesichts der Bandphotos nicht meine Hand ins Feuer halten würde. Fake tales of Sheffield. Diesen Schlitzohr-Briten traue man besser nicht über den Weg.
Mann, Mann, Mann. Es ist wirklich gruselig. Vier Jungspunde (18 bis 20), die super Fußball spielen können, prima Abschlußnoten haben und selbst Cambridge für die Band links liegen laßen. Verrückt? Aber nicht doch. Nur konsequent. Man erinnere sich: 2006 war wessen Jahr? Abgesehen von James Blunt. Richtig. Arctic Monkeys. Und Milburn sind ihre kleinen Freunde aus dem Probekeller gegenüber. So sähe es zumindest in einem Jugendfilm aus. Zwei kleine in sich geschloßene Banden, die gemeinsam ihren ersten Joint rauchen, beim Tante-Emma-Laden um die Ecke Kilkenny klauen, die alten Platten von den vielen Papas hören und den nassen und nebligen englischen Straßen ein wenig Leben einhauchen. Ach ja, nebenbei werden natürlich in den Jugendzentren umjubelte Gigs gespielt, so manches prä-adoleszente Teenieherz verzaubert und jede Menge, angesichts der Akne auch bitter nötiges Selbstvertrauen aufgebaut. Was die Arctic Monkeys nämlich mit Songs wie "I bet you look good on the dancefloor" und "When the sun goes down" vormachten, schaffen Milburn in etwa völlig kongruent mit Songs namens "Send in the boys" oder dem Titeltrack. Der außerdem exakt wie "London calling" beginnt. Stehen noch alle, oder ist das nun schon zuviel des Guten?
Was sieht man auf dem Cover? Drei fröhliche Kindergartensteppkes, die gerade tanzen. Oje. Was soll einem dazu noch einfallen? Man möchte jeden einzelnen von Milburn persönlich anrufen und ihm gut zureden. Über die durchaus netten Songs sprechen, die aber, wenn man ehrlich ist, schon vor 20 Jahren keinen mehr so richtig hinter dem Paul-Weller-Denkmal hervorgelockt hätten. Man würde die Lütten fragen, ob sie sich nicht komisch dabei vorkommen, derart detailgetreu den Arctic Monkeys nachzueifern, die ja selbst schon wie viele andere tönen. Man würde ihnen vorschlagen, sich das mit der Uni doch nochmal anders zu überlegen, und sie fragen, ob es wirklich so toll ist, der feuchte Traum sämtlicher mädchenhaft eingerichteter Kinderzimmer zu sein. Und daran schuld, daß irgendwelche semi-seriösen (wenn überhaupt) Zeitschriften kostbares Papier unnötig mit jeder Menge unabbaubarer Farbe beschmieren. Vielleicht sollte man es tatsächlich ausprobieren und damit nicht einmal sich selbst, sondern in erster Linie den Jungs damit einen Gefallen tun. Man könnte sie sogar selbst zitieren: "Oh, you just can't see / That respect is always earned, not bought."
Highlights
- Send in the boys
Tracklist
- Well well well
- Showroom
- Send in the boys
- What about next time?
- Lipstick licking
- Cheshire cat smile
- Stockholm syndrome
- Storm in a teacup
- Last bus
- Brewster
- Where you could've won
Gesamtspielzeit: 34:27 min.
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User | Beitrag |
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Gordon Fraser Postings: 2729 Registriert seit 14.06.2013 |
2017-01-16 17:02:37 Uhr
Jetzt im März sogar auf D-Tour. Ick freu mir! |
Kasake aus dem Off |
2016-09-25 15:51:07 Uhr
Ey, is doch blöder wie als Arctic Monkeys abgekupfert in unecht und so! Spassiba für die Aufmerksamkeit! |
Korrekt |
2016-09-25 12:38:57 Uhr
Gibt seit einigen Wochen tatsächlich eine neue Doppelsingle bei Spotify und co. |
Gordon Fraser Postings: 2729 Registriert seit 14.06.2013 |
2016-07-24 12:56:50 Uhr
Die sind gerade auf Reunion-Tour - und man munkelt von neuem Material. Wäre ich schwer dafür! |
OD |
2011-07-15 08:57:23 Uhr
Schade, waren um Längen besser als bspw. Arctic Monkeys. |
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Referenzen
Arctic Monkeys; Razorlight; The Jam; The Libertines; Babyshambles; The Cribs; The Strokes; Hard-Fi; The Dead 60s; The Zutons; Gang Of Four; Art Brut; The Coral; Franz Ferdinand; The Paddingtons; We Are Scientists; The Clash; Mother And The Addicts; Reverend & The Makers; The Harrisons; Bromheads Jacket; The Kinks; The Rolling Stones; Oasis; The Fever; The Features; The Automatic; The Films; Maximo Park; The Futureheads; Blur; The Smiths; The Subways; The Vines; Idlewild; Supergrass; The Dandy Warhols; The Specials; The Who; The Sex Pistols; The Ramones; Superdrag; The Streets
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