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Shawn Colvin - These four walls

Shawn Colvin- These four walls

Nonesuch / Warner
VÖ: 22.09.2006

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Gegen die Wand

"Fill me up / Fill me up / I'm a long way from home / And I don't have a lot to say." Da lügt Shawn Colvin natürlich gleich in den ersten Sekunden ihrer neuen Platte schamlos. Seit der Veröffentlichung ihres letzten Longplayers - "A whole new you" vor einem halben Jahrzehnt - ist schließlich eine Menge passiert. Wenn auch das meiste davon eher unerfreulicher Natur war: Sie hat sich vom Vater ihrer Tochter getrennt, ist in eine hartnäckige Depression geschlittert, und ihre Kreativität hat sich dem Burn-Out-Syndrom an den Hals geworfen. Nicht unbedingt Top-Voraussetzungen für ein neues Album.

Als erstes Lebenszeichen nach drei Jahren Schaffenspause entstand "Summer dress", ein sensibles Folk-Stück, das von harten Kämpfen mit sich selbst und wiedergefundenem Mut handelt. Vielleicht hat die ehemalige Background-Sängerin von Suzanne Vega einen Kurzurlaub in der Betty-Ford-Klinik gemacht, vielleicht hat sie aber auch einfach beim Frühjahrsputz in den eigenen vier Wänden jenen motivierenden Grammy gefunden, den sie 1997 für den durchaus tollen Song "Sunny came home" bekam. Darauf kann sie immerhin sehr stolz sein. Und auf ihre beiden Simpsons-Gastspiele als Worship-Band-Frontfrau Rachel Jordan natürlich auch.

Daß "These four walls" trotzdem keine eindrucksvolle Wiedergeburt einer spannenden Künstlerin offenbart, mag schlichtweg daran liegen, daß Shawn Colvin noch nie eine spannende Künstlerin gewesen ist. Aber wenigstens kann man sich darauf verlassen, daß jede ihrer neuen Platten stets frei von Experimenten und immer mit denselben Worten zu beschreiben sein wird: pastellfarbener, spröder, unauffälliger Standard-Folk-Pop mit dezenten Country-Elementen. Dies wiederum könnte vermutlich daran liegen, daß der New Yorker John Leventhal schon seit einem Vierteljahrhundert die Musik zu ihren Texten schreibt.

Shawn Colvin, Jahrgang 1956, gehört mittlerweile dicke zur "Oil Of Olaz"-Zielgruppe - kein Wunder, daß die Wahltexanerin im Titeltrack zu nostalgischen Pedal-Steel-Klängen über das Älterwerden und den Blick in den Rückspiegel sinniert. "Venetian blue" bluest gemächlich, "The bird" flattert in den 60s herum, und das optimistische "Let it slide" fällt vor allem durch den charmant duettierenden Teddy Thompson positiv auf. Ganz im Gegensatz zu Colvins teilweise unschön verhärmter Intonation, die - vor allem bei "Tough kid" - leider nicht bloß an Melissa Etheridge, sondern gleich an Bryan Adams erinnert. Und dann gibt es da noch zwei Fremdkompositionen: eine vollkommen unnötige Cover-Version des Bee-Gees-Klassikers "Words" und die großartige Paul-Westerberg-Nummer "Even here we are", die dreimal besser ist als der ganze Rest. Vielleicht sollte Shawn Colvin einfach mal den Architekten wechseln.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • Summer dress
  • Let it slide
  • Even here we are

Tracklist

  1. Fill me up
  2. These four walls
  3. Tuff kid
  4. Summer dress
  5. Cinnamon Road
  6. Venetian blue
  7. The bird
  8. I'm gone
  9. Let it slide
  10. Even here we are
  11. So good to see you
  12. That don't worry me now
  13. Words

Gesamtspielzeit: 44:52 min.

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