Oxford Collapse - Remember the night parties

Sub Pop / Cargo
VÖ: 13.10.2006
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Licht am Ende
Über uns, neben uns, unter uns: das stickige und graue Nirwana aus Stein und Straßenschildern. Stockend, ins Düstere blickend, schieben wir uns vorsichtig Meter um Meter der Frischluft entgegen. Die Fahrt durch diesen nebulösen Tunnel, der kein Ende zu nehmen scheint, erschüttert bis ins Mark. Der erste Song auf "Remember the night parties", "He’ll paint while we play", schleicht sich wie ein unsicherer Blick nach vorn, auf leisen Sohlen in unsere Hörgänge. Was wohl danach kommt? Unberechenbar. Wer sind die denn auch? Handelt es sich bei diesen drei Mannen von Oxford Collapse um genervte Studenten, die ihrer verschlossenen und deutlich antiquierten Ausbildungsstadt endlich mal zeigen wollen, wie sie unter experimentellen Stillschweigen kollabiert?
Falsche Richtung. Mitten aus Brooklyn, New York, stammt dieses Trio, und zwei Tonträger stehen auch schon auf ihrer Schaffensliste. Der Grund der absurden Namensgebung bleibt uns verschlossen. Wir vermerken nur, wie das Keyboard, lodernd ohne Unterlaß, den Anfang in Händen hält und eine verstimmte elektrische Gitarre langsam zu Ton, Melodie und Kraft findet. Schleppende und weitschweifige Drums schießen um zu einem marschierenden Rhythmus. Stimmen aus Träumen und tiefem Schlaf erklingen aus dem Hintergrund. Es riecht nach etwas Großem. Die Handinnenflächen sondern Spannungsschweiß Güteklasse 1A ab. Aufstehen und festhalten. Es geht los. So richtig.
"Please visit your national parks" hat ausgeträumt. Gitarren zerschmettern die anfängliche Ungewißheit aufs Schnellste. Die Hooklines, die hier im Sekundentakt abgesondert werden, beleben und schreien nach mehr. Der Wunsch hält keine vier Minuten, denn schon mit "Loser city" greift der nächste Hit schrammelnd und unablässig nach unserer Aufmerksamkeit. Im brüderlichen und lautstarkem Gemeinschaftssinn teilen sich Gitarrist Michael Pace und Bassist Adam Rizer den Part des Sängers auf Albumlänge. Eine fantastische kurze, wie auch minimalistische Rast mit Rückkehr zur anfänglichen Struktur verleiht diesem Song einen hochverdienten Anspruch, den wir im Wall von lustvoller Empathie aus den Augen verloren haben. Song um Song reißen sich um die Highlight-Krone von "Remember the night parties". Sei es "Return of / Burno", das gleich zwei Parts, die nach Wahnsinn schreien, in sich trägt. Oder "Molasses", diese Hymne, mit verquerer Flöte und authentischen Percussions aus dem Hinterzimmer. Doch da ist noch mehr als bloße Begeisterung und Angriff.
Der geküßte Punk (Version Anfang der 80er / Ende der 70er) wird nicht in rotziger Einfältigkeit über die Bühne gebracht, denn wir wissen, daß hoher Schallpegel und schnelles Spiel meist nur einen Mißstand im Talent übertünchen möchten. Trotz der hohen Dezibelzahl und dem allgemeinen Gitarrenbombast zeichnet sich "Remember the night parties" durch eine zarte Tüftelei bis ins kleinste Detail aus. Verziert und geschmückt erscheint es mit allerlei sphärischen Passagen, die ebenso schnell wieder durchstrukturiertem Chaos weichen müssen. Experimentierfreude, die keine Sekunde einer belanglosen Eingängigkeit Platz machen muß, verwandelt letztlich jede Komposition vom schlichten Collegeradiogehopse zu einer Stilmixtur aus leichtverträglicher Avantgarde, im Sinne von fordernden Wechselintervallen und eingängiger Melodienseligkeit; vereinbart mit einer hörbaren Lebensfreude und Selbstironie, die Lunge, Herz und Extremitäten sofort und ohne Umschweife mit der nötigen Sprunghaftigkeit versorgt. Vergessen wir also den stickigen Tunnel. Vergessen wir, was dahinter kommen mag. Ängste und Sorgen sind für diese Zeit abgeschossen. "Remember the night parties" als aufbrausende Reise ist mehr als belebend.
Highlights
- He'll paint while we play
- Please visit your national parks
- Loser city
- Return of / Burno
- Molasses
Tracklist
- He'll paint while we play
- Please visit your national parks
- Loser city
- For the khakis and the sweatshirts
- Return of / Burno
- Lady Lawyers
- Let's vanish
- Kenny can't afford it
- Molasses
- Forgot to write
- In your volcano
Gesamtspielzeit: 40:57 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
coleman |
2007-01-14 19:54:11 Uhr
hör's grad auch zum ersten mal so richtig durch und finds ziemlich geil. schade, dass es nicht mehr in die jahresabstimmung passt. ;) |
Susu |
2006-12-28 11:15:13 Uhr
Dieses Album ist einfach gnadenlos geil. Ist in Rekordzeit zu einem meiner absoluten Lieblinge avanciert. Und "Molasses" ist wahrlich ein Übersong... einer der besten Songs des Jahres, würd ich mal meinen. |
Susu |
2006-12-05 13:12:31 Uhr
Dachte ich zuerst auch, aber... |
mr.pink |
2006-12-05 11:28:09 Uhr
hm geht so |
Susu |
2006-12-05 11:19:08 Uhr
Also ich komme ja gar nicht wieder runter von diesem Album. Eines der absoluten Highlights des Jahres... |
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Referenzen
Tapes 'N Tapes; fIREHOSE; Swell Maps; Superchunk; Portastatic; Modest Mouse; Wolf Parade; The Shins; The Spinto Band; The Hold Steady; The Wrens; The Figurines; Black Lipstick; Mink Lungs; Built To Spill; Grandaddy; Sunny Day Real Estate; The Meat Puppets; Clap Your Hands Say Yeah; Girls In Hawaii; Broken Social Scene; Preston School Of Industry; Guided By Voices; The Walkmen; Spoon; Yo La Tengo; Pavement; British Sea Power; The Clean; The Verlaines; Bedroom Walls; Tall Dwarfs; The Flaming Lips; Buffalo Tom; Dinosaur Jr.; Sebadoh; Sonic Youth; Silkworm; The Dismemberment Plan; Minutemen; Wire; The Fall; Eagle*Seagull; The Arcade Fire; Climate; The Thermals; Archers Of Loaf
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