Cassius - 15 again

Virgin / EMI
VÖ: 22.09.2006
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Teenage beats
Pickel. Jede Menge Pickel. Und deswegen höchstens mal schüchternes Fummeln im Kino. Mit der Visage war an Discobesuche nun wirklich nicht zu denken. Endstation Türsteher. Selbst dann, wenn mädchen mit dem Gesicht in Muttis Schminkkasten gefallen ist und junge sich das erste Mal überhaupt rasiert hatte. Lange her. Zum Glück. Warum also will irgendwer den ganzen Mist noch mal mitmachen und wieder 15 sein? Cassius wollen es uns erklären. Mit "15 again".
Dabei richtet sich gleich die eröffnende Single "Toop toop" an Fünfzehnjährige jeden Alters. Der quiekende Synthesizer für die Mittvierziger, die damals "Popcorn" noch live miterlebt haben. Die Schüttelgitarren für die langsam ergrauenden Reggaepunks. Der Slapbaß für die Kajagoogoo-Kreischis aus den Achtzigern und der Pumpgroove für die Ravekids der Neunziger. Ergebnis: ungebremster Tanzreflex auch für die heutigen Pickelträger. Oder?
Allein dieser Song sollte den French Touch im Jahr neun nach "Homework" endlich wieder auf die Landkarte setzen, auch wenn der Generation Myspace der Sinn eher nach smoothem R'n'B steht, um die schönen Dolce-&-Gabbana-Fakes nicht allzu sehr durchzuschwitzen. Doch auch den gibt's auf "15 again". Und genau hier kommt der Kniff, mit dem sich Cassius weiterempfehlen. Statt wie früher alles gleichzeitig zu wollen, reduzieren sich bis aufs Mark, damit mehr Platz für die einfachen Tricks bleibt. So gesellt sich zu den echoenden Licks und pustenden Baßlinien ein derart entspanntes Popowackelgefühl, daß für "Eyewater" sogar Goldkehlchen Pharell Williams mittut. Feuchte Augen statt nasser Achseln. So muß das gehen.
Aber natürlich geht auf "15 again" noch deutlich mehr. Nach dem federnden Wackler "See me now" folgt ein bei vermutlich tropischen Temperaturen gehecheltes "A mile from here". Wie fast das gesamte Album durch kluge Selbstbeschränkung bis aufs Mark reduziert, damit mehr Platz für einfache Kniffe bleibt. Und dann bollert auch wieder der Baß. "Jack rock" klettert fast zehn Minuten lang durch die Gruft des House, wo das alte Acid-Geblubber von Steve 'Silk' Hurley und Kevin 'Reese' Saunderson begraben liegt. "Cactus" hypnotisiert mit gefilterten Prickelsounds, bis man das Pieksen nicht mehr spürt. Und "La notte" verbringt in knapp sechs Minuten gleich mal eine ganze Nacht mit trockenen Balearen-Beats und verschwitztem Deephouse-Piano. So lernen nachwachsende Generationen Dance-Geschichte. Eine beinahe pädagogische Komponente. Auch wenn "15 again" vielleicht nicht ganz so ausdrücklich ist, wie es sich mancher Pickelträger gewünscht hätte.
Highlights
- Toop toop
- 15 again
- See me now
Tracklist
- Toop toop
- Rock number one
- This song
- 15 again
- All I want
- Eyewater
- See me now
- A mile from here
- Jack rock
- Cactus
- La notte
- Cria cuervos
Gesamtspielzeit: 58:20 min.
Referenzen
La Funk Mob; Motorbass; Etienne De Crécy; Basement Jaxx; Carl Cox; Laurent Garnier; Les Rhythmes Digitales; Kid Alex; Dakar & Grinser; Stardust; Fantom; Alex Gopher; Mirwais; Daft Punk; Mylo; Rinôçérôse; Dimitri From Paris; Le Hammond Inferno; Armand Van Helden; William Orbit; Antonelli; Egoexpress; Jeans Team; Tiga; Chemical Brothers; Playgroup; Hard-Fi; The Dead 60s; Phoenix; Soulwax; Magnus; Vitalic; Infadels; Audio Bullys; N.E.R.D.; Pharrell; OutKast; Bran Van 3000; Whirlpool Productions; International Pony; Röyksopp; Air; Zoot Woman; The Human League; Heaven 17; Plastic Bertrand; M; Hot Butter; Pierre Henry
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