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Rebekka Bakken - I keep my cool

Rebekka Bakken- I keep my cool

Boutique / Universal
VÖ: 01.09.2006

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Schmetterlinge auf Eis

Ach, das kennen wir doch: Selbst der tougheste Rocker schwärmt und schmilzt beim anheimelnden Säuseln zarter Elfen, bevorzugt aus skandinavischen Landen, dahin. Manchmal ist es auch der Piano-Jazz einer Norah Jones, der den kleinsten gemeinsamen Nenner als last exit before Kuschelrock-Soundtrack zur trauten Zweisamkeit darstellt. In dieser Schublade war dann auch Platz für die über den Umweg New York nach Wien emigrierte Norwegerin Rebekka Bakken. Die heimste mit ihrem ersten Soloalbum "The art of how to fall" anno 2003 sowohl den JazzAward der Deutschen Phonoverbands ein und konnte gar auf Anhieb ein breites Publikum jenseits des geschlossenen Zirkels der Jazzliebhaber erreichen. Was Bakken mehr als recht war. Nicht wegen des schnöden Mammons, sondern weil sie sich selbst nie so recht wohlfühlte unter dem Stempel "female jazz". Gerade da sich in ihrer musikalischen Vita deutlich vielseitigere Einflüsse und Erfahrungen aus diversen Genres finden.

Diese Vielfalt konnte sie jedoch auf dem letztjährigen Nachfolger "Is that you?" allerdings noch nicht so wirklich zeigen. Vielmehr stellte dieses Album die im Mainstream gefönte Reinkarnation des Debüts dar. Nun aber scheint die Selbstfindung abgeschlossen, und Bakken legt ganz kaltschnäuzig nur ein Jahr später "I keep my cool" nach. Ihr bislang bestes. Dank Variablität und Buntheit, auch wenn diese sich als weniger kuschelig, aber gereifter, spannender, dramatischer entpuppen.

Und noch poppiger? Ja, aber vor allem fokussierter und variabler zwischen Pop, Blues, R&B, Jazz und Folk changierend, gerade da sie ihre Drei-Oktaven-Stimme gezielter denn je dem Song anpaßt. Bakken ist so derweilen getrost aus dem Jazz-Regal auszusortieren. Und mitten rein zu setzen in die Riege weiblicher Singer/Songwriter. "We hit it again" läßt noch in gewohnter Barjazz-Manier die Eiswürfel im Gin Tonic kreisen, und "Everything can change", als Benefiz-Song für die Wiener Anti-AIDS-Gala "Life Ball" entstanden, tönt mit Unterstützung der Wiener Symphoniker hymnisch-pompös. Bei "Hard to be a loser" läßt die werte Rebekka ihre Stimme rauchig röhren und die Slide-Gitarre ungewohnt lautstark krächzen, während bei "Just having my fun" auch mal locker-flockig die quiekende Diva raushängt. Zu den Balladen "Welcome home", "Any pretty girl" und "You're crying" wurden hingegen Streicher des anderen grossen Wiener Orchesters ins Studio gebeten: die Philharmoniker. So schöpft "I keep my cool" aus dem Vollen von leise bis laut, umschifft aber dennoch die drohenden Klippen von Kitsch, Bombast und anbiedernder Toughness-Attitüde souverän. Großes Gefühlskino europäischer Prägung. Wäre "I keep my cool" ein Film, würde ein Löwen unter Palmen winken.

(Peter Schiffmann)

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Highlights

  • Love may seem hard
  • Hard to be a loser
  • Everything can change

Tracklist

  1. We hit it again
  2. Welcome home
  3. Just having my fun
  4. Any pretty girl
  5. Love may seem hard
  6. Hard to be a loser
  7. What love is not
  8. You're crying
  9. Nobody's fool
  10. Everything can change
  11. You bring new stars

Gesamtspielzeit: 39:56 min.

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