Tilly And The Wall - Bottoms of barrels
Team Love / Moshi Moshi / Cooperative / Rough Trade
VÖ: 29.09.2006
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Kunterbunt
Läuft die eigene Karriere im Musikgeschäft nicht mehr so, wie man sich das vorgestellt hat, dann greife man doch bitte zum ganz besonderen Lockmittel, das da lautet: die kindliche Covergestaltung. Denn wir wissen und stellen fest, daß Kinderzeichnungen ihre ganz eigene Psychologie besitzen. Es wird immer und irgendwo jemanden geben, der die Schluchten des Menschseins ausleuchtet, um im infantilen Artwork die alles entlarvende Strickleiter zu entdecken und dadurch eine schatzsuchende Analyse zu starten.
Tilly And The Wall sind nicht umsonst die ersteingeschriebene Band auf Conor Obersts eigenem Label Team Love. Da weiß man, wie so etwas funktioniert. Es darf nicht verwundern, daß im Hause Team Love mehr Menschen an naivmalerischen und somit verkaufsträchtigen Kinderzeichnungen sitzen, als an der Herstellung und Produktion von Tonträgern. Erst die süße Kunst, dann die entsprechende Musik dazu. Und was sehen wir hier auf "Bottoms of barrels"? Pinke Blümchenwölkchen stehen am kantigen Firmament. Buntstift. Bleistift. Schwarzer Abgrund. Achtung, jetzt bitte nicht in Versuchung geraten, hinter die Kulissen zu schauen. Konzentrieren wir uns auf die Töne.
Wenn der Erstling "Wild like children", der in deutschen Landen erst seit Anfang des Jahres erhältlich ist, noch in den Hörgängen spürbar ist, dann lohnt "Bottoms of barrels" schon einmal als lückenloser Anknüpfungspunkt. Es rumpelt wieder einmal ohne Feinheiten im Karton, denn die Band, mit ihren drei weiblichen wie zwei männlichen Mitgliedern, hat es nach zwei Jahren Pause immer noch nicht für nötig gehalten, Drums auf die Wunschliste zu schreiben. Die Steppkünste der Taktgeberin Jamie Williams bleiben das A und O bei Tilly And The Wall. Es startet die Ouvertüre "Patience, babe" als bebender Gospel , der bereit macht für ein Feuerwerk an lieblichen Popmelodien aus dem authentischen Aufnahmekeller. Und das bekommt man auch. "Sings songs along" tritt an zum Kampf um die Indiehymne dieses Jahres, schwenkt die Hände gen Himmel und verbreitet mutig die Zeilen, die jeder Pubertierende den Eltern zum Vorwurf machen möchte: "Let us be free!" Mit countryesker Leichtigkeit haut Nachfolger "Black and blue" in die gleiche Kerbe.
Doch nach der Hälfte dieses fröhlichen Spektakels bemerkt man, daß ein breites Lächeln auch schon nach kurzer Zeit Schmerzen verursachen kann. Die Ideen wiederholen sich aufs Langweiligste, die Songs münden in das gleiche chorale Delta. Die Frauenchöre mit penetranter und nicht enden wollender Lebensfreude schreien nach "Vorhang zu" oder "Regentag". Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen haben Tilly And The Wall auf "The bad education" und "Rainbows in the dark" Mexikaner mit landestypischen Instrumentarium geladen. Dazwischen geschoben wird mit "The freest man" ein kurioser und leidlicher Ausflug auf die Discotanzfläche. Man ist gefälligst aufgefordert zum Glücklichsein, befindet sich aber nach vierundvierzig Minuten auf einem aggressiven Schlachtfeld der überlieblichen Melodien. Wir hauen uns die Kindermalerein um die Ohren, beschwören Äxte, Totengräber und abwechslungsreiche Traurigkeiten, reißen die Strickleiter aus der Fassung und warten auf das, was da gefallen kommt. Ein Schatz wird es nicht sein.
Highlights
- Sings songs along
- Lost girls
Tracklist
- Patience, babe
- Sings songs along
- Black and blue
- Lost girls
- Urgency
- Bad education
- The freest man
- Rainbows in the dark
- Love song
- Coughing colors
- Brave day
Gesamtspielzeit: 44:32 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Tamara |
2007-04-12 11:21:19 Uhr
Hab sie gestern abend live gesehen, und muss sagen, dass ich nicht nur überrascht, sondern auch sehr beeindruckt bin!!! Die drei Frauen ziehen die volle Aufmerksamkeit auf sich, und wie schafft die Stepperin es ca. 45 Min durchzusteppen? Ui ui, lohnenswert! |
Armin |
2006-12-14 23:30:53 Uhr
Tilly And The Wall 'Sing Songs Along' http://exodus.interoutemediaservices.com/?id=3c0593cb-fecf-4570-b938-1525688577f5&delivery=stream |
Summer |
2006-10-25 11:00:19 Uhr
Das Album ist klasse. Bekomm jedes Mal gute Laune wenn ich es höre.Ich würde die ja zu gerne mal live sehen. Weiß jemand, ob die mal nach Deutschland kommen? Wäre schön, wenn Conor sie nächstes Jahr mit auf Tour nehmen würde, wenn sein neues Album erscheint. |
Armin |
2006-10-09 22:23:49 Uhr
Tilly And The Wall: ‘Rainbows In the Dark’ vom just erschienenden Album ‘Bottoms Of Barrels’ HIGH http://exodus.interoutemediaservices.com/?id=6938baaf-b32b-49c2-8dd0-377a00d99726&delivery=stream LOW http://exodus.interoutemediaservices.com/?id=b5c44994-0298-4a9f-864a-f82cc1b067da&delivery=stream MED http://exodus.interoutemediaservices.com/?id=7932960c-6133-4a17-a2ea-7ed7709b652d&delivery=stream |
ROFL |
2006-09-22 11:29:23 Uhr
Da gibt´s schon nen Thread zu. Aber wir kann man Arcade Fire und die Hidden Cams nicht mögen? |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
The Owls; The Concretes; Saturday Looks Good To Me; El Perro del Mar; The Pipettes; Papas Fritas; I'm From Barcelona; Aberfeldy; The Boy Least Likely To; Love Is All; Architecture In Helsinki; Peter, Bjorn and John; Shout Out Louds; Envelopes; The Lucksmiths; Bright Eyes; Windmills; Mendoza Line; Math and Physics Club; Camera Obscura; The Aislers Set; Now It's Overhead; Broken Social Scene; The Decemberists
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Plattentests.de-Forum
- Tilly And The Wall - O (7 Beiträge / Letzter am 27.11.2008 - 12:34 Uhr)
- Tilly And The Wall - Bottoms of barrels (14 Beiträge / Letzter am 12.04.2007 - 11:21 Uhr)
- Tilly And The Wall - Wild Like Children (9 Beiträge / Letzter am 16.04.2006 - 18:29 Uhr)