Hot Gossip - Angles

Noisolution / Indigo
VÖ: 15.09.2006
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Das Imperium schlägt zurück
Päpste, Pornos, Parmaschinken. So weit, so Italien. Aber Populärmusik? Na klar, die auch! Italo-Pop weiß auch heute noch jedem Italienurlauber die Ferien mit seichtem Amore-Techno zu versüßen, sei es am Strand oder im Schlafzimmer, in der Pizzeria oder im Taxi. Alle Klischees abgenudelt? Danke für die Geduld. Halt, da war noch was: Pizza, Pasta, Pisaturm. So, jetzt aber. Man sieht, irgendwie kommt man nur schwerlich drum rum, die Herkunft von Hot Gossip zu erwähnen. Wieso das so ist? Weil jeder und wirklich jeder die Wurzeln des Trios ganz woanders vermuten würde. Nein, er würde sie nicht vermuten, er wäre ähnlich felsenfest überzeugt wie sonst nur sicher ist, daß Juventus Turin nächste Saison nicht Meister wird.
Dabei ist es längst nicht das erste Mal, daß italienische Musik abseits von Eros Ramazzotti über die Grenzen schwappt. Die jüngsten Positivbeispiele mögen vielleicht Klimt 1918 und Verdena sein, und mit Hot Gossip ist ein neues dazugekommen. Thema Herkunft: Mit ziemlicher Gewißheit ein Bereich, den man in Interviews mit der Band lieber aussparen sollte. Sonst fliegt einem wahrscheinlich die Teigrolle nur so um die Ohren. Wieso das so ist? Das Geheimnis sei gelüftet: Die drei aus dem Ort Varese in der Lombardei stammenden Hitzköpfe haben im Prinzip das erschaffen, wonach sich momentan das gesamte UK die Plektren fletscht und haben dabei noch dem sonst so bierernsten und stylishen Art School-Sound eine Prise Humor und Ironie verpaßt. Das war bitter nötig. Der Dreier weiß nämlich noch, wo der Punk die Nieten hat.
Stromlinienförmig ist auf "Angles" wahrlich nichts. Pop nennen wir es also lieber nicht. Die Fetzen fliegen, der Rotz braust hinterher, und wo sonst die Hot Snakes ihre heimischen Gefilde hatten, wildern auch Hot Gossip mal ganz gern zwischen Strauch und Busch. Dazu die Stimme von Luca Gossip, bei der man nicht so recht entscheiden kann, ob sie Carl oder Pete ähnlicher klingt. Und die Unverschämtheit ist perfekt. Songs, die so unverbraucht wie eine kühle Flasche Starkbier, selten über drei Minuten lang und immer auf den Punkt gebracht sind. Und den Horror lassen sie auch nicht weg. Alle Spielarten von Punk werden vereint, selbst ein Theremin (die Dinger die erklingen, wenn UFOs am Nachthimmel schweben) wird bemüht. Ob in "Haarp" allerdings tatsächlich ein Marsianer zum Beat rappt, ist nicht zu bestimmen. Wie so vieles hier schleierhaft bleibt, aber doch ein erhebendes Gefühl verbreitet. Hoch hinaus, statt nur dabei.
Highlights
- Real mess
- La mort
- Haarp
Tracklist
- Intro
- Five
- Do it
- Real mess
- Mother says
- John Rowland
- (Things happen) On a Tuesday
- Same old
- Before tonight
- La mort
- No party
- Stab city
Gesamtspielzeit: 30:31 min.
Referenzen
The Libertines; Babyshambles; Dirty Pretty Things; Hot Snakes; We Are Scientists; Trashmonkeys; The Monochords; Supergrass; The Cribs; The Clash; The Ramones; The Jam; The Buzzcocks; The Stooges; Iggy Pop; The (International) Noise Conspiracy; Mando Diao; Razorlight; Gang Of Four; The Dead 60s; Dogs Die In Hot Cars; Elefant
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- Hot Gossip (7 Beiträge / Letzter am 11.09.2006 - 22:25 Uhr)