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Ron Flieger - Anders wohl kaum

Ron Flieger- Anders wohl kaum

Dienje / Rough Trade
VÖ: 11.08.2006

Unsere Bewertung: 3/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Bruchlandung

Geboren in Essen. Von dort startet der Flieger in Richtung München. Er landet glatt. Studiert Medizin. Irrt abends von der Muse geküßt durch die Straßen der bayrischen Hauptstadt. Und gründet nebenbei sein eigenes Plattenlabel Dienje Records. Das ist getauft auf den Künstlernamen seiner Großmutter, die eine Dichterin gewesen sein soll. Ob Ron Flieger einige ihrer Verse vertont hat? Man weiß nicht, ob man es der alten Dame wünschen soll. Denn die Melodien, mit denen der 26-Jährige auf dem Debütalbum "Anders wohl kaum" die Verse garniert, vermögen die an sich schon dünnen Verse nicht sonderlich zu verschönern.

"Wieder mal fällt mir nichts Besseres ein." So fängt dieses Album an. Ein passender Beginn. Denn die ersten beiden Titel darf man guten Gewissens weiter skippen. Was darin passiert, kann auf wenige Zeilen komprimiert werden. "Wiedermal" erzählt von vermeintlicher Lebenslust: "Sag mir, was soll geschehen, bevor wir uns desillusionieren? / Sag wir resignieren, um wieder mal neu aufzustehen." Danach ein wenig elektronisches Geblubber. Und spätestens hier weiß man, was uns Flieger in der ersten Zeile sagen wollte. Dieses Lied ist kein guter Einfall. Noch langweiliger wird's bei "Lauf": "Bitte lauf nicht weg, erkenn den Weg der Zeit." Och nö! Ein Refrain, wie in wenigen Minuten aus einer Hitanleitung abgeschrieben. Und so was spielen sie neuerdings auch noch im Dudelfunk.

Ron Flieger schreibt Lieder, wie sie Selig schon vor vielen Jahren geschrieben haben. Mit dem Unterschied, daß Fliegers Lieder uninspiriert klingen. "Für mich" als fünfter Track ist Fliegers Pendant zu "Ohne Dich". Aber um Popstar zu werden, benötigt es ein wenig mehr als eine irritiert umherirrende Stimme. Und ein wenig mehr als Fremdwortreime, die auf -ieren enden: "suggerieren", "existieren", "desillusionieren". Die Masche zieht sich wie ein roter Faden durch das Album. Und ein Titel heißt dann gleich auch noch "Diskommunikation". Immerhin erspart uns Flieger die Verwendung seiner medizinischen Fachtermini. Aber das bleibt vielleicht dem zweiten Album vorbehalten.

Das Zweitwerk wird bestimmt kommen. Denn der deutsche Liedschreiber verfügt - so lehrt uns die Platteninfo - über ein dichtes "Netzwerk" (Warner/Rough Trade). Mario Thaler, früher produzierte er solche Schätzchen wie Slut oder Notwist, hat hier an den Reglern gedreht. Console hat den ersten Track "Wiedermal" gar geremixt. Warum das? Wir haben nichts gegen Menschen, die sich ein tüchtig agierendes geschäftliches Umfeld schaffen. Ron Flieger soll "netzwerken", bis der Faden dicht gesponnen ist. Aber ist die Musik eines Mannes deshalb gut, weil es ihm als Vorbild aller Ich-AGs dieser Welt gelingt, seine biedere Rockmusik durch perfekte Verbindungen an den Mann zu bringen? Wohl kaum.

(Sebastian Peters)

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Highlights

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Tracklist

  1. Wiedermal
  2. Lauf
  3. Alles was
  4. An deiner Seite stehen
  5. Für mich
  6. Anders wohl kaum
  7. Visionär
  8. Jederzeit
  9. Bin ich ich
  10. Diskommunikation
  11. Vielzuviel vielleicht
  12. Wiedermal Console RMX

Gesamtspielzeit: 43;26 min.

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