Beyoncé - B'day
Columbia / Sony BMG
VÖ: 01.09.2006
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Priceless
Einen Stab von 50 Menschen beschäftigen, der vom Gang zur Shopping Mall bis zum Lackieren der Fußnägel quasi alles für einen erledigt: geschätzte fünf Millionen Dollar pro Jahr. Zwei Songs auf der zweiten Soloplatte mit Gastauftritten von HipHop-Hugh-Hefner Jay-Z aufpimpen: geschätzte 400.000 Dollar pro Track. Das kleine Schwarze von Gucci: geschätzte 30.000 Dollar. Die passenden Manolo-Blahnik-FlipFlops: geschätzte 2.000 Dollar. Die gefühlte Zahl der Produzenten, die an "B'day" beteiligt waren: 100. Niemanden im Team zu haben, dem aufgefallen wäre, daß der Titel des zweiten Soloalbums gewisse phonologische Ähnlichkeiten mit einer sanitären Anlage aufweist, die von Franzosen benutzt wird, um sich den Hintern abzuwaschen: priceless.
Wie? CD-Wow-Werbung zu Ende? Wir sind schon auf Sendung? Nun. Beyoncé Knowles machte zuletzt ja ohnehin den Eindruck, daß ein allgemeiner Überblicksverlust von Michael Jackson'schen Ausmaßen bevorsteht. Mit Destiny's Child wurde die letzte gerade noch erträgliche Girlgroup des Push-Up-R'n'Bs aufgelöst, weil man (also Beyoncé) sich zukünftig aufs Solosingen verlagern wollte. Das erste Video des neuen Lebens geriet Frau Knowles dann zur derart hektischen Modenschau mit Softpornomittelteil, daß sich selbst die Zielgruppe genötigt sah, in einem Beschwerdebrief nachzufragen, ob's denn wenigstens sonst noch einigermaßen gehe. Und auf der letzten Seite des "B'day"-Booklets steht Beyoncé im kunstvoll durchlöcherten Badeanzug und hält mit so Nordic-Walking-Stöcken zwei Krokodile in Schach. Wie hört sich die Platte zu all dem Quatsch also an? Gar nicht so schlecht, richtig.
Beyoncé hat einige Songs mit ihrer Schwester Solange (und den üblichen Ghostwritern) geschrieben. Die Zahl der ausführenden Produzenten ist natürlich so groß, daß man anderswo erstmal einen Antrag auf Versammlungsrecht stellen müßte, bevor an Arbeit überhaupt zu denken wäre. Und doch paßt beinahe alles auf "B'day" zueinander, irgendwie. Der kühle Gitarrenfunk von "Suga mama" und Beyoncés tüchtig knirschendes Röhren. Das Sirenen- und Säbelrasseln von "Ring the alarm" und Beyoncés effektreich verschmierte Stimme. Ja, selbst die gar nicht tiefgekühlte Ballade "Resentment" und Beyoncés beseelter, erstaunlich unmittelbar eingefangener Gesang. Es scheint, als hätte sie auf alles eine Antwort.
Es zeigt sich aber schnell, daß doch einige Fragen offen bleiben. Warum sich etwa die Neptunes eine Selbstverstümmellung wie "Kitty kat" antun - zwei Tracks weiter beweisen sie ja mit "Green light" und ausgedehntem Trompetensolo, daß schon noch was im Tank ist bei ihnen. Wieso das längst frühverrentnerte "Check on it" ins Leben zurückgeholt wurde, obwohl es doch schon immer ein einziger Scheiß war. Und warum man den Leuten immer mit kollegialem "Ihr könnt es auch schaffen, Sisters!"-Gehabe kommen muß, statt ehrlich zu sagen: "Hört mal Freunde, ich trage gerade mehr Kohle im Handtäschchen mit mir rum, als Ihr jemals auf dem Konto haben werdet und bin auch sonst viel geiler als Ihr. Aber ich hab hier ein paar hübsch gebügelte Partytracks, also laßt uns doch ein bißchen Spaß haben." Die gute Erziehung verbietet es wohl. Oder der allgemeine Überblicksverlust. Next stop: Zoohandlung.
Highlights
- Suga mama
- Green light
- Resentment
Tracklist
- Deja vu (feat. Jay-Z)
- Get me bodies
- Suga mama
- Upgrade U (feat. Jay-Z)
- Ring the alarm
- Kitty kat
- Freakum dress
- Green light
- Irreplaceable
- Resentment
- Check on it (feat. Bun B & Slim Thug)
Gesamtspielzeit: 52:14 min.
Referenzen
Destiny's Child; Kelly Rowland; Michelle Williams; Solange; Rihanna; Ashanti; Brandy; Monica; Pussycat Dolls; Amerie; Aaliyah; Mary J. Blige; Ciara; Christina Milian; Fergie; Kelis; Tweet; Missy Elliott; Truth Hurts; Alicia Keys; Christina Aguilera; Janet Jackson; Jennifer Lopez; Macy Gray; Nelly Furtado; Nikka Costa; Gwen Stefani; TLC; En Vogue; Whitney Houston; Mariah Carey; Usher; Justin Timberlake; Black Eyed Peas
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