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Camouflage - Relocated

Camouflage- Relocated

Synthetic Symphony / SPV
VÖ: 25.08.2006

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Dream on

Camouflage dürfen spätestens seit dem Erfolg von "Sensor" von sich behaupten, zu den wenigen Überlebenden der Synthpop-Welle der späten Achtziger zu zählen. Ein Sound, der heute zwar nicht mehr ganz taufrisch klingt, aber immer noch seine adrett frisierten Anhänger hat. Daß viele von denen auch mit Mitte Dreißig immer noch so aussehen wollen wie Dave Gahan, weiß man von den vielen Depeche-Mode-Partys. Wo man immer noch auf diese Bands trifft, die so klingen (wollen) wie Depeche Mode.

Auch wenn sie zwischenzeitlich drauf und dran waren, sich vom übermächtigen Vorbild zu emanzipieren, sind Camouflage doch fest verwurzelt im Klang der Elektronikgroßmacht. Mit romantisch verklärtem Blick auf der Suche nach handfestem Moll und kunstvoll ausgestanzter Akustik machen sie auch "Relocated" wieder zu einem eleganten Stück Pop. Frei nach dem Motto "Gut Ding will Feile haben" haben sie dabei sogar an einigen Ideen herumgeschliffen, die seit Anfang der Neunziger auf genau den Sound gewartet hatten, den sie jetzt abbekommen haben.

Das erhabene "Motif sky" sollte einst die Solokarriere von Oliver Kreyssig befeuern. Aber erst jetzt machen die angespitzten Synthesizer, der drängelnde Baß und die gegen Ende aufatmende Akustikgitarre den Song zur Single. Auch der schicke Opener "We are lovers" bekam erst jetzt sein Stück Stromlinie, um die rechnergestützte Romanze ins Rollen zu bringen. Ein feiner Einstieg in das siebte Album der Wahl-Berliner ist das, der zwar nicht die ohnehin kaum zu erwartende Innovation mitbringt, aber sorgfältig ineinandergreifende Klänge, Effekte und Harmonien. Auch wenn die Rhythmen manchmal ein wenig nach etwas hüftsteifem Point-and-Click klingen, bringt Marcus Meyns kehlige Stimme Leben in die Chipfabrik.

Während er dem grollenden Baßriff von "Passing by" noch zur Gelassenheit rät, gibt er in "Confusion" den aufmüpfigen Plastikrocker. "The perfect key" reflektiert über die Zweischneidigkeit der Liebe, die meist eben doch ein gutes Stück weg von der Perfektion ist. Der Mitwipper "The pleasure remains" und das weltverbesserische "Dreaming" hingegen zeigen, daß sich Camouflage nach dem düsteren "Sensor" wieder mehr an die Sonne trauen. Selbstbewußt heraus aus dem Nebel der Depeche-Mode-Partys. Obwohl man dort selbstverständlich auch zu "Relocated" prima tanzen kann.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • We are lovers
  • Motif sky
  • Passing by
  • Something wrong

Tracklist

  1. Memory
  2. We are lovers
  3. Motif sky
  4. Real thing
  5. Passing by
  6. Confusion
  7. The perfect key
  8. Stream
  9. Dreaming
  10. The pleasure remains
  11. Bitter taste
  12. Something wrong
  13. Light
  14. How do you feel?

Gesamtspielzeit: 53:26 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
night porter
2006-09-20 19:43:40 Uhr
Seit langem habe ich mir heute mal wieder die Voices & Images angehört und so gut hatte ich sie gar nicht mehr in Erinnerung. Vor allem That smiling face ist wirklich ein wunderbarer Song.
Oliver Ding
2006-09-20 18:34:07 Uhr
Camouflage haben schon vor Depeche Mode angefangen, ihre Musik organischer zu gestalten. Wenn man es nicht besser wüßte, könnte man Martin Gore unterstellen, für "Violator" nicht nur die Sounds von Trent Reznor geklaut zu haben ("Pretty hate machine" erschien ein Jahr zuvor, und die Beats von "World in my eyes" kommen einem sicherlich nicht zufällig arg bekannt vor), sondern auch die Klangästhetik der "Methods of silence" (auch 1989). Die Abkupferungsvorwürfe könnte man also in beide Richtungen ausdehnen.

Das Konzert gestern war übrigens leider etwas zwiespältig. Marcus Meyn gab wieder reichlich, aber Oliver Kreyssigs Gesang war bisweilen arg grenzwertig. Und dort, wo es richtig hätte zünden können, hielten sich Schlagzeug und Gitarre vornehm zurück statt dem zu vermutenden Feuer Zunder zu geben. Richtig toll waren "That smiling face", "Suspicious love", das Ende von "Love is a shield" und "Strangers thoughts" (in der schicken Akustikfassung, die sie schon 1991 sehr ähnlich spielten). Vieles okay, manches langweilig, weniges richtig toll. Da ging mal mehr.

night porter
2006-09-20 16:37:53 Uhr
"Wer da vergebens nach Melodien und Einfällen sucht, wird erst recht nicht fündig beim Aufdecken der Adoptionssucht der Camouflage-Mischpoke."

Da wird kein Schuh draus....
Jupp
2006-09-20 14:43:30 Uhr
Die letzte DM war übrigens alles andere als langweilig. Wer da vergebens nach Melodien und Einfällen sucht, wird erst recht nicht fündig beim Aufdecken der Adoptionssucht der Camouflage-Mischpoke.
Jupp
2006-09-20 14:34:59 Uhr
Oliver, ich kann dir zu jedem Song das Original nennen. Oder auch mehrere im Verschnitt. Vorzugsweise haben Camouflage diesmal von der Violator, der Ultra und sogar von der letzten DM geklaut (Precious). Aber jedem sein Plaisir.
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