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The Bronx - The Bronx (II)

The Bronx- The Bronx (II)

Island / Universal
VÖ: 11.08.2006

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

L.A. Story

Sie konsultierten einen Mystiker, so heißt es. Vielleicht eine gar nicht so schlechte Idee, wenn für eine Band die Zeit gekommen ist, den Nachfolger zu ihrem grandiosen Debüt einzuspielen. Die Aufnahmen fanden dann schließlich in einer umgebauten Methadonklinik in der Nähe von Venice Beach statt. Zwar lagen dort wohl keine gebrauchten Spritzen mehr auf dem Boden rum, aber dennoch sei die Atmosphäre in diesen Räumen selbst für die gestandenen Rocker von The Bronx sehr unheimlich gewesen. Meine Güte, solche Geschichten schreien förmlich nach Sex, Drugs & Rock'n'Roll! Sie sind derart klischeeüberladen und liebenswert zugleich, so daß sie ebensogut der kultigen Mötley-Crüe-Biographie "The dirt" entstammen könnten, obwohl The Bronx natürlich musikalisch ein völlig anderes Gebiet beackern. Ob Mythos oder nicht, diese Anekdoten lassen einen an den urbanen Wahnsinn denken, den der Alltag in einem Moloch wie Los Angeles hervorbringt und der auch in der Musik von The Bronx zum Ausdruck kommt. Die ist im wahrsten Sinne des Wortes durchgedreht und hat nichts mit dem aus der Dauerrotation bekannten und tausendfach kopierten Punkrock-ABC oder gar den schneidigen Attitüden einiger "The"-Bands zu tun.

Der dreckige Punkrock von The Bronx steht mit einem Fuß fest im Hardcore und mit dem anderen im Rock'n'Roll. Wie das Debüt "The Bronx" heißt auch das zweite Album der Kalifornier. Musikalisch stellt sich diese Gemeinsamkeit aber spätestens bei der jedes Rocker-Herz erweichenden Ballade "Dirty leaves" als falsche Fährte heraus. Hier läutet Sänger Matt Caughthran die Beziehungs-Katerstimmung ein, steht aber selbst im getragenen Refrain seinen Mann: "All alone in a city by the sea; dirty leaves fall around." Nicht "Emo" heißt hier das Motto, sondern eher "Harte Schale, weicher Kern".

Gerade Caughthran, dessen Gesang immer noch vor Schweiß und Blut trieft, verläßt auf diesem Album von Zeit zu Zeit den roten Drehzahlbereich und erweitert dabei den Assoziationsspielraum der Bronx-Stücke vom Meth-infizierten Ausbruch mit anschließender Prügelei bis hin zum Whisky-getränkten Blues. Neben solchen ruhigeren Tönen sind einige der Stücke in der zweiten Hälfte des Albums wie "Mouth money" etwas komplexer geraten und bohren sich nicht gleich beim ersten Hördurchgang ins Ohr. Wer hätte gedacht, daß man sich bei einer Platte von The Bronx auch mal "reinhören" muß? An brachialen Knallern, wie man sie von der Band erwartet, fehlt es dem Album dennoch nicht. Hier ragen das geniale "History's stranglers" sowie das wütende "Three dead sisters" heraus. Zum Schluß gibt es dann noch mit "White guilt" einen waschechten Sleazerocker, bei dem der frühere Guns-N'-Roses-Gitarrist Gilby Clarke zur Klampfe greift.

Alles in allem zeigt sich das Quartet aus L.A. auf seinem Zweitling deutlich vielseitiger als auf dem Debüt, macht dabei aber trotzdem eine gute Figur. Kompromißlosigkeit bleibt eine der Stärken von The Bronx. Und eine Zweitauflage des Debüts zu versuchen, hätte sicherlich Kompromisse bedeutet. Stattdessen schlägt die Band neue Wege ein und riskiert es, mit einem durchweg gezügelten Tempo alte Verehrer vor den Kopf zu stoßen. Jeglicher Verdacht auf Ausverkauf würde der Band aber schon allein anhand der Spielfreude, die bei allen zwölf Stücken des Albums durchschimmert, nicht gerecht. The Bronx bleibt damit eine der rauhesten, authentischsten und besten gegenwärtigen U.S.-Rockbands. Ihre "Fuck you"-Attitüde ist geblieben, auch wenn sich die musikalischen Koordinaten etwas vom halsbrecherischen Charakter ihres Debüts entfernt haben. Jene, für die "Punk" vor allem bedeutet, sich nicht um Konventionen zu scheren, werden auch dieses Album lieben.

(Martin Stenger)

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Highlights

  • History's stranglers
  • Oceans of class
  • Mouth money
  • White guilt

Tracklist

  1. Senor hombre de tamale
  2. Small stone
  3. Shitty future
  4. History's stranglers
  5. Oceans Of class
  6. Dirty leaves
  7. Transsexual blackout (the movement)
  8. Mouth money
  9. Rape zombie
  10. Around the horn
  11. Three dead sisters
  12. Safe passage
  13. White guilt

Gesamtspielzeit: 33:57 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
The MACHINA of God
2010-05-31 19:59:36 Uhr
Erklär mir doch einfach, wen Herr Khanatist meinte, statt diesen komischen Satz zu bringen.
chucky
2010-05-31 19:58:41 Uhr
Du trinkst zu viel.
The MACHINA of God
2010-05-31 19:46:41 Uhr
Hallo?
The MACHINA of God
2010-05-30 18:25:37 Uhr
Ähm... meinte Khanatist diese Switchblade? http://en.wikipedia.org/wiki/Switchblade_%28band%29#Discography

Die haben doch Alben- und Songtitel. Hmm.
The MACHINA of God
2010-05-30 13:49:10 Uhr
Schon schwächer als I und III.... aber "History stranglers" ist Gott.
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