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The Sleepy Jackson - Personality (One was a spider. One was a bird)

The Sleepy Jackson- Personality (One was a spider. One was a bird)

Virgin / EMI
VÖ: 21.07.2006

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Platz, Hirsch

Freitag Abend. Es ist wieder einmal Zeit, der Öffentlichkeit einen Besuch abzustatten. Und nicht nur das: Man will ja auch zeigen was man hat. Stellen wir uns vor den Spiegel und schauen uns die Früchte unserer Schöpfung an. Pretty shocking! Wie soll das heute Abend denn was werden? Ein Dusche muß her. Natürlich darf das Shampoo mit Glanz- und Volumeneffekt nicht fehlen. Ein reaktivierendes Duschgel dient, um dem Ende der Hyperaktivität ein Schnippchen zu schlagen. Die Gewißheit dem kommenden Sonnenaufgang wenigstens unbewußt beiwohnen zu können ist schließlich ein Erfolgserlebnis für jeden Onkel und Tante Prahlhans. Die neue Fünf-Liter-Dose Gel darf geöffnet werden. Ja nicht zu wenig nehmen. Man hat schließlich einen Ruf zu wahren, der im Haupthaar sein offensichtliches Ende findet. Die Arrangements in Stoff und Garn sind natürlich kein Problem. Man hat's ja! Ein Düftchen hier, ein Spritzerchen da. Wir sind fertig und begeben uns auf die Ebenen des Tanzes und der kurzzeitigen Erfüllung.

Angekommen im Terrarium der Popmusik ist festzustellen, daß sich heute jemand anderes den Platz im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gekrallt hat. Luke Steele, Australier, bunt, kostümiert und geschminkt. Wie viele Geheimnisse da wohl lauern? Man versucht sich zu erinnern. Der war doch schon mal hier, oder? Genauer gesagt vor drei Jahren. Mit seiner Band, The Sleepy Jackson, die noch genauerer gesagt, sein ein und alleiniges Alles ist. "Lovers" hieß das erste Album von The Sleepy Jacksons, das Steele den Ruf eines australischen Brian Wilson einbrachte. Seine Kompositionen geben dem Vergleich recht. Auch er hat das Gespür für den perfekten Pop, für die luftige Komposition, für die großspurige Grenzüberschreitung, die sich immer im Mittelpunkt mehrerer Genreschnittmengen befindet. Das Hopsen zwischen den musikalischen Welten hat nicht immer den Verlust einer klaren Linie zur Folge. "Lovers" bleibt ein Paradebeispiel dafür.

Und nun "Personality (One was a spider. One was a bird)". Der Mann hat die Nase voll vom skizzenhaften Artwork und der heimischen Zurückhaltung der "Lovers"-Ära. Nicht nur der Titel des neuen Albums läßt Interpretationen und Aufmerksamkeit in Presse und Musikforen zuhauf aufkommen. Auch das Cover, das selbst ein Salvador Dali nicht imposanter hätte gestalten können, verleitet zur weitreichenden Suche nach Intention und Aussage. Werfen wir einen Blick hinter die Kulissen. Steele hat seinen Stil gefunden. "Personality (One was a spider. One was a bird)" zeichnet sich zuallererst durch eine klare Linie aus, bis in die Spitzen. Die Gitarrensaiten werden selten überbeansprucht, kein Blues, kein Country. Lediglich Pop. Eine fordernde Ecke oder Kante ist selten zu finden. "You needed more" bietet einen federleichten Einstieg, getragen von Slide-Gitarren und mädchenhaften Chören.

Der Tanz kann beginnen. "Devil was in my yard" weiht schwerelos und popbewußt die Tanzfläche ein. "God lead your soul" bietet dahinplätschernde Entspannung. Burt Bacharach, ABBA und Beach Boys sind nicht fern. "God knows" fließt in gleichen Gewässer. "I understand what you want but I just don't agree" verweigert sich der Abwechslung. Und weiter? Wir blicken auf Steele, der sich tänzelnd und weiterhin in großer Spur dem Funk und Disco nähert - immer noch plätschernd, der Eintönigkeit nahe. "Personality" hat nach sechs Songs den toten Punkt erreicht. Wer dennoch weiterhört, wird nicht belohnt. "Play a little bit for love" ist schließlich die flehende Bitte zum Abbruch. Uninspiriert, dröge und ein Höhepunkt an Fadheit.

Dem Platz im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit überlassen wir Steele ohne Zwist und Kampf. Die Tanzfläche leert sich. Der Morgen graut, die letzte Runde ist längst geleert. Ein paar Freunde der alkoholhaltigen Oberflächlichkeit feiern sich selbst. "Personality (One was a spider. One was a bird)" belebt nicht, vergeht zwischen kühlen Zigaretten und schalen Longdrinks. Nur der bunte Australier dreht sich wie ein Kreisel in monotonen Mustern. Kurze Momente der feingesponnen kompositorischen Ruhe bemerkt längst niemand mehr. Gute Nacht. Der Letzte macht die Türe zu.

(Markus Wollmann)

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Highlights

  • You needed more
  • Devil was in my yard

Tracklist

  1. You needed more
  2. Devil was in my yard
  3. God lead your soul
  4. Work alone
  5. God knows
  6. I understand what you want but I just don't agree
  7. Miles away
  8. Higher than hell
  9. Play a little bit for love
  10. Don't say
  11. You won't bring people down in my town
  12. Dream on
  13. How was I supposed to know

Gesamtspielzeit: 43:18 min.

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