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Sugababes - One touch

Sugababes- One touch

London / WEA
VÖ: 05.02.2001

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Den Fuß in der Tür

Was ist passiert, wenn die gepiercte Disco-Maus dem tätowierten Fönwellen-Hardrocker glücklich in den Armen liegt und beide einträchtig "It's a one way ticket to a madman situation" trällern? Was ist passiert, wenn ein mit Lobhudeleien sonst eher zurückhaltender Brian Molko (Placebo) einen Satz fallen läßt wie "Auch wenn es wahrscheinlich meinen Ruf ruinieren wird: Die Sugababes haben mich wirklich beeindruckt"? Was ist passiert, wenn in Deutschland zur gleichen Zeit sowohl SPEX als auch BRAVO mit einer mehrseitigen Story zu ein- und derselben Band aufwarten? Was ist passiert, wenn sich ein E-Zine für Rock- und Independent zu einer Rezension eines Girlie-Pop-Albums hinreißen läßt? Was um Himmels Willen geht hier vor?

Die drei allgegenwärtigen Gründe für die Erstaunlichkeiten heißen Keisha, Mutya und Siobhan und sind alle gerade mal 16 Jahre alt. Mit einer einzigen Single namens "Overload" haben sich die drei innerhalb weniger Wochen aus dem absoluten Nichts in die Herzen einer ganzen Musikwelt geschossen. Um so erstaunlicher ist der Erfolg der Single, wenn man bedenkt, daß "Overload" beim ersten und zweiten Anlauf eigentlich gar nicht so recht zünden will. Doch wenn "Overload" den Hörer mit seinem minimalen Motown-Beat, der gehörig gegen den Strich gebürstete Refrain-Melodie und insbesondere Mutyas heiserer Stimme den Hörer erst einmal um den Finger gewickelt hat, läßt es ihn so schnell nicht mehr los.

Der mit Spannung erwartete erste Longplayer "One touch", der die Entscheidung über Eintagsfliege oder dicken Brummer treffen sollte, stellt nun unter Beweis, daß die Mädchen weit mehr sein müssen als nur ein austauschbares One Hit Wonder. Denn bereits das zuckersüße "One foot in", das auf den Opener "Overload" folgt, stellt die Erfolgssingle beinahe in den Schatten und erinnert an die besten Momente der All Saints, mit denen die Sugababes den Manager teilen. Nachdem sie mit "I know I'm still young / With no life experience / But I gotta learn from my mistakes - not yours" in "Look at me" eine löbliche Selbsteinschätzung abliefern, bringen die Sugababes bei "Real thing" das Kaminfeuer zum Knistern. Wenn sie dazu mit beeindruckendem Stimmvolumen "I'm older than my years" zum Besten geben, weiß man, daß bei den Sugababes alles echt ist. Kein Silikon und keine aufreizenden Booklet-Fotos lenken die Aufmerksamkeit von der Musik ab, und auch am Songwriting von "One touch" waren die Sugababes maßgeblich beteiligt. Daß der Lolita-Blick auf dem Cover etwas aufgesetzt wirkt, ist durchaus gut so.

Die Sugababes sind "Everybody's darling"s und bringen, was an dem ganzen Phänomen wohl am erstaunlichsten ist, alle Musikfans von A(aliyah) bis Z(Z Top) auf einen gemeinsamen Nenner. Wer will es ihnen da schon verdenken, daß ihnen auf Albumlänge die Kondition schließlich doch ausgeht und sich einige mittelmäßige Songs wie "Lush life" und "Real thing" die Hand reichen. Mit einer "Overload" an Authentizität nehmen die Sugababes allen, die lautstark böse Dinge wie "Noch kein Holz vor der Hütte, aber schon singen wollen!" brüllen und ihren Erfolg nur windigen Managern zuschreiben wollen, den Wind aus den Segeln und machen ihn zu ihrem eigenen Rückenwind. Sie pendeln zwischen "One foot in" und "One foot out", um schließlich mit "I touch the sky" (aus "Soul sound") nach den Sternen zu greifen. Alle Zweifel sind weggewischt: Die Sugababes haben ihren Fuß weit in der Tür zum Pop-Himmel. Auch wenn es momentan noch etwas zu früh sein mag - allzulange wird es nicht mehr dauern, bis man ihnen dort mit offenen Armen Einlaß gebieten wird.

(Armin Linder)

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Highlights

  • Overload
  • One foot in
  • Soul sound

Tracklist

  1. Overload
  2. One foot in
  3. Same old story
  4. Just let it go
  5. Look at me
  6. Soul sound
  7. One touch
  8. Lush life
  9. Real thing
  10. New Year
  11. Promises
  12. Run for cover

Gesamtspielzeit: 48:20 min.

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