King Creosote - KC rules OK

Inkubator / Soulfood
VÖ: 14.07.2006
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Flügge
Der Schotte Kenny Anderson rief 1994 mit seinem Fence Collective eine Musikervereinigung aus, die sich komplett dem Homerecording-Verfahren und der Authentizität verschrieben hatte. Aus diesem liebreizenden, anarchistischen Haufen schottischer Folkmusiker mit ihrem prominentesten Mitstreiter James Yorkston, die anfangs weder über Kostenkontrolle noch irgendeine Art von fester Residenz verfügten, ist inzwischen eine kleine pulsierende Firma geworden. Die lokalen Clubs sind gefüllt mit zartfühlenden Gitarrenkauzigkeiten. Der hauseigene Plattenladen bringt die Veröffentlichungen an die Frau und den Mann. Und so konnte man sich nach einiger Zeit auch über die Grenzen der britischen Insel einen Namen machen. Chef Anderson alias King Creosote ist natürlich auch fleißig am Werke. Läßt man die Musikpresse sprechen, so veröffentlicht King Creosote in diesen Tagen sein drittes Album. Schaut man auf die putzige Homepage des Labels so kann man der Diskographie entnehmen, daß "KC rules OK" bereits Album Nr. 24 ist. Das schlägt sich auch im Alter nieder. Der gute Mann hat schließlich schon die einschneidende Markierung der vierzig Lenze überschritten.
Der Zauber und die Intensität des Unfertigen und der direkten Überlieferung an den Hörer, ohne Mix und Overdub, das Spontane, die Fehler und die gebrochenen Melodien - das ist ohne Zweifel King Creosotes Inspiration und gewollte Fügung. Seine beiden letzten Alben "Kenny & Beth Musakal boat rides" und "Rocket D.I.Y.", welche er mit Hilfe seiner kleinen Tochter einspielte und die auf dem Indielabel Domino in kleinen Auflagen erschienen, waren gespickt mit Momenten der Größe in kleinem Rahmen. Umgeben von Flöten, Orgeln und wunderlichen Instrumenten, die ein Schottland aus vergangenen Zeiten sein eigen nennt. Leider trat aber der Fluß oft genug auf der Stelle, bewies Monotonie ohne Magie. Songfragmente, die mehr darauf ausgelegt waren, Originalität aus dem unproduzierten Nichts zu erzwingen, verliefen ins Schrulligkeitsnirwana.
"KC rules OK" überrascht zuallererst durch das ausgestanzte Emblem des Unternehmens Warner. Was nun? King Creosote verrät seine Wurzeln und holt die Charts von hinten auf? Ganz so ist es nicht, aber zu verzeichnen ist, daß sich das Album nicht mehr in schmucken Wohnzimmern oder feuchten Kellern windet, sondern daß das Attribut Homerecording dieses Mal am Nagel hängt. "No one bit ashamed" erblickt das Licht der Welt in dröger Lethargie, steigert sich mit Chören und Bläsern zu einer Hymne. "You are could I?" lädt ein zum Tanz, verzerrt durch keifende Violine. "Bootprints" verharrt in dieser Stimmung. Ein liebreizender, biederer Bossanova mit dem Fence Collective. Angegangen mit mehr als einem Grinsen im Gesicht. Eine Komödie in zwei Akten. Bei dieser schmissigen Transformation ist Staunen angesagt. Noch nie hat King Creosote so extrovertiert gedudelt. Noch nie hatte man das Gefühl, die Kopfhörer abzusetzen, die Welt da draußen an der Musik seiner heimlichen Lieblingssongwriter mit Grübelneigung teilhaben zu lassen, um dann das heimische Wohnzimmer als Tanzparkett zu mißbrauchen. Das folkloristische Instrumentarium, die Ideale von Bodenständigkeit und Eigenbrötlerei. Nichts hat sich verändert in diesem kauzigen Kosmos. Nur ein kleiner Dreh am Regler, ein Overdub hier, eine Produktionsnotiz da.
Zwar verläßt Anderson nach "Bootprints" den Ort der großen Geste und gibt sich auf dem Rest von "KC rules OK" seinen Songminiaturen hin, doch auch hier ist nichts zu spüren von Sparsamkeit und Spärlichkeit. "The vice-like gist of it", "Locked together" und die wunderschön poetische Liebeserklärung "My favourite girl" erstrahlen in voller Produktion und verlassen doch nie ihre zarten Kammerfolkwurzeln. Eine Entblätterung in aller Langsamkeit, um als sanfte Hymne weit entfernt von kryptischen Formeln und Pathos zu enden. King Creosote verzichtet auf Störgeräusche, öffnet sich der Eingängigkeit, setzt auf Konzeptionskunst im melodischen Sinne und verliert dabei nicht eine Sekunde den Bezug zu seinem Ursprung von Zerbrechlichkeit und Wehmut. "There is a darkness I keep to myself."
Highlights
- No one bit ashamed
- The vice-like gist of it
- My favourite girl
- I'll fly by the seat of my pants
Tracklist
- No one bit ashamed
- You are could I?
- Bootprints
- The vice-like gist of it
- 678
- Locked together
- Jump at the cats
- My favourite girl
- So forlorn
- I'll fly by the seat of my pants
- Marguerita red
Gesamtspielzeit: 44:57 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
conorocko |
2009-06-07 20:53:45 Uhr
hier fehlen auf jeden fall midlake in den referenzen. ist mir als erstes eingefallen als ich king creosote gehört habe. beides super bands |
Zufall? |
2007-06-25 15:24:37 Uhr
Dandys rule OK |
The Triumph of Our Tired Eyes |
2007-06-25 10:15:50 Uhr
Mal reinhören muss ich dann wohl... |
Sick |
2007-06-25 00:01:13 Uhr
Toll. |
captain kidd |
2007-06-24 14:26:25 Uhr
höre es gerade wieder. doch sehr wunderbar alles. schön watte irgendwie. oder wie ein großes federkopfkissen. |
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Referenzen
The Fence Collective; The Lone Pigeon; James Yorkston and the Athletes; Badly Drawn Boy; Nicolai Dunger; Ron Sexsmith; U.N.P.O.C.; Tim Hardin; Tim Buckley; Bert Jansch; Bill Fay; Hayden; Andrew Bird; Lucky Jim; Nick Drake; Bob Dylan; Palace Music; Kiddy Cinema; Down The Tiny Steps; Clock; Things In Herds; M. Ward; Ryan Adams; The Beta Band; Ballboy; The Waterboys; Elliott Smith; Sodastream; Iron & Wine; Holopaw
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