De Rosa - Mend

Chemikal Underground / Rough Trade
VÖ: 30.06.2006
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Flickwerk
Es gibt Musik, die muß man einfach laut hören. Und es gibt Namen, die muß man einfach laut lesen: Siorrachd Lannraig zum Beispiel. Hierbei handelt es sich nicht nur um einen erstklassigen phonetischen Parcours, sondern um den original schottisch-gälischen Namen für Lanarkshire. Eine liebliche Grafschaft, die schon seit einigen Jahren nicht mehr existiert, weil sie im Zuge irgendwelcher Verwaltungsoptimierungsmaßnahmen gedreiteilt wurde: in North Lanarkshire, South Lanarkshire und Glasgow. De Rosa könnten zu diesem spannenden Thema sicher ein abendfüllendes Referat halten - das Quartett verwebt in seinen Stücken nämlich mit Vergnügen heimatlich-regionale Referenzen, gerne auch direkt im Titel: "New Lanark", "Cathkin braes", "Hattonrigg pit disaster". Man könne kaum einen ehrlichen Song schreiben, wenn man nicht sein tatsächliches geographisches Revier mit einbeziehen würde.
Ist klar, daß eine Band mit derart ausgeprägtem Umweltbewußtsein auch beim Recycling engagiert mitmacht: Da hätten wir beispielsweise die extratighte Rhythmik von Joy Division, die postpunkaggressive Echauffierungstendenz von Sonic Youth, aber auch herbstelnde Travis-Akustikgitarren (insbesondere bei "Hopes & little jokes"). Außerdem klingt Fronthysteriker Martin John Henry abwechselnd gerne mal nach Thom Yorke und Fran Healy. Und, auch hier wiederholt sich die Musikgeschichte immer wieder gerne: Henry ist Absolvent der Glasgow School Of Art. Man weiß nicht so genau, ob der Welt mit der Gründung von De Rosa Anfang des neuen Jahrtausends möglicherweise ein großer Maler verloren gegangen ist, aber immerhin führte ihn die Kunsthochschule zu einer wichtigen Erkenntnis: Seine Musik, die solle bitteschön genau das Gegenteil von der durchdachten Erschaffungsmethode sein, die ihm die Professoren eingetrichtert hatten. Ehrlich und intuitiv.
Geschlagene zweieinhalb Jahre hat die Vollendung von "Mend" gedauert - was vor allem an der bandinternen Personalfluktuation lag. Dafür hat Henry nun aber mit Ross Stewart (Keyboards, Gitarre, Violine) und den Brüdern James (Baß) und Neil (Schlagzeug) Woodside die Idealbesetzung gefunden: Gemeinsam erkundet man sicher rhythmische Abenteuer-Spielplätze wie das herausragende "Father's eyes", schrammelt die Single "Camera" fröhlich aus dem Bilderrahmen und stellt sachkundig melancholierend fest: "Evelyn / The colours you are painted in / Are fading." Mit verblassenden Farben haben De Rosa nun wirklich kein Problem, wohl aber mit dem Entdecken neuer Farbvariationen, was vor allem am bloß durchschnittlich indierockenden "All saints day" deutlich wird. Und auch "The engineer" dreht zwar äußerst sympathisch, aber gleichzeitig auch viel zu souverän an den altbekannten Akustikpop-Schrauben. Es gibt Musik, bei der es besonders schade ist, daß sie nicht auf Albumlänge, sondern nur in Songportiönchen zu enthusiasmieren vermag. Und es gibt Namen, die man sich trotzdem merken sollte - De Rosa zum Beispiel. Und natürlich Siorrachd Lannraig.
Highlights
- Father's eyes
- Camera
- Hopes & little jokes
Tracklist
- Father's eyes
- Camera
- New Lanark
- All saints day
- Hopes & little jokes
- Cathkin braes
- On recollection
- Evelyn
- Hattonrigg pit disaster
- Headfirst
- The engineer
Gesamtspielzeit: 36:31 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Pelo |
2006-09-06 20:09:35 Uhr
Sind ganz nett, vorallem live klangs gut. :) |
everlasting |
2006-07-13 13:10:27 Uhr
cool, endlich gibts nen thread....sehr feine Platte! Und Father´s Eyes ist wirklich fantastisch, aber auch der Rest weiß zu gefallen! |
curtbali |
2006-07-13 10:28:29 Uhr
Hab' Modest Mouse und Pixies in den Referenzen vergessen. |
curtbali |
2006-07-13 10:25:56 Uhr
Huch, noch kein Thread?Habe nur einmal bei auf ihrer MySpace-Seite reingehört. Und "Father's eyes" ist wirklich herausragend. Auch der Rest weiß zu gefallen. Musikalisch würde ich das spontan irgendwo zwischen indie-rockenden Notwist, Pavement und dEUS verorten. |
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Referenzen
Arab Strap; Malcolm Middleton; The Delgados; dEUS; Zita Swoon; Das Pop; Mumble & Peg; Yo La Tengo; Sonic Youth; Pixies; The Flaming Lips; Laakso; Pavement; Gomez; Girls In Hawaii; Radiohead; Travis; Joy Division; Gang Of Four; Grant Lee Buffalo; The Go-Betweens; Red House Painters; Low; Mogwai; Built To Spill; My Morning Jacket; Billy Bragg; Bright Eyes
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