Camera Obscura - Let's get out of this country

Elefant / Rough Trade
VÖ: 23.06.2006
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Eistanzen
Das ist natürlich auch eine Möglichkeit. Weil sie bisher regelmäßig als Mini-Playback-Show-Abklatsch ihrer Landsfrauen und -männer von Belle & Sebastian verkannt worden sind, sorgen Camera Obscura diesmal lieber selbst für die falschen Assoziationen. Ordentlich Hall auf die Hammond-Orgel, alles nochmal mit Bedeutungsschwere eingerieben, und schon darf man sich fühlen, als ginge das dritte Album der Glasgower in einer Kirche los. Hält aber nur zwölf Sekunden, natürlich, dann trabt die Gitarre wieder leichtfüßig, fährt Slalom um listig aufgestellte Drums und landet schließlich in Tracyanne Campbells Armen. Ist schon ein Traum aus Plüschkissen und Zuckerwatte, wie locker die Sängerin und Songwriterin von Camera Obscura das managt. Marijke Amado faltet die Hände, wir geben ab in die Werbung.
Man kommt nicht umhin, von Spielfreude und technischen Kabinettstücken zu sprechen, jetzt wo wir wieder zurück sind und Camera Obscura erklären möchten. Sophistication ist hier eben nicht nur Un-, sondern auch Zauberwort, besonders mit Blick auf die Luxusstreicher, die für "Let's get out of this country" Pirouetten drehen und Rittberger springen mußten. Schon in "Lloyd, I'm ready to be heartbroken" mit dem pragmatischen Titel geht das los, hin und her. Campbell singt dazu erstaunlich kühl, als wäre sie in Gedanken ganz woanders. Und gerade deshalb funktionieren so Zeilen wie "I can't see further than my own nose at the moment" dann natürlich auch. Es liegt eben alles im Auge des Betrachters.
Der Blick weitet sich aber wieder, schon mit dem nächsten Stück und der nächsten Herzschmerzgeschichte. Camera Obscura können beflügelte Popsonghopser, getragene Balladenschwelgerei, pompöses Walzertanzen und kurz auch zupackenden 60s-Rock mit "If looks could kill". Für "I need all the friends I can get" wurde der altbewährte Trick aufgekocht, alle Freunde mitsingen zu lassen, die zu kriegen waren. Und "Razzle dazzle rose" drückt der Platte schließlich eine Spritze in den Arm, die uns gleich ganz schummrig und feierlich werden läßt. Wir sind hier nicht in der Kirche, wie gesagt. Aber für Tracyanne Campbell sollte trotzdem mal jemand einen Altar bauen.
Highlights
- Lloyd, I'm ready to be heartbroken
- If looks could kill
Tracklist
- Lloyd, I'm ready to be heartbroken
- Tears for affairs
- Come back Margaret
- Dory Previn
- The false contender
- Let's get out of this country
- Country mile
- If looks could kill
- I need all the friends I can get
- Razzle dazzle rose
Gesamtspielzeit: 39:09 min.
Referenzen
Saturday Looks Good To Me; Isobel Campbell; The Gentle Waves; Belle & Sebastian; The Reindeer Section; El Perro Del Mar; Aberfeldy; The Beautiful South; The Owls; The Delgados; The Orange Peels; The Tyde; Beachwood Sparks; Rilo Kiley; Jenny Lewis With The Watson Twins; The Elected; The Pipettes; Phil Spector
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